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Unsicherheit überlagert das Wirtschaftswachstum, Gold übertrumpft damit Silber26.03.2018 | 16:59 Uhr | Martina Fischer, Heraeus
In unsicheren Zeiten sollte Gold aufgrund seiner Eigenschaft als "sicherer Hafen" besser abschneiden als Silber. Silber wiederum sollte sich aufgrund seines höheren industriellen Nachfrageanteils besser entwickeln, wenn die Wirtschaft wächst. Dies ist jedoch schon seit geraumer Zeit nicht mehr der Fall. Seit die Gold- und Silberpreise in 2011 ihre absoluten Höchstkurse erreichten, entwickelt sich Silber schwächer als Gold. Damit war im Zuge des nachlassenden globalen Wachstums zu rechnen. In 2016 war zwar einegewisse Stärke zu erkennen, doch Silber hinkt - obwohl sich die Weltwirtschaft 2017 erholt hat - weiterhin Gold hinterher.
Auf den Finanzmärkten hat die Hoffnung auf höhere Renditen im Zuge des stärkeren Wirtschaftswachstums die Aktienkurse beflügelt. Doch Silber profitierte hiervon nicht, denn die Angst vor Fehlern in der Wirtschaftspolitik ist gestiegen und hat somit Gold unterstützt. Das Verhältnis von Aktien- zu Anleihekursen ist ein Gradmesser für die wirtschaftliche Stärke: Relativ hohe Aktienkurse oder hohe Anleiherenditen deuten auf gutes wirtschaftliches Wachstum hin beziehungsweise langfristig auf eine höhere Inflation. Dieses Verhältnis befindet sich auf dem höchsten Niveau seit mehr als 20 Jahren - der Wirtschaft geht es also gut. Und dennoch bleibt Silber hinter Gold zurück. Nachdem Trump nun den ersten Schuss im eventuell drohenden großen Handelskrieg abgegeben hat, könnte die Unsicherheit hinsichtlich der Wirtschaftspolitik ansteigen, so dass Gold gegenüber Silber weiterhin bevorzugt wird. Die globale wirtschaftspolitische Unsicherheit ist seit längerem gestiegen und der entsprechende Index erreichte sowohl in 2016 als auch in 2017 neue Rekordstände. Die Gesamtnachfrage nach Silber muss relativ schwach sein, wenn es sich schlechter als Gold entwickelt hat, obwohl der Index zur wirtschaftspolitischen Unsicherheit von seinem Höchststand in 2017 wieder heruntergekommen ist und sich das Aktien-Anleihe Verhältnis auf einem Rekordniveau befindet. Gold: In seiner ersten Sitzung als neuer Fed-Chef betonte Jerome Powell, dass die US-Leitzinsen unter seiner Führung im laufenden Jahr nicht schneller erhöht werden als bisher allgemein erwartet. Aussagen zur Inflation deuten jedoch darauf hin, dass in den kommenden zwei Jahren zusätzliche Zinsschritte notwendig werden könnten. Die Federal Reserve erhöhte ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt in 2018 von 2,5% auf 2,7%. Die FOMC-Teilnehmer gehen im Durchschnitt unverändert von zwei weiteren Zinserhöhungen in 2018 aus nachdem sie die Leitzinsen am vergangenen Mittwoch auf 1,75% angehoben hatten. Dies widersprach vielen Erwartungen, die von einer zusätzlichen Erhöhung in diesem Jahr ausgegangen waren. Ungeachtet der besseren wirtschaftlichen Aussichten sagte Powell, dass es keine Anhaltspunkte in den Daten gibt, die darauf schließen lassen, "dass wir an der Schwelle zu einer Beschleunigung der Inflation stehen". Der Fed-Präsident dürfte damit nicht übermäßig besorgt sein, dass der angespannte Arbeitsmarkt die Inflation ankurbelt - man behalte die Situation "aber ganz genau im Blick". Gold gewann im Vorfeld der Zinsankündigung und in den folgenden zwei Stunden über 20 $/oz, da der Ton dem der früheren Chefin Yellen ähnlicher war als erwartet. Diese Sitzung hat den Ausblick für das Edelmetall nicht merklich verändert. Vielmehr wurde die Ankündigung der US-Zölle am Donnerstag schnell zum wichtigsten Treiber an den Märkten: Gold legte zum Wochenschluss um weitere 20 $/oz zu. [pagebreak]Silber: Es wird erwartet, dass US Strafzölle, die auf chinesische Güter abzielen, gemischte Auswirkungen auf Silber haben werden. Seit eine Woche waren Gerüchte im Umlauf, dass die USA Zölle auf chinesische Waren im Wert von 60 Mrd. USD einführen könnten, bevor diese dann tatsächlich letzten Donnerstag verkündet wurden. China hatte die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung angedeutet, als der chinesische Premierminister Li Keqiang sagte, dass China hoffe, zusätzliche Investitionen aus dem Ausland zu gewinnen und dass man den zwingenden Technologietransfer seitens ausländischer Firmen, die in China aktiv werden wollten, abschaffen würde. Doch scheinbar kam diese Aussage nicht nur zu spät, sondern war den USA auch zu wenig. China schlug am Freitag zurück, indem es Zölle auf US Waren im Wert von 3 Mrd. USD ankündigte. Es ist davon auszugehen, dass weitere Maßnahmen folgen und das Potential für einen Handelskrieg, der - so hat Trump zu verstehen gegeben, ihn nicht störe - wächst. Die Auswirkung auf Wirtschaft und Inflation würde den Edelmetallen höchstwahrscheinlich aufgrund der höheren Einfuhrpreise zugutekommen und könnte einen Ausbruch aus ihrer derzeitigen Handelsspanne bewirken. Silber hat am Freitag mit einem Zuwachs von lediglich 0,9% im Vergleich zu Golds 1,5% schlechter abgeschnitten als der große Bruder, nachdem es die Verluste vom Donnerstag wieder aufholte. Für Silber besteht ein geringer potenzieller Nachteil, da die Zölle die Nachfrage nach Elektronikartikeln, der stärksten einzelnen Quelle der Silbernachfrage, wahrscheinlich verringern werden. Platin: Zimbabwes Entscheidung, dass Platinminen zu 51% in Besitz von Einheimischen sein müssen und hier keine Ausnahme von dem entsprechenden Gesetz gemacht wird, dürfte Investitionen in die Platinproduktion und deren Wachstum in der Zukunft limitieren. Unter der neuen Regierung von Mnangagwa wurde am Mittwoch, 14. März, das überarbeitete Gesetz zur wirtschaftlichen Unterstützung der einheimischen Bevölkerung verabschiedet, um die lokalen Eigentümeranforderungen in allen Minensektoren - außer bei Diamanten und Platin - aufzuheben. Zimbabwe ist in Besitz großer, unerschlossener und nah an der Oberfläche gelegener Vorkommen. Doch hohe Steuern, eine schwache Infrastruktur und politische Unsicherheit unter dem vorigen Präsidenten Mugabe haben die Entwicklung von Projekten im Land gebremst. Die Platinproduktion in Zimbabwe lag in 2017 bei 450.000 oz (14 t) und aufgrund der schwierigen Marktlage und mangelnder Anreize seitens der Regierung, könnte das weitere Wachstum begrenzt sein. Audi hat sein Engagement zur Brennstoffzelle unter Beweis gestellt und angekündigt, dass es in 2020 eine kleine Anzahl von Brennstoffzellenautos auf den Markt bringen wird. Im September letzten Jahres hat die Volkswagen Gruppe seinen Plan für batteriebetriebene Elektroautos vorgestellt und dabei lediglich angemerkt, dass Brennstoffzellenautos "eines Tages" auf den Markt kämen. Diese Aussage hatte zu Spekulationen geführt, dass dem Konzern dieses Projekt nicht ernst sei. Es scheint sich jedoch noch nicht um ein vollwertiges Serienmodell zu handeln und wird allein zu keinem signifikanten Platinbedarf führen. Doch gemeinsam mit den Bemühungen der japanischen Autohersteller unterstützt es die allgemeine Meinung, dass Brennstoffzellenfahrzeuge eine ernsthafte Option werden könnten. Palladium: Der europäische Trend, sich vom Diesel ab- und den benzinbetriebenen Autos wieder zuzuwenden, erhielt vergangene Woche zusätzlichen Schub, nachdem Volkswagen einen neuen Benziner ankündigte, der zu einem günstigeren Preis eine "dieselartige" Kraftstoffeffizienz aufweisen soll (49 mpg Combined Cycle). Dieselfahrzeuge sind zwar aufgrund der höheren Kosten für ihre Abgasfiltersysteme teurer, doch wurden sie wegen ihrer Kraftstoffeffizienz und ihres niedrigen CO2 Ausstoßes für geraume Zeit bevorzugt. Wenn Benzinmotoren der Effizienz von Dieselmotoren aber in nichts mehr nachstehen, dann könnte es sein, dass Dieselfahrzeuge, selbst bei langen Distanzen, nicht mehr die wirtschaftlich beste Wahl sind. Mit diesem neuen VW Motor sowie anderen Motoren (z.B. Mazdas Skyactiv-X Motor), die auf den Markt kommen, könnte der Marktanteil von Dieselfahrzeugen in Europa noch schneller abnehmen. Zumal das Wissen über derartige Technologien derzeitige Bedenken von OEMs (Erstausrüster) hinsichtlich der CO2 Emissionsziele lindern könnte. Eine schnellere Umstellung auf Benzin wird sich auf die Palladiumnachfrage positiv und auf die Platinnachfrage negativ auswirken. Investoren glauben immer weniger an eine zukünftige Palladiumrally und so sind am 13. März die spekulativen Nettopositionen in Futures auf Palladium auf 1,39 Mio. Unzen gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit November 2016, als der Palladiumpreis bei 745 $/oz lag. Der Preis ist daraufhin jedoch nicht gleich gestiegen, sondern fiel im Dezember zunächst um fast 100 $/oz, bevor er in 2017 auf über 1.000 $/oz kletterte. Rhodium, Ruthenium, Iridium Rhodium und Iridium setzen ihre Aufwärtsbewegung fort und erreichten1.980 $/oz beziehungsweise 1.030 $/oz , während sich Ruthenium bei 225 $/oz eingependelt zu haben scheint. Auf dem nationalen Treffen der American Chemical Society wurde von einem neuen Prozess basierend auf einem Rhodiumkatalysator für die Herstellung von Essigsäure berichtet. Es wird behauptet, dass der Prozess bei einer Temperatur von 150°C erfolgen kann und nicht wie das bisherige Verfahren bei etwa 1.000°C. Trotz der chemischen Effizienz gibt es keinen Hinweis darauf, dass er mit der derzeit führenden Nicht-PGM-Technologie von BP konkurrieren könnte. © Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH Disclaimer: Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. 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