Kakao: Nach Rücksetzer long gehen?
13.03.2009 | Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
Im Zuge der globalen Finanzkrise gerieten auch die Notierungen vieler Rohstoffe unter massiven Abgabedruck. Recht gut gehalten hat sich demgegenüber der Kakaopreis, wenngleich der Kurs von seinen Höchstständen im Bereich knapp unter 3.000 US-Dollar je Tonne erkennbar zurückgekommen ist. In Anbetracht der relativen Stärke stellt sich die Frage, ob Anleger die jüngsten Rücksetzer zum Long-Einstieg nutzen sollten.
Keine gravierenden Ernteschäden
Die deutlichen Kurszuwächse zwischen November und Februar waren insbesondere das Resultat der Sorge bezüglich gravierender Ernteschäden in den beiden Hauptproduzenten-Staaten Elfenbeinküste und Ghana. Tatsächlich jedoch haben sich die Befürchtungen, heiße Winde aus der Sahara könnten einen nicht unerheblichen Teil der Ernte beschädigen oder vernichten, nicht bestätigt. Trotzdem wird der Output der beiden Länder in der laufenden Saison signifikant hinter den Höchstwerten zurückbleiben, weil die Witterungsbedingungen ungeachtet des Ausbleibens des “Supergaus“ nicht optimal waren. Zudem leiden viele Sträucher an einer geheimnisvollen Krankheit, die man bislang noch nicht vollständig in den Griff bekommen hat. Dieser Umstand sollte sich mindestens negativ auf die Qualität vieler Bohnen auswirken. An der Elfenbeinküste erwartet man eine Produktion von nur noch einer Million statt 1,3 Millionen Tonnen. Und Indonesien wird das Minus nicht auffangen können, weil man dort selbst mit einem Pflanzenpilz zu kämpfen hat.
Ending Stock to Use Ratio auf 20-Jahrestief
Anfang März gab die Internationale Kakao-Organisation bekannt, dass man für das laufende Wirtschaftsjahr mit einem weltweiten Produktionsrückgang von fünf Prozent und einem Nachfrageüberschuss von 193.000 Tonnen rechnet. Bei den Endbeständen rechnen die Experten demzufolge abermals mit einem Minus auf nur noch 1,3 Millionen Tonnen. Das Ending Stock to Use Ratio wird bei 35 Prozent gesehen. Das hört sich auf den ersten Blick üppig an, aber man sollte nicht vergessen, dass dies der niedrigste Wert seit 1987 ist. Mit echten Versorgungsengpässen ist zwar sicher nicht zu rechnen. Vor dem Hintergrund des kontinuierlich steigenden Verbrauchs muss man die fundamentale Situation zumindest als gemäßigt „buhlisch“ bezeichnen, auch weil die Nachfrage durch den konjunkturellen Einbruch nur unwesentlich betroffen sein dürfte.
Saisonalität spricht für fallende Kurse
Dennoch sollte man unter saisonalen Gesichtspunkten in den kommenden Wochen und Monaten keine “Wunderdinge“ von den Kakaopreisen erwarten. Bis Mitte Juni tendieren diese für gewöhnlich leichter, bevor es im Anschluss zu deutlichen Steigerungen kommt. Von daher gibt es sicherlich bessere Zeitpunkte als jetzt, um Long-Positionen in Kakao aufzubauen.
Bärische Charttechnik
Dies gilt umso mehr, als die technische Ausgangslage aktuell ziemlich bärisch ist: Der Aufwärtstrend seit November ist mittlerweile “Geschichte“ und stattdessen herrscht ein intakter Abwärtstrend seit Anfang/Mitte Februar vor. Negativ ist darüber hinaus, dass zuletzt die Unterstützung bei etwa 2.350 US-Dollar unterschritten wurde. Sofern es sich hierbei nicht um eine “Bärenfalle“ handelt, muss im schlimmsten Fall mit einem nochmaligen Test des starken Supports bei 1.900 US-Dollar gerechnet werden, auch weil sämtliche Indikatoren Verkaufssignale generieren. Derzeit jedenfalls lässt sich ein Einstieg auf der “langen Seite“ technisch nicht rechtfertigen. Mutige Investoren können ein Niveau zwischen 2.200 und 2.100 US-Dollar für den Aufbau von Long-Positionen nutzen. Allerdings sollte vorher in jedem Fall auf eine sichtbare Umkehrformation geachtet werden.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de