Brent fällt auf Vierjahrestief
09.12.2008 | Frank Schallenberger
Baisse weiter intakt
Die Baisse am Ölmarkt hat auch in der abgelaufenen Woche angehalten. In nur fünf Handelstagen fiel der Preis für Brentöl in der Spitze um 10 Dollar oder fast 20%, so dass zeitweise sogar die 40-Dollar-Marke unterschritten wurde. Der Ölpreis hat damit das niedrigste Niveau seit vier Jahren erreicht. Ein wesentlicher Faktor für den neuerlichen Preisrutsch dürfte im Verhalten der OPEC begründet sein, die auf der Konferenz Ende November keine weitere Förderkürzung beschlossen hat und die Entscheidung bezüglich einer Drosselung des Outputs vorerst bis zum Meeting am 17. Dezember vertagt hat.
Konjunkturelle Hiobsbotschaften reißen nicht ab
Daneben haben die anhaltenden konjunkturellen Hiobsbotschaften für Revisionsbedarf bei den Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum und für die Ölnachfrage im kommenden Jahr gesorgt. So wurde aus den USA der stärkste monatliche Beschäftigungsrückgang seit 34 Jahren gemeldet. Die LBBW hat die BIP-Prognose für das Jahr 2009 für die USA von -0,5% auf -1,0% gesenkt, für die Eurozone wird mit -1,2% nach -0,8% gerechnet und das Welt-BIP dürfte nur noch bei +1,5% liegen (bisherige Schätzung +1,7%). Die weitere Eintrübung der Konjunkturperspektiven hat die IEA veranlasst, die Prognose für die Zunahme der Ölnachfrage 2009 von 0,35 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) auf 0,22 mbpd zu korrigieren. Aufgrund der verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen senken daher auch wir unsere Ölprognose auf 55 Dollar (3-Monatsziel) und 65 Dollar (12-Monatsziel).
OPEC vor großem Schritt
Mit dem neuerlichen Preisrutsch nach der OPECKonferenz vom 29. November hat sich die Situation für die Mitglieder des Kartells nochmals sehr deutlich verschärft. Alles andere als eine massive Förderkürzung am 17. Dezember wäre eine große Überraschung. Im aktuellen Umfeld dürfte der Output mindestens um 1,5 Mio. mbpd zurückgefahren werden. Die Kürzungen seit September würden sich dann auf insgesamt 3,5 mbpd summieren. Aufgrund der Tatsache, dass die Ölnachfrage im kommenden Jahr voraussichtlich relativ unverändert gegenüber 2008 ausfallen wird (siehe IEAPrognose), ist 2009 mit einem globalen Angebotsdefizit von durchschnittlich rund 2,5 mbpd zu rechnen.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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