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Mobilmachung + China + Kasachstan = Uranpreise vor Explosion!

23.09.2022 | 7:00 Uhr | Uli Pfauntsch, CompanyMaker

Als kürzlich größere Geländegewinne durch die ukrainische Armee gemeldet wurden, setzte der Markt auf ein schnelles Kriegsende und es kam zu einer Short-Squeeze-Rally, die rasch verpuffte. Nun hat Russland erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg eine Mobilmachung angeordnet. Insgesamt sollen 300.000 Reservisten eingezogen werden. "Wenn die territoriale Integrität unseres Landes bedroht ist, werden wir alle verfügbaren Mittel einsetzen, um unser Volk zu schützen - das ist kein Bluff", sagte Präsident Wladimir Putin am Morgen in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Zugleich warnt der russische Präsident vor einer "Erpressung" Russlands mit Atomwaffen.

"Diejenigen, die versuchen, uns mit Atomwaffen zu erpressen, sollten wissen, dass die Kompassrose sich in ihre Richtung drehen kann", sagte Russlands Präsident.

"In unserer historischen Tradition, im Schicksal unseres Volkes liegt es, diejenigen zu stoppen, die nach der Weltherrschaft streben, die unserem Mutterland, unserer Heimat mit Zerstückelung und Unterdrückung drohen", drohte Putin.

Mit der erneuten Eskalation von russischer Seite reagierten die Energiepreise mit deutlichen Anstiegen. Es gilt zu bedenken, dass wir uns in einem fortlaufenden Sanktionsprozess befinden. Insbesondere Uran-Sanktionen könnten demnächst entweder von russischer Seite beschlossen werden - oder der Westen kommt Russland zuvor. Damit würde sich das bereits enorm hohe Angebotsdefizit im Uran (circa 200 Millionen Pfund Nachfrage vs. 135 Millionen Pfund Angebot) zusätzlich verschärfen.


Kasachstan wendet sich ab von Putin!

Zeitgleich erreichen uns interessante Nachrichten aus Kasachstan. Infolge von Sanktionen fahren LKWs mit europäischen Waren die Grenze der EU zu Weißrussland an und laden dann Waren auf weißrussische oder russische Fahrzeuge um, um sie unter anderem nach Kasachstan weiter zu transportieren. Jetzt beschwert sich das russische Verkehrsministerium darüber, dass Astana von den Fahrern dieser Lastwagen die Vorlage von Genehmigungen für den legalen Transport von EU-Waren verlangt hat und Lastwagen festhält, wenn sie diese Papiere nicht besitzen.

Astana hat sich den westlichen Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen, aber der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew sagte, er werde russischen Unternehmen nicht helfen, die Sanktionen zu umgehen.

Tokajew erwähnt niemals Russland oder den Krieg. Aber er sagt in seinem Kommentar: "Selbst angesichts des großen internationalen Drucks … werden wir uns nicht nach innen wenden oder uns für die Isolation entscheiden … wir verstärken die liberale, internationale, offene Politik."

Am gestrigen Tag eine neue Entwicklung: Russische Medien beklagen, dass die Halyk Bank of Kazakhstan den Service für das russische Zahlungssystem "Mir" eingestellt hat. Mir ist die Alternative für Russen, nachdem sich Visa, Mastercard und Amex aus Russland zurückgezogen haben.


China + Kasachstan: "unzerbrechliche Freundschaft"

Es ist sicherlich kein Zufall, dass die Maßnahmen Kasachstans gegen die russischen Interessen kurz nach dem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping erfolgten.

Auf der Internetseite des chinesischen Außenministeriums heißt es: "China schätzt seine Beziehungen zu Kasachstan sehr und unterstützt Kasachstan nachdrücklich bei der Wahrung der nationalen Unabhängigkeit, Souveränität und territorialen Integrität sowie bei der Ergreifung von Reformmaßnahmen zur Wahrung der nationalen Stabilität und Entwicklung. China wird immer ein vertrauenswürdiger und zuverlässiger Freund und Partner Kasachstans sein.

China ist bereit, mit Kasachstan zusammenzuarbeiten, um die Entwicklung und Verjüngung des anderen nachdrücklich zu unterstützen und sich gegenseitig zu helfen, Entwicklung und Wohlstand zu erreichen. Die unzerbrechliche Freundschaft zwischen China und Kasachstan wird zum Wachstum positiver und fortschrittlicher Kräfte in der Welt und zum Aufbau einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit beitragen".

Man kann angesichts des Tons von Tokajew gegenüber Moskau nur davon ausgehen, dass sich Xi glasklar zu Chinas Engagement gegen eine russische Einmischung in Kasachstan und für die Unabhängigkeit des Landes geäußert hat. Mit einem defacto- "Schutzmacht-Status" Chinas, hat sich das politische Risiko für Kasachstan von russischer Seite drastisch reduziert. Allerdings verlagert Kasachstan seine Abhängigkeit damit lediglich von Russland nach China. Im Hinblick auf einen potenziell zukünftigen Konflikt mit Thailand, würden neue Schwierigkeiten entstehen.


China schläft bei Uran-Beschaffung nicht!

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Dem New Yorker Hedgefund-Berater OceanWall gelang es in diesen Tagen, in einer Diskussion mit Askar Batyrbayev (CCO Kazatomprom), tieferen Einblick in den Uranmarkt zu nehmen, nachdem man bereits zum World Nuclear Symposium eine Woche zuvor ein Gespräch führte.

Askar betonte, dass man erheblichen Appetit für Uranbeschaffung von den Finanzmärkten sieht. Es ist vergleichbar mit dem Einfluss, den Hedgefunds Mitte 2004 auf den Uranpreis hatten, gefolgt von Investmentbanken, mit der Gründung von Nufcor in 2005/2006 durch die Deutsche Bank.

[pagebreak]Obwohl es grundsätzlich immer gefährlich ist, vorherige Bullenmärkte aus dem Rückspiegel zu betrachten um so die heutige Richtung zu bestimmen, glaubt OceanWall, dass die Rückenwinde diesmal viel, viel stärker sind.

Askar betonte, dass die Jahre, in dem Versorger zum Spotmarkt rennen, um sich Angebot zu sichern, vorbei sind. Die überschüssigen Lagerbestände, die den Markt nach Fukushima fluteten, sind erschöpft und Versorger müssen sich nun in formellen, langfristigen Verträgen engagieren, um ihre Versorgung bis Ende des Jahrzehnts zu sichern.

Während 2022 auch für Kazatomprom ein Rekordjahr für langfristige Verträge ist, hob Askar hervor, dass einige Versorger mit seinem Unternehmen Verträge bis 2035 abschließen - 13 Jahre von heute.

Mit den Versorgern, die weitgehend für 3-5 Jahre abgedeckt sind, wird die Frage sein, wie lange sie sich längere Beschaffungs-Levels noch leisten können. Das bringt uns zur nächsten Schlussfolgerung - China!


China + Kasachstan: Uran als wichtigste Begehrlichkeit!

Während Uranexporte aus Kasachstan etwa 20 Prozent des jährlichen Uranbedarfs in Europa und etwa 22 Prozent in den Vereinigten Staaten ausmachen, dürfte der Prozentsatz für China viel höher sein, da fast das gesamte Uran in China, das für kommerzielle Zwecke verwendet wird, importiert wird.

China ist derzeit der größte Energieverbraucher der Welt. Der größte Teil der Energie des Landes stammt aus fossilen Brennstoffen, insbesondere aus Kohle, die über 60 Prozent der Energieversorgung Chinas liefert. Im Gegensatz dazu macht die Kernkraft nur etwa 2 Prozent der installierten Stromkapazität Chinas aus und liefert lediglich 3 Prozent des Stroms des Landes.

Die Einschätzung des CCOs von Kazatomprom: "China wird "sehr bald" zum größten Uranmarkt. Es ist das einzige Land, das sich es leisten kann (erfolgreich), acht Reaktoren pro Jahr zu bauen. China ist der größte sich entwickelnde Markt für Uran, der attraktivste Markt … und unsere geographische Lage versetzt uns in eine Vorteils-Situation".

China plant den Bau von 150 Reaktoren in den kommenden 15 Jahren, mit Kosten von 440 Milliarden Dollar, ihre Pläne sehen vor, dass in 15 Jahren so viele Reaktoren gebaut werden, wie global über 35 Jahre.

UxC berichtete kürzlich, dass China ein Grund dafür ist, dass die Ära der exzessiven Lagebestände vorüber ist. Ein Fakt, der das Ausmaß dieser Beschaffungspläne in Bedrängnis bringt, war:

Zur derzeitigen Rate chinesischer Uran-Beschaffung, gepaart mit ihren Plänen zum Bau von 8 neuen Reaktoren pro Jahr, könnten wir sehen, dass China 4-5 Jahre globalem Verbrauch abschneidet.

Mit global jährlicher Nachfrage nach Uran bei circa 200 Millionen Pfund, wären dies potenziell 1 Milliarde Pfund Uran, die vom Markt abgeschnitten wären.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass China ebenso Pläne für die Schaffung einer strategischen Uran-Reserve zur Lagerung nahe der Grenze zu Kasachstan veröffentlicht hat. Das "Alshankou" Lager dürfte eine Lagerkapazität von 23.000 Tonnen Uran bis 2026 haben (entspricht der jährlichen Produktionskapazität in Kasachstan).

Dieses Material ist natürlich noch nicht verfügbar. Doch es bringt die Idee zurück, dass primäres Angebot aus dem Westen ans Netz gehen muss, um die globale Nachfrage zu befriedigen, was nur dann passieren kann, wenn die Preise erheblich steigen.


Fazit: Schwache Tage sind Kauftage!

Auch Industrieberater UxC zog aus dem World Nuclear Symposium in London (das jährliche Treffen der gesamten Nuklear-Wertschöpfungskette) folgende Schlussfolgerung: "Die neue Realität ist, dass Versorger, die zuvor Lagerbestände aus einem überfluteten Spotmarkt bekommen konnten, dazu nicht mehr in der Lage sind und diese, die nach der Sicherung der Versorgung Ausschau halten, bald mit der Vertragsbildung beginnen müssen".

Doch selbst dann, wenn Kazatomprom seine Produktion auf maximale Kapazität steigert, wäre dies bei weitem nicht ausreichend, um das Angebotsdefizit auszugleichen.

Obwohl sich das geopolitische Risiko für Kazatomprom mit der Zusicherung des chinesischen Präsidenten erheblich reduziert hat, konnte die Aktie (bislang) nicht profitieren. Eventuell deshalb, weil diese Entwicklung den meisten Marktteilnehmern entgangen sein dürfte. Oder weil man die neue Abhängigkeit von China allenfalls als "kleineres Übel" betrachtet. Fakt ist, dass China in 15 Jahren über mehr als 200 Reaktoren verfügen wird und damit mehr als doppelt so viel Uran benötigt als der derzeitige Betreiber der größten Reaktorflotte, die USA.

Da neue Reaktoren mehr Leistung aufweisen und damit auch mehr Uran verbrauchen, dürfte China in einigen Jahren für sich alleine etwa so viel Uran benötigen, wie die heutige Produktion auf dem gesamten Planeten.

Energieversorger, die keine 10-jährige Abdeckung für Urankernbrennstoff haben, sollten sich beeilen, da viele nicht in der Lage sein werden, Lieferungen für Verträge abzuschließen, die man derzeit für akzeptable Preise hält.

Ein Preisanstieg auf +100 Dollar/Pfund über das kommende Jahr ist sehr wahrscheinlich - die Hebewirkung, die sich auf Uranaktien entfaltet, würde alle anderen Marktsektoren in den Schatten stellen! Deshalb gilt weiterhin: Schwache Tage im Uransektor sind Kauftage!


© Uli Pfauntsch
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