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Kaffee vor Trendwende nach oben?

20.03.2009  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)

Nicht viel Freude hatten in den letzten Monaten Anleger, die auf steigende Kaffeepreise spekulierten. Ein erwarteter Angebotsüberschuss von rund fünf Millionen Säcken ist ebenso wenig ein geeigneter Nährboden für eine dauerhafte “Rallye“ wie die teilweise sehr schwachen konjunkturellen Aussichten für das laufende Jahr. Kürzlich jedoch machten die Notierungen einen ordentlichen Satz nach oben. Und das nicht ohne Grund:


Massive Ernteeinbußen

In ihrem Februar-Report reduzierte die Internationale Kaffee-Organisation ihre Schätzung bezüglich des weltweiten Outputs von zuvor 133,4 auf jetzt 127,8 Millionen Bags. Verantwortlich hierfür sind in erster Linie signifikante Ernteeinbußen in Kolumbien, Vietnam und Indien. Anfang Januar meldete sich zudem auch die brasilianische Regierung zu Wort und veranschlagte die 2009er-Ernte auf 37,8 Millionen Säcke nach 51,1 Millionen Bags in der letzten Saison. Auch wenn die Schätzungen der Behörden im “Land am Zuckerhut“ traditionell eher etwas zu niedrig sind, herrscht Einigkeit darüber, dass die brasilianische Ernte erheblich geringer ausfallen wird als 2008. Insgesamt muss davon ausgegangen werden, dass auch das amerikanische Landwirtschaftsministerium in Bälde seine Produktions-Prognose erkennbar zurücknimmt. Bislang geht man dort noch von einer Produktion zwischen 138 und 140 Millionen Bags sowie dem oben erwähnten Angebotsüberschuss von fünf Millionen Säcken aus.


Robuste Nachfrage

Zudem präsentiert sich die Nachfrage überaus robust. Bereits seit Jahren steigt der globale Kaffeekonsum und daran wird weder die Finanzkrise noch eine Rezession viel ändern können. Die Internationale Kaffee-Organisation sieht den Bedarf in diesem Jahr bei 128 Millionen Säcken und damit leicht über dem Angebot. Ob diese sehr bullische Markteinschätzung eintrifft, muss man sehen. Aber nach unserer Einschätzung besteht eine recht hohe Chance, dass der Angebotsüberschuss deutlich unter den noch geltenden Prognosen des US-Landwirtschaftsministerium liegen wird.


Versorgungslage nach wie vor angespannt

Jedoch bleibt die Versorgungssituation selbst dann außerordentlich angespannt, wenn man die letzten USDA-Schätzungen als korrekt unterstellt. Dann steigen die Endbestände auf 39,6 Millionen Säcke. Das Ending Stock to Use Ratio liegt bei 29 Prozent. Das sind zwar zwei Prozent mehr als im letzten Jahr. Im historischen Vergleich allerdings ist dieser Wert sehr niedrig. So bewegte sich die wichtige Kennzahl in den Jahren 2005 bis 2007 stets über 30 Prozent. Unter fundamentalen Gesichtspunkten spricht also eine ganze Menge für anziehende Kaffeepreise.


Bullische Saisonalität

Anlass zur Hoffnung auf steigende Notierungen gibt darüber hinaus die Saisonalität. Von Mitte April bis Mitte Mai erhält der Markt eine sehr starke Long-Unterstützung, die vor allem daher herrührt, dass es in dieser Zeit immer wieder zu Nachfrösten in Brasilien kommt, die den empfindlichen Pflanzen schaden. Häufig jedoch sind die dahingehenden Ängste übertrieben, wodurch sich der anschließende Preisverfall erklärt. Nichtsdestotrotz dürften für kurzfristig orientierte Trader in den nächsten Wochen einige Prozent Gewinn mit Long-Engagements in Kaffee drin sein.


Commercials sind netto long

So denkt offenbar auch die Mehrheit der kommerziellen Marktteilnehmer. Immerhin sind die Commercials - wenn auch marginal - netto long positioniert. Wir beobachten und handeln Kaffee nun schon seit vielen Jahren und speziell in der jüngeren Vergangenheit war es immer so, dass bei einer solchen Positionierung Kursaufschläge nicht allzu lange auf sich warten ließen. Wir sehen aktuell keinen Grund, warum es in diesem Jahr nicht ähnlich laufen sollte.


Positive Charttechnik

Sehr positiv hinsichtlich höherer Kaffeepreise präsentiert sich zudem die technische Seite. Der starke Support bei 105 US-Cents markierte kürzlich das Ende der monatelangen Abwärtsbewegung. In den zurückliegenden Tagen konnten die Notierungen dann bereits zulegen. Entsprechend generieren sowohl der MACD als auch die Stochastik momentan ein Kaufsignal. Auch der RSI liegt mit 55 im bullischen Bereich. Kurzfristig sollte damit der Widerstand bei 122 US-Cents getestet werden. Fällt dieser könnte es schnell auf bis zu 140 US-Cents hoch gehen. Risikobewusste Anleger sollten somit das Eingehen einer spekulativen Long-Position ernsthaft in Betracht ziehen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de