Rohstoffe: Jahreshoch in Reichweite!

15.03.2019 | 13:58 Uhr | Frank Schallenberger, LBBW

Die Rohstoffe haben in den letzten Tagen wieder zugelegt und der Bloomberg Commodity Index (Spot) nahm Kurs auf das vor drei Wochen erreichte Jahreshoch bei 349 Punkten. Zuletzt ging es vor allem bei den Energierohstoffen wieder nach oben. Brent kletterte auf den höchsten Stand seit Mitte November 2018. Seit Anfang des Jahres liegen Brent und WTI (jeweils +24%) sowie RBOB Benzin (+22%) bei der Performance im Universum des Bloomberg Commodity Index ganz vorne. Die stärksten Preisabschläge im laufenden Jahr waren bisher bei Kaffee (-8%), Weizen und KCBT Weizen (jeweils -12%) zu verzeichnen

Quellen: Refinitiv, LBBW Research

Marktkommentar: Ölpreis im Aufwind!

Der Ölpreis ist weiter im Aufwind und erreichte zuletzt den höchsten Stand seit November 2018. Die Preise wurden dabei gestützt von einem überraschend starken Rückgang der US-Öllagerbestände um 3,9 Mio. Barrel in der letzten Woche. Zudem ermäßigte sich die US-Ölförderung nach Angaben der EIA leicht um 0,1 mbpd auf 12,0 mbpd. Bearishe Nachrichten von der Nachfrageseite brachten die Notierungen dabei nicht unter Druck. So legte beispielsweise die Industrieproduktion in China mit +5,3% in den ersten beiden Monaten des Jahres zu - dies ist der niedrigste Wert seit 17 Jahren. Tatsächlich ist es aber zur Zeit weiterhin weniger die Nachfrage, welche die Preise beeinflusst, sondern die Nachrichten von der Angebotsseite.

Vor allem die OPEC scheint gewillt zu sein, weiterhin einen strikten Kurs in puncto Förderbremse zu fahren. Die OPEC-11-Staaten haben von Oktober 2018 bis Februar 2019 den Output um 0,9 mbpd reduziert. Noch stärker fielen die Förderkürzungen in Libyen, Venezuela und dem Iran aus. In den drei Ländern, für die allesamt momentan keine Förderquoten gelten, ermäßigte sich der Output von Oktober 2018 bis Februar 2019 um 1,1 mbpd.

Nachdem das größte Ölfeld in Libyen (Kapazität ca. 0,3 mbpd) Anfang März die Förderung wieder startete, sollte die Ölproduktion der Nordafrikaner in den nächsten Wochen zulegen. Dagegen dürfte die Förderung in Venezuela aufgrund der chaotischen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im März noch weiter einbrechen.

Auch im Iran ist mit einem weiteren Rückgang des Outputs zu rechnen. Die USA streben offensichtlich einen Rückgang der iranischen Exporte ab Mai auf unter 1 mbpd an (aktuell rund 1,25 mbpd). Insofern könntedie Ölproduktion der Islamischen Republik um weitere 0,3 mbpd absacken. Saudi-Arabien hat schließlich angekündigt, die Förderung im März und im April gegenüber Februar weiter zu kürzen (vermutlich um rund 0,3 mbpd).

Der saudische Ölminister hat zudem eine Änderung der Förderpolitik auf dem OPEC-Meeting in Wien als unwahrscheinlich bezeichnet. Die aktuellen Förderquoten dürften seiner Meinung nach mindestens bis Juni aufrechterhalten werden. Der Ölpreis bleibt aufgrund des relativ knappen Angebots gut unterstützt. Aktuell ist weiterhin mit einem Angebotsdefizit am Ölmarkt für das zweite Halbjahr 2019 zu rechnen. Brent dürfte in den nächsten Wochen weiter auf 70 USD/Barrel anziehen.

Quellen: Refinitiv, LBBW Research

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart

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