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Negative Nachrichten am Ölmarkt zeigen Wirkung

02.08.2017 | 11:14 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Energie

Der Höhenflug der Ölpreise scheint fürs Erste gestoppt. Nachdem die Preise gestern zunächst noch weiter zulegten und 2-monatige Höchststände verzeichneten, gerieten sie am Nachmittag unter Druck. Brent ging letztlich mit einem Minus von knapp 2% aus dem Handel, WTI gab ebenfalls um 2% nach. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen fort. Brent fällt auf 51,3 USD je Barrel, WTI unter 49 USD je Barrel.

Im Vergleich zu den gestrigen Tageshochs bedeutet dies einen Rückgang um fast 2 USD. Letztlich waren die negativen Nachrichten dann doch zu viel. Nach Reuters berichtete auch Bloomberg einen Anstieg der OPEC-Ölproduktion und eine nachlassende Umsetzung der Produktionskürzungen im Juli. Nicht nur die Produktion steigt, sondern auch das für den Weltmarkt verfügbare Angebot. Dem Beratungsunternehmen Kpler zufolge stiegen die OPEC-Exporte im Juli auf 26,68 Mio. Barrel pro Tag, das höchste Niveau in diesem Jahr.

Der Irak exportierte eigenen Angaben zufolge 3,2 Mio. Barrel pro Tag, der Iran mehr als 2,2 Mio. Barrel pro Tag, und Libyen mit 865 Tsd. Barrel pro Tag soviel wie seit drei Jahren nicht mehr. Am Abend berichtete das API dann noch einen überraschenden Anstieg der US-Rohölvorräte um 1,8 Mio. Barrel. Zurückzuführen war dies auf einen deutlichen Anstieg der Importe, was ebenfalls für eine weiterhin reichliche Verfügbarkeit von Rohöl spricht.

Während die OPEC mit der Umsetzung der Produktionskürzungen schwächelt, erfüllt Russland seine Zusagen bislang noch voll und ganz. Laut Energieminister Nowak lag die russische Ölproduktion im Juli 307,6 Tsd. Barrel pro Tag unter dem Referenzniveau.


Edelmetalle

Der Palladiumpreis ist gestern erstmals seit Mitte Juni zeitweise wieder über die Marke von 900 USD je Feinunze gestiegen. Heute Morgen notiert er etwa 10 USD darunter. In den USA wurden im Juli auf saisonbereinigter und annualisierter Basis 16,69 Mio. Fahrzeuge verkauft, 0,6% mehr als im Vormonat. Die Erholung fiel damit aber nicht so stark aus wie erwartet, auch weil der Juni-Absatz leicht nach oben revidiert wurde.

Im Vergleich zum Vorjahr waren die Fahrzeugabsätze zudem um 6% rückläufig und sie lagen bislang jeden Monat in diesem Jahr unter dem Vorjahreswert. Diesmal zeigte sich auch die Nachfrage nach Pickups und SUVs schwach, die die Fahrzeugverkäufe bis dahin noch gestützt hatte. Aufgrund hoher Lagerbestände wollen mehrere US-Automobilproduzenten im zweiten Halbjahr ihre Produktion zurückfahren. Der US-Automarkt ist benzinlastig und für die Katalysatoren in Benzinmotoren wird überwiegend Palladium benötigt.

Die Autoindustrie allgemein ist mit einem Anteil von über 80% der mit Abstand größte Nachfrager nach Palladium. Der hohe Palladiumpreis ist daher aus unserer Sicht nicht länger gerechtfertigt. Er wird wohl vom noch hohen spekulativen Kaufinteresse - die Netto-Long-Positionen liegen noch nahe dem Rekordhoch - oben gehalten. In den letzten beiden Tagen verzeichneten die Palladium-ETFs zudem Zuflüsse von fast 50 Tsd. Unzen, was den Preis ebenfalls unterstützt haben dürfte. Damit wurde aber lediglich ein kleiner Teil der Abflüsse seit Jahresbeginn wieder aufgeholt. Diese belaufen sich noch immer auf fast 230 Tsd. Unzen.

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Industriemetalle

Der Aluminiumpreis an der SHFE in Shanghai steigt heute um über 2% auf 14.800 CNY je Tonne und zieht damit den Preis an der LME in London mit nach oben. Dort verteuert sich Aluminium um gut 1% auf rund 1.930 USD je Tonne. Im Markt kursieren weiterhin Gerüchte, dass der größte chinesische Aluminiumhersteller, China Hongqiao Group, seine Produktion stark drosseln wird. Daneben reagieren die Preise offenbar noch auf Nachrichten aus China von gestern.

Die Lokalregierung der Provinz Shandong, die größte Aluminium produzierende Region des Landes, hatte gestern mitgeteilt, dass der Aluminiumproduzent Xinfa Group als Ergebnis behördlicher Überprüfungen Produktionskapazitäten im Umfang von rund 530 Tsd. Tonnen p.a. stillgelegt habe. Hierbei soll es sich um illegale Produktionsstätten handeln. Marktbeobachter hatten im Vorfeld allerdings mit noch höheren Kapazitätsschließungen gerechnet.

Bereits am Wochenende hatte die Lokalregierung angeordnet, dass während der Heizsaison im Winter vom 15. November bis zum 15. März die Aluminiumhersteller in der Provinz ihre Produktion um 30% drosseln müssen, um die erwartete Luftverschmutzung einzudämmen. Produktionsstätten, die nicht vorgegebene Emissionsstandards erfüllen, sollen während dieser Zeit sogar ganz geschlossen werden. Damit setzt die Lokalregierung eine entsprechende Vorgabe der Zentralregierung in Peking um.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise gaben gestern an den Börsen in Chicago und Paris deutlich nach. Weizen an der CBOT fiel um 2,8% auf 461 US-Cents je Scheffel, das niedrigste Niveau seit Mitte Juni. An der Euronext war das Minus zwar nur halb so groß, der Preis verzeichnete mit 171 Euro je Tonne aber dennoch den tiefsten Stand seit Anfang Juni.

Neben einem allgemein negativen Umfeld, auch die Notierungen für Mais und Sojabohnen standen unter Druck, belasteten Nachrichten aus Russland. Dem Agrarinstitut Ikar zufolge soll die russische Weizenernte in diesem Jahr auf 74-77 Mio. Tonnen steigen und das Rekordniveau des Vorjahres von 72,5 Mio. Tonnen deutlich übertreffen. Damit liegt Ikar nochmals deutlich über den zuletzt ebenfalls nach oben revidierten Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums von 72 Mio. Tonnen und des Internationalen Getreiderats von 71 Mio. Tonnen.

Sollte Russland tatsächlich eine Ernte am oberen Rand der Ikar-Schätzung einbringen, würden dadurch die wetterbedingten Ernteausfälle in den USA kompensiert. Die daraus bedingten Abwärtsrevisionen seitens des USDA und des IGC bei der erwarteten US-Ernte belaufen sich bislang auf ca. 2 Mio. Tonnen. Gegenüber der Vorjahresernte beläuft sich das Minus zwar auf gut 15 Mio. Tonnen.

Der Großteil dieses Rückgangs ist allerdings auf eine geringere Anbaufläche zurückzuführen. Bei seiner ersten Ernteschätzung im Mai, also noch vor der Dürre in den US-Prärien, ging das USDA bereits von einem Rückgang der US-Weizenernte um gut 13 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr aus.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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