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Schwacher US-$ schiebt Preise an

27.07.2017 | 11:14 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Energie

Die Ölpreise machten nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten einen weiteren Sprung nach oben. Brentöl kostete gestern erstmals seit Anfang Juni wieder 51 USD je Barrel, WTI knapp 49 USD je Barrel. Am Morgen setzen die Ölpreise ihren Anstieg zunächst fort, wozu auch der über Nacht kräftig gefallene US-Dollar beiträgt (siehe Edelmetalle unten). Deutlichen Spielraum für weitere Gewinne sehen wir nicht mehr. Das US-Energieministerium berichtete gestern Nachmittag einen unerwartet deutlichen Rückgang der Rohölvorräte um 7,2 Mio. Barrel. Dies war der stärkste Rückgang in diesem Jahr und der vierte Abbau in Folge.

Die Rohölbestände sind in den letzten vier Wochen um knapp 26 Mio. Barrel gesunken und liegen damit erstmals in diesem Jahr unter dem Vorjahresniveau. Auch die Vorräte an Ölprodukten gingen zurück. Die Benzinvorräte fielen um 1 Mio. Barrel und liegen inzwischen deutlich unter dem Vorjahr. Bei den Destillaten kam es zu einem Abbau um 1,9 Mio. Barrel, womit sie ebenfalls unter dem Vorjahresniveau liegen.

Der Abbau des Überangebotes kommt also voran. Begünstigt wurde der Lagerabbau durch eine hohe Rohölverarbeitung bei einer gleichzeitig robusten Nachfrage. Die Benzinnachfrage erreichte in der letzten Woche das Spitzenniveau von Ende Mai. Gleichzeitig exportierten die USA deutlich mehr Rohöl. Der erste Rückgang der Rohölproduktion seit vier Wochen war auf die schwankungsanfällige Produktion in Alaska zurückzuführen.

Außerhalb Alaskas ist die Produktion weiter gestiegen. Der Produktionsrückgang ist daher nicht auf das niedrigere Preisniveau der letzten Wochen zurückzuführen. Durch das inzwischen wieder höhere Preisniveau ist die (Schiefer-)Ölproduktion ohnehin wieder profitabler geworden.

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Edelmetalle

Gold notiert heute Morgen auf einem 6-Wochenhoch von 1.265 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall war gestern Abend im Nachgang der Fed-Sitzung um etwa 15 USD nach oben gesprungen. Dabei hatte die US-Notenbank nur kleine Veränderungen in ihrem Statement vorgenommen, die zudem erwartet wurden, wie zum Beispiel die geplante Reduzierung ihrer Bilanz. Dies hat dennoch ausgereicht, um den US-Dollar weiter stark abwerten zu lassen. Mit zeitweise fast 1,18 handelte der EUR-USD-Wechselkurs heute Morgen auf Niveaus von Anfang 2015.

Im gleichen Atemzug wie der US-Dollar nachgab, ging auch die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zurück, wovon Gold ebenfalls profitierte. Die Fed-Zinserwartungen haben sich dagegen kaum verändert. Der Markt erwartet bis Ende 2017 einen halben und bis Ende 2018 einen ganzen Zinsschritt.

Die ETF-Investoren haben Gold auch gestern den Rücken gekehrt. Mit dem 5,5 Tonnen-Abfluss wurden die Bestände seit Monatsbeginn mittlerweile um gut 61 Tonnen abgebaut.

Auch bei Silber (45 Tonnen) und Platin (9,5 Tsd. Unzen) waren Abflüsse zu beobachten. Während Silber im Fahrwasser von Gold leicht zulegt und heute Morgen bei 16,7 USD je Feinunze notiert, ist Platin mit 930 USD je Feinunze unverändert. Die Preisdifferenz zwischen Gold und Platin hat sich wieder auf über 330 USD je Feinunze ausgeweitet, der höchste Wert seit Mitte Juni. Die Preisdifferenz zwischen Platin und Palladium ist dagegen auf 60 USD je Feinunze zusammengeschmolzen, nachdem sie Ende letzter Woche noch bei fast 90 USD lag.


Industriemetalle

Die Industriemetalle legten nach den Preissprüngen gestern Morgen anschließend eine Verschnaufpause ein, wobei die hohen Preisniveaus aber weitgehend gehalten wurden. Kupfer kostet zum Beispiel nach wie vor klar über 6.300 USD je Tonne. Der starke Preisanstieg von Kupfer vorgestern ging mit einem sehr hohen Handelsvolumen einher.

Gemäß LME-Daten wurden am Dienstag über 200 Tsd. Futures-Kontrakte gehandelt, was 54% mehr als der Durchschnitt seit Jahresbeginn war. Die Handelsvolumina der anderen Industriemetalle waren dagegen sogar eher unterdurchschnittlich. Das Verhalten der Marktteilnehmer lässt auch darauf schließen, dass nach dem Überschreiten der Marke von 6.000 USD je Tonne Short-Positionen im großen Stil glattgestellt wurden, um größere Verluste zu begrenzen. Dies hat den Preisanstieg noch verstärkt.

In China zeigt sich die Kupfernachfrage möglicherweise doch nicht so robust wie sie oftmals dargestellt wird. Laut Aussagen von Jiangxi Copper, dem größten chinesischen Kupferschmelzer, ist die chinesische Kupfernachfrage im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 5,1 Mio. Tonnen gefallen.

Als Gründe nennt Jiangxi Copper ein langsameres Wachstum der Infrastrukturinvestitionen und einen Rückgang der Immobilienverkäufe in den erstrangigen Städten des Landes. Der Immobiliensektor wird die Kupfernachfrage demnach auch im zweiten Halbjahr nur wenig unterstützen, da die Behörden hier striktere Maßnahmen eingeführt haben.


Agrarrohstoffe

Der Kaffee Arabica-Preis stieg gestern um 3% und verzeichnete damit seinen größten Tagesgewinn seit mehr als einen Monat. Mit 135 US-Cents je Pfund liegt der Preis wieder auf dem Niveau zu Wochenbeginn. Der Preisanstieg wurde begünstigt durch den schwachen US-Dollar, der auch gegenüber dem Brasilianischen Real merklich nachgab und die Gewinne vom Vortag wieder vollständig abgab. Im Zuge dessen legte auch der Zuckerpreis merklich zu.

Ein weiterer Grund für den Preisanstieg bei Kaffee Arabica sind Meldungen über einen Käferbefall in beträchtlichen Teilen der Anbaugebiete Brasiliens, die immerhin 40% der brasilianischen Arabica-Ernte ausmachen. Der daraus resultierende Schaden wird auf 5-30 Prozent geschätzt. In zwei Regionen soll der Käferbefall von 3% zu Jahresbeginn auf 30% gestiegen sein. Grund ist das Verbot eines Pflanzenschutzmittels, das bislang zur Bekämpfung des schädlichen Käfers eingesetzt wurde.

Hinzu kommen ungünstige Wetterbedingungen, welche die Ausbreitung des Käfers begünstigt haben. In einer Region wird sogar mit Ernteverlusten von 35-40 Prozent gerechnet. Insbesondere qualitativ hochwertiger Kaffee könnte dadurch knapp werden, da die laufende Ernte zu einem Niedrigertragsjahr im zweijährigen Erntezyklus zählt. Bereits vor dem Käferbefall rechnete die staatliche brasilianische Prognosebehörde Conab mit einem Ernterückgang um 11% gegenüber dem Vorjahr. Der Preisanstieg dürfte sich daher fortsetzen.


[pagebreak]DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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