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Kaffee: Kommt jetzt eine neue Aufwärtsbewegung?

28.11.2008  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)

Seinem Ruf als außerordentlich volatiler Rohstoff wurde Kaffee in diesem Jahr einmal mehr bemerkenswert gerecht. Auf die verblüffende “Rallye“ zu Jahresbeginn folgte der Absturz quasi auf dem Fuße, bevor die Notierungen sich bis Sommer abermals nach oben hangelte. Im Zuge der Rezessionsängste, die nahezu alle Rohstoffpreise unter Druck brachten, schmierte dann auch Kaffee neuerlich ab. Viele Anleger fragen sich daher aktuell, ob es demnächst wieder zu einer neuen dynamischen Aufwärtsbewegung kommt und daher jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um Long-Positionen aufzubauen.


Anstehende Rekordernte

Vor Augen halten sollten sich die “Bullen“ in jedem Fall, dass auf den weltweiten Kaffee-Plantagen gegenwärtig eine historische Rekordernte heranwächst. Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet mit 140,6 Millionen Säcken. Etwas weniger zuversichtlich zeigt sich die Internationale Kaffee-Organisation, die Anfang September 131 Millionen Bags in Aussicht stellte. Bei letzterer Schätzung ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese auf der offiziellen Ernte-Schätzung der brasilianischen Regierung basiert, die sich lediglich auf 45,8 Millionen Säcke beläuft. Die meisten Analysten und auch wir erachten diese Vorhersage als deutlich zu niedrig. Die Brasilianer sind bekannt dafür, die eigenen Ertragsprognosen bewusst zu gering anzusetzen, um die Preise nicht unnötig zu belasten. Der Zyklus der Kaffeesträucher im “Land am Zuckerhut“ spricht für eine signifikant höhere Ernte. Damit erscheinen die von den amerikanischen Behörden anvisierten 51,1 Millionen Säcke wesentlich realistischer. Auch für Vietnam prophezeit man einen deutlichen Zuwachs beim Output von 17,5 auf 21,5 Millionen Säcke.


Überangebot ja, Kaffee-Schwemme nein

Angesichts der hohen Ernteerträge steht es mittlerweile außer Frage, dass es Kaffeemarkt zu einem Überangebot kommen wird. Je nach Quelle wird die Produktion zwischen 3,5 und 5,0 Millionen Bags über dem Verbrauch liegen. Dadurch wird sich die prekäre Versorgungslage der letzten Saison signifikant entspannen. Lag das Ending Stock to Use Ratio 2007/08 noch bei zehn Prozent. Dürfte diese wichtige Kennzahl im laufenden Wirtschaftsjahr auf 13 Prozent steigen. Dass hört sich zugegebenermaßen nicht sonderlich “bullish“ an. Aber man sollte nicht vergessen, dass die genannten 13 Prozent trotzdem den zweitniedrigsten Wert in den zurückliegenden zehn Jahren darstellen. Insofern erscheint zumindest auf dem derzeitigen Niveau das weitere Abwärtspotenzial überschaubar. Wir können uns eher moderte Kurszuwächse vorstellen.


Saisonalität spricht für Kursanstiege

Gestützt wird diese Annahme auch durch den saisonalen Kursverlauf. Für gewöhnlich kommt es ab Ende November zu einer ausgeprägten Jahresend-Rallye, die sich bis ins Frühjahr des Folgejahres hineinzieht. Unter diesem Gesichtspunkt ist Kaffee als Long-Investment in einem Zeitfenster von sechs Monaten sicherlich überaus interessant.


CoT-Daten extrem “bullish“

Das überragende Argument, sich bei den “aromatischen Bohnen“ auf der “langen Seite“ zu versuchen, sind jedoch die CoT-Daten. Im Schlepptau des massiven Preisverfalls der letzten Wochen sind die kommerziellen Marktteilnehmer nunmehr mit fast 10.000 Kontrakten netto long positioniert. Das belegt, dass diese für gewöhnlich sehr gut informierte Händlergruppe Kaffee zur Stunde als tendenziell günstig erachtet. In der Vergangenheit war es häufig so, dass eine saldierte Long-Positionierung der “Commercials“ den “Startschuss“ für eine neue “Rallye“ darstellte. Ungeachtet der anstehenden Rekordernte erscheint Kaffee long insgesamt eine durchaus viel versprechende Anlageidee zu sein.


Charttechnik: Bodenbildung in vollem Gange

Auch charttechnisch spricht einiges für baldige Kursanstiege. Im Bereich von etwa 110 US-Cents hat sich mit einem Doppelboden eine tragfähige Unterstützung etabliert. Von diesem Niveau aus konnte der Markt in den letzten Tagen bereits leicht zulegen. Demzufolge generieren sowohl der MACD als auch die Stochastik zur Stunde ein Kaufsignal. Auch der RSI ist im Steigen begriffen und auf einem guten Weg, in den “bullishen“ Bereich über 50 vorzubringen. Sofern das Umfeld einigermaßen mitspielt rechnen wir in Bälde mit einem Test des Supports bei 120 US-Cents in der Dezember-Lieferung. Wird diese Marke überwunden, würde sich eine fast lupenreine W-Formation ergeben, die weitere Käufer anlocken sollte. Eingegangene Long-Positionen sollten mit einem Stopp knapp unterhalb des starken Supports bei 110 US-Cents versehen werden.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de