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Wird 2009 das Jahr der Goldminen? - Interview mit Uwe Bergold

29.01.2009 | 7:56 Uhr | Rohstoff-Spiegel

Uwe Bergold, Dipl.-Betriebswirt (FH) mit Schwerpunkt Bank-, Finanz- & Investitionswirtschaft, leitete über fünf Jahre eine der erfolgreichsten Vermögensverwaltungen in Deutschland. Er kündigte in einer Zeitungspublikation den Aktiencrash im März 2000 und ein Jahr später die Goldhausse an. Seine Anlagestrategien wurden wiederholt von Fachmedien ausgezeichnet (Fuchsreport, Die Welt, Welt am Sonntag). Seit 2004 zählt ihn die Welt am Sonntag zur Elite der Goldexperten im deutschsprachigen Raum.

Uwe Bergold ist Fondsadvisor für die Kapitalanlagegesellschaft der traditionsreichen deutschen Privatbank Sal. Oppenheim, mehrfacher Buchautor und Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Amberg-Weiden. Zusammen mit Christian Wolf ist er Gesellschafter der GLOBAL RESOURCES INVEST GmbH & Co. KG und Geschäftsführer der GR Asset Management GmbH. Damit ist er verantwortlich für die Anlagestrategie der beiden Publikumsfonds NOAH-Mix OP (WKN: 979953) und GR Dynamik OP (WKN: A0H0W9).



Rohstoff-Spiegel: 2008 war ein schlimmes Aktienjahr, speziell für Rohstoffaktien. Was ist Ihr persönliches Fazit aus 2008?

Uwe Berggold: 2008 war nicht nur ein schlimmes, sondern für viele Sektoren (Hedge-Fonds-Branche mit den bestbezahlten Vermögensverwaltern der Welt, Rohstoffsektor, Unternehmensanleihen,…) und Aktienmärkte (Japan, China,…), also auch für uns, das schlimmste Jahr in der Geschichte. Mein Fazit: Die Volatilität am Kapitalmarkt nahm im Jahr 2008 solch extreme Ausmaße an, dass die meisten Investoren ihre Strategie aus den Augen verloren haben. Wir werden trotz unserer beibehaltenen Strategie, aufgrund dieser extremen Schwankungen, das taktische Handeln für unsere beiden Mischfonds NOAH-Mix OP und GR Dynamik OP zukünftig von mittel- auf kurzfristig umstellen.


Rohstoff-Spiegel: Der Ölpreis und viele andere Rohstoffe haben im vergangenen Jahr nach einer wahren Blasenbildung massive Rückschläge hinnehmen müssen. Ist der “Superzyklus Rohstoffe“ damit, ähnlich der “New Economy 2000“, erstmal beendet?

Uwe Berggold: Der makroökonomische Rohstoffzyklus wurde durch eine crashartige Korrektur unterbrochen, jedoch definitiv nicht beendet. Man kann es mit dem Aktiencrash 1987 in der strategischen Aktienhausse von 1982 bis 2000 vergleichen. Auch damals wurde der Crash (den ich auch selbst live miterlebte) von vielen als Ende der Hausse diagnostiziert. Es war jedoch strategisch nur eine extrem günstige Nachkaufgelegenheit im makroökonomischen Aktienbullenmarkt. Genauso verhält es sich aktuell bei den Rohstoffen und Rohstoffaktien (besonders bei Goldminen). Die Crash-Korrektur im Jahr 2008 war strategisch eine hervorragend günstige Nachkaufgelegenheit für Rohstoffinvestments, so wie wir es immer wieder publiziert und es auch selbst umgesetzt haben!


Rohstoff-Spiegel: Sie haben in den vergangenen Jahren und Monaten immer eine äußerst bullische Meinung zu Goldminen vertreten. Was führte zu den massiven Einbrüchen, welche zeitweise fast die gesamten Gewinne der letzten Aufwärtsbewegung seit 2002 kosteten?

Uwe Berggold: Als erstes muss ich erwähnen, dass ich seit März 2001 (nachdem ich im März 2000 aus dem Aktienmarkt ausgestiegen war) strategisch in Goldminen investiere und es auch weiterhin tue (auch ständig hinzu kaufe). Vergleicht man den HUI-Goldminenindex seit März 2001 (ca. +400% (!) in USD seitdem - im Hoch bei +1.200%) mit allen anderen Investments, so wird man feststellen, dass es kein Investment gibt, dass die Goldminen geschlagen hat.

Also habe ich strategisch auf die Nr.1 gesetzt, was ich auch weiter tun werde (aktuell noch immer Goldminen), unabhängig, welche Branche die Nr. 1 in Zukunft sein wird. Taktisch hat die Crash-Korrektur im letzten Jahr historische Ausmaße angenommen. Noch nie fielen die Goldminen so stark in so kurzer Zeit. Dies führe ich vorrangig auf Zwangsliquidationen von Institutionellen zurück, die sich im Rahmen der “Finanzpanik“ und Fondsabflüssen unbedingt Liquidität beschaffen mussten. Somit hatte dies
nichts mit den fundamentalen Rahmenbedingungen zu tun, denn im selben Zeitraum konnte sich der Goldpreis halten oder sogar zulegen. Strategisch betrachtet war das Jahr 2008 im Goldminensektor nichts anderes als eine riesige Umverteilung von den “kleinen zittrigen Händen“ in die “großen smarten“, und dies zu historischen Tiefstkursen. Auch wir haben unseren Mandanten empfohlen, nochmals richtig billig einzukaufen, was wir auch selbst getan haben!




[pagebreak]Rohstoff-Spiegel: In den Medien wird die rückläufige Inflation bzw. die Angst vor der Deflation als einer der Hauptgründe für den Kollaps bei den Goldminen angeführt. Sie vertreten seit Jahren die Ansicht, dass es zu keiner Deflation kommen kann. Ist die derzeitige Kreditkontraktion kein Anzeichen für eine Deflation?

Uwe Berggold: Die einzige Deflation, die ich sehe, ist die der “Experten“. Noch nie in der Geschichte des Geldsystems kam es zu einer Deflation bei ungedeckten Papierwährungen. Noch nie in der Geschichte führte expansive Geldpolitik nicht zur Geldentwertung. Noch nie in der Geschichte führte eine zunehmende Staatsverschuldung nicht zu Inflation. Die Geschichte und die ökonomische Literatur sind voll mit Beispielen, weshalb ich hier nicht detaillierter darauf eingehen will. In meinem letzten Buch “Investmentstrategien mit Rohstoffen“, wird der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation sogar durch eine Dissertation empirisch belegt.

Deflation kann immer nur bei einer Golddeckung oder direkt bei einer Goldwährung entstehen (Gesetz der natürlichen “Zinsbremse“). Also in Unzen Gold bewertet, haben wir seit dem Jahr 2000 (Beginn der realen Kontraktion) eine Deflation, die sich auch weiter fortsetzen wird. In allen Papierwährungen haben wir eine Inflation, an der auch ein temporärer Preisrückgang verschiedener Sektoren nichts ändern wird.

Nur am Rande erwähnt: Die Preise der Renten sind seit Juli 2008 förmlich explodiert (“Asset-Price-Inflation“). Wenn diese Bondblase platzt und sie ist kurz davor, dann werden wir Preissteigerungen erleben, die historische Ausmaße annehmen werden.


Rohstoff-Spiegel: Wie schätzen Sie die derzeitige Lage der Weltwirtschaft ein? Werden die milliardenschweren Rettungspakete Wirkung zeigen, oder steht uns das Schlimmste noch bevor?

Uwe Berggold: Beides ist der Fall: Sie werden Wirkung zeigen, oder besser gesagt, sie zeigen bereits Wirkung. Taktisch betrachtet hat der Baltic Dry Index (Frühindikator für die Realwirtschaft) bereits in den letzten Tagen eine untere Umkehr vollzogen. Auch der Aktienmarkt steht vor einer fulminanten Bearmarket-Rallye. Die globale Reflationierung kann jedoch den Abschwung nicht aufhalten, sondern zeitlich nur in die Länge ziehen. Strategisch haben wir noch ein ganzes Stück vor uns, bis das Tal durchschritten ist.


Rohstoff-Spiegel: Sie haben um den Jahreswechsel das Jahr 2009 als “Jahr der Goldminen“ ausgerufen. Augenblicklich erscheint es so, als sei die Euphorie am Aktienmarkt bereits wieder verflogen. Droht uns nun eine nächste Abwärtswelle, oder könnten Sie die Goldminen vom Gesamtmarkt abkoppeln?

Uwe Berggold: Wie bereits zuvor erwähnt, erwarte ich - im Gegensatz zur weit verbreiteten “Weltuntergangsstimmung“ - beim Aktienmarkt eine taktische Bearmarket-Rallye, in deren “Windschatten“ die Goldminen erst richtig durchstarten werden. Die relative Stärke der Minen gegenüber Standardaktien seit November deutet bereits auf das enorme Performance-Potenzial hin. Und in Unzen Gold bewertet, sind die Goldaktien noch immer historisch unterbewertet. Auch das Cost-Income-Ratio (Öl-Gold-Verhältnis) als “Routenplaner“ für die Goldminenindustrie zeigt steil nach Norden. Besonders die Juniors (kleine und mittlere Unternehmen), in die wir vorrangig mit unserem GR Dynamik OP investieren, sollten – nach dem fundamental unbegründeten “Schlachtfest 2008“ - vor der größten Rallye aller Zeiten stehen.


Rohstoff-Spiegel: Durch die Kreditklemme wurden zahlreiche kleine Player im Edelmetallmarkt an den Rand des Ruins gedrängt. Wie können Investoren derzeit gute von schlechten Aktien in diesem Bereich unterscheiden? Worauf muss man unbedingt achten?

Uwe Berggold: Hier sind für uns besonders wichtig die Marktkapitalisierung (vom Markt bewertetes Eigenkapital), die Cashquoten und ein bereits operativ erwirtschafteter Cash Flow.


Rohstoff-Spiegel: Was sind Ihre Favoriten und Ihre Strategie für 2009?

Uwe Berggold: Meine Favoriten für 2009 sind, wie schon mehrfach in den letzten Wochen und Monaten von mir publiziert, eindeutig die Goldminen. Ich sehe hier aktuell eine Chance, die man vielleicht nur einmal im Leben bekommt.

Besonders interessant finde ich, wie schon erwähnt, hierbei die Juniors, die besonders 2008 extrem gelitten haben. Die Strategie bleibt wie seit 8 Jahren unverändert: Gold und Goldminen weiter hinzukaufen! Die Taktik werden wir jedoch für unsere beiden Fonds NOAH-Mix OP (Schwerpunkt auf groß- und mittelkapitalisierte Aktien) und GR Dynamik OP (Schwerpunkt auf mittel- und kleinkapitalisierte Aktien) ändern: Aufgrund der extremen Volatilität (trotz richtig strategischer Positionierung) im Jahr 2008, die auch weiterhin im Jahr 2009 zu erwarten ist, wird im Rahmen unseres taktischen Ansatzes, das Handelszeitfenster von mittel- auf kurzfristig (Trading-Ansatz unterstützt von einem quantitativen Handelssystem) umgestellt.


Rohstoff-Spiegel: Zum Abschluss würde uns noch Ihre Prognose für die Entwicklung des Goldpreises in 2009 interessieren?

Uwe Berggold: Auf alle Fälle vierstellig, nach oben offen. Der Goldpreisanstieg wird parallel zum Anstieg der Geldmengen verlaufen. Und der ist aktuell alles andere als langsam. Die Goldminen werden sich hierbei wie eine Option auf den Goldpreis auswirken!


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