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Gold widersetzt sich festerem US-Dollar

09.01.2018 | 10:46 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Energie

Die Ölpreise befinden sich weiter auf dem Weg nach oben. Brentöl verteuert sich heute früh auf 68,3 USD je Barrel, WTI auf 62,5 USD je Barrel. Beides entspricht jeweils dem höchsten Niveau seit Mai 2015. Der Markt ist angesichts kräftig fallender US-Rohölvorräte und einer rekordhohen Umsetzung der Produktionskürzungen durch die OPEC von einer fortgesetzten Markteinengung überzeugt. Unterstützt wird diese Erwartungshaltung durch jüngste Äußerungen aus OPEC-Kreisen.

Demzufolge will die OPEC erst auf Produktionsunterbrechungen reagieren, wenn diese signifikant und dauerhaft sind. Explizit gemeint sind damit die Proteste im Iran und die Krise in Venezuela. Beim Iran besteht aktuell in der Tat kein Handlungsbedarf, schließlich ist es bislang nicht zu Produktionsunterbrechungen gekommen. In Venezuela sieht die Sache allerdings anders aus. Dort sinkt die Ölproduktion bereits seit Monaten und ist mittlerweile so niedrig wie zuletzt vor fast 30 Jahren, von einem Streik Anfang 2003 abgesehen. Im Dezember lag die Produktionsmenge nur noch bei 1,8 Mio. Barrel pro Tag. Das waren gut 200 Tsd. Barrel pro Tag weniger als Anfang 2017.

Venezuela kürzt seine Produktion damit fast dreimal soviel wie laut Kürzungsabkommen vorgesehen. Dieser starke Rückgang ist kaum als freiwillig zu bezeichnen, sondern der finanziellen und wirtschaftlichen Probleme im Land geschuldet. Als die Ölproduktion in Libyen vor sieben Jahren aufgrund des Bürgerkrieges einbrach, glich die OPEC dies umgehend aus. Heute nimmt sie die Ausfälle in Venezuela offensichtlich gerne in Kauf, um ihr Ziel des Marktausgleichs zu erreichen.

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Edelmetalle

Gold hat sich gestern dem festen US-Dollar entgegengestemmt und sein Preisniveau von rund 1.320 USD je Feinunze verteidigt. In Euro gerechnet legte Gold deshalb auf über 1.100 EUR je Feinunze zu und erreichte ein 2-Monatshoch. Unterstützt wurde der Goldpreis offenbar durch Zuflüsse in die Gold-ETFs von fast drei Tonnen, womit sich die Zuflüsse seit Jahresbeginn auf knapp sechs Tonnen belaufen. In den USA wurden im Dezember wieder mehr Goldmünzen verkauft (43 Tsd. Unzen). Dies waren Daten der US-Münzanstalt zufolge nicht nur fast 50% mehr als im Vorjahr, sondern auch die zweithöchste verkaufte Menge im letzten Jahr.

Die höheren Verkäufe zum Jahresende können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den USA im gesamten letzten Jahr nur 302,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft wurden. Dies waren fast 70% weniger als im Vorjahr und zugleich die geringste Menge seit zehn Jahren. Bei den Silbermünzabsätzen sieht es ähnlich aus. Mit 18,07 Mio. Unzen wurden 2017 gut 50% weniger Silbermünzen verkauft als im Vorjahr. Auch dies war das geringste Verkaufsvolumen seit zehn Jahren.

Palladium erreicht heute Morgen mit über 1.110 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch. Treibende Kraft ist hier offenbar weiter der Diesel-Skandal, der zu einer hohen Nachfrage nach Autos mit Benzin-Motoren führt. In China sind die Autoabsätze gemäß Daten eines privaten Automobilverbands 2017 das 27. Jahr in Folge gestiegen. Die offiziellen Daten werden in Kürze veröffentlicht.


Industriemetalle

An der SGX Asiaclear in Singapur handelt der nächstfällige Eisenerz-Future auf einem 4-Monatshoch von knapp 77 USD je Tonne. Laut Einschätzung des australischen Ministeriums für Industrie, Innovation und Wissenschaft ist dies aber nicht nachhaltig. Das Ministerium geht in seinem gestern veröffentlichten neuen Quartalsbericht davon aus, dass der Preis in diesem Jahr im Durchschnitt nur bei 53 USD je Tonne liegen wird. 2019 soll er weiter unter die Marke von 50 USD fallen.

Es unterstellt dabei, dass das Angebot in Australien und Brasilien weiter ausgeweitet wird, während sich die Nachfrage in China abkühlen soll. Zunächst sieht das Ministerium aber noch Unterstützung für die Eisenerznachfrage, wenn China nach dem Ende der Wintermonate die angeordneten Produktionskürzungen in der Stahlindustrie wieder aufhebt. Spätestens im zweiten Halbjahr soll sich das Bild dann ändern. Das Ministerium erwartet, dass sich die chinesischen Eisenerzimporte bei 1,05 Mrd. Tonnen p.a. einpendeln werden.

China wird demnach weiter große Mengen Eisenerz importieren, da die lokale Produktion zurückgehen soll. Dagegen dürften die Exporte aus Australien und Brasilien weiter zunehmen, wozu neue Projekte beitragen. So hat zum Beispiel die "Roy Hill"-Mine in Australien im September ihre maximale Produktionskapazität erreicht und in Brasilien wird das Projekt "S11D" weiter hochgefahren. Es wird ab 2020 die weltweit größte Eisenerzmine sein (90 Mio. Tonnen p.a.). Der Großteil der Produktion in Australien und Brasilien soll auch bei den erwartet niedrigen Preisen profitabel sein.


Agrarrohstoffe

Noch haben sich keine nennenswerten Schäden tatsächlich manifestiert, doch das Wetter hält die Märkte weiter in Atem. In den USA ist es vor allem Winterweizen, für den die aktuelle Kälte Risiken mit sich bringt - ebenso wie künftige Kälteeinbrüche dort, wo keine Schneedecke die Pflanzen schützt. Auch in Russland ist es eher die Sorge, dass ein Kälteeinbruch nach der milden Witterung zu Schäden führen könnte. In Südamerika stehen die Sojabohnen im Fokus. In Argentinien verzögert sich der Abschluss der Aussaatarbeiten weiter, da es trotz einiger Regenfälle nach wie vor deutlich zu trocken ist. Damit steigt auch die Gefahr, dass die Pflanzen später in der Wachstumsphase von Frost betroffen werden könnten.

In Brasilien steht in einigen Gebieten bereits die Ernte an. Dort hat es genug geregnet. Der Erntestart könnte sogar durch massive Niederschläge verzögert werden. Zudem wird die Gefahr gesehen, dass die übermäßige Nässe zu einer Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten führen könnte. Noch allerdings ist alles offen und die nächsten Wochen werden für das tatsächliche Ernteergebnis entscheidend sein.

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA könnte in seinen am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Prognosen die für Brasilien erwartete Ernte 2017/18 sogar leicht anheben. Denn nach dem bisher guten Saisonverlauf liegt das USDA mit seinen 108 Mio. Tonnen unter den meisten am Markt kursierenden Schätzungen.


[pagebreak]Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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