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Ausblick 2018: Gold gibt den Takt an

09.12.2017 | 7:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Der Goldpreis sollte begünstigt durch niedrige bzw. negative Realzinsen und anhaltende politische Unsicherheit in Europa und den USA das dritte Jahr in Folge steigen. Silber dürfte dank einer robusten Industrienachfrage und einer wieder etwas stärkeren Investmentnachfrage gegenüber Gold etwas aufholen und einen Teil seiner Unterbewertung abbauen. Da die Fundamentaldaten keine eigene Stärke des Platinpreises zulassen, dürfte Platin auch 2018 den Bewegungen des Goldpreises folgen. Palladium sollte nach dem Preisanstieg in diesem Jahr um 50% auf ein 17-Jahreshoch nicht mehr weiter steigen. Denn der Rückenwind aus der Automobilindustrie dürfte nachlassen.


Gold

Gold stieg in den ersten acht Monaten des Jahres merklich und erreichte Anfang September knapp 1.360 USD je Feinunze. Seither hat Gold aber 100 USD verloren. Während Gold in US-Dollar seit Jahresbeginn noch 8% im Plus liegt, hat sich Gold in Euro trotz deutlicher Gewinne in den ersten vier Monaten sogar um 3% verbilligt (Grafik 1). Der Goldpreis dürfte 2018 seinen vor zwei Jahren begonnenen Anstieg fortsetzen. Die bestimmenden Faktoren bleiben eine bei nahezu allen wichtigen Zentralbanken außerordentlich lockere Geldpolitik und in der Folge weiterhin sehr niedrige bis negative Realzinsen.

Auch politische Unsicherheit dürfte das ganze Jahr über ein ständiger Begleiter sein. Zu nennen ist hier u.a. die schwierige Regierungsbildung in Deutschland mit weiterhin offenem Ausgang. Wahrscheinlich im Frühjahr 2018 finden Parlamentswahlen in Italien statt, die für neue Unruhe in der Eurozone sorgen könnten. Auch bleibt abzuwarten, ob die Abspaltungstendenzen in Katalonien nur in den Hintergrund getreten sind oder wieder hochkochen werden.

Das Thema Brexit dürfte im Jahresverlauf an Brisanz gewinnen, falls sich bei den Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien weiterhin kein Entgegenkommen abzeichnet und ein ungeordneter EU-Austritt Großbritanniens im Frühjahr 2019 wahrscheinlicher wird. Zudem ist kaum davon auszugehen, dass das zweite Jahr der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA sowohl innen- als auch außenpolitisch wesentlich ruhiger verlaufen wird als das erste. Die Umsetzung der Steuerreform und die möglichen Implikationen für die Geldpolitik dürften den Markt ebenso in Atem halten wie die fortlaufenden Ermittlungen wegen Kontakten von Trumps Wahlkampfteam zu Russland.



Dazu wird Trump nach der bereits erfolgten Ernennung von Jerome Powell als neuen Fed-Vorsitzenden im nächsten Jahr auch mehrere Positionen des Fed-Direktoriums neu besetzen. Dies erschwert die Einschätzung des weiteren geldpolitischen Vorgehens der USNotenbank. Im Herbst 2018 finden zudem Zwischenwahlen zum US-Kongress statt, was den Druck auf Trump und die Republikaner erhöhen dürfte, die Steuerreform umzusetzen. Ansonsten könnte eine Korrektur der hochbewerteten US-Aktienmärkte drohen, wovon Gold profitieren würde. Die zahlreichen geopolitischen Krisenherde dürften ebenfalls für latente Unsicherheit sorgen. Z

u nennen sind hier insbesondere der Nordkorea-Konflikt, die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, und der Konflikt zwischen dem Westen und Russland hinsichtlich der russischen Einflussnahme auf die US-Wahlen und in der Ostukraine. Mit der Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die US-Botschaft dorthin verlegen zu wollen, ist noch ein weiterer potenzieller Konfliktherd im Nahen Osten hinzugekommen. Zudem droht eine weitere Zuspitzung der Krise in Venezuela.

Zwar hat die Fed die Zinsen in diesem Jahr bereits zweimal angehoben und dürfte dies Mitte Dezember ein drittes Mal tun. Für das nächste Jahr erwarten unsere Volkswirte drei weitere Zinsschritte. Wie das Jahr 2017 zeigt, muss das einem steigenden Goldpreis aber nicht entgegenstehen. Denn neben der Fed haben inzwischen auch andere Zentralbanken wie die Bank von England und die kanadische Notenbank die Zinsen erhöht, was den Vorteil des US-Dollar aus den Zinserhöhungen verringert. Auch die EZB beabsichtigt einen schrittweisen Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik und wird die Anleihekäufe im nächsten Jahr zunächst reduzieren und später einstellen.

Da die EZB die Erlöse aus den auslaufenden Anleihen reinvestiert, wird die EZB-Bilanzsumme im nächsten Jahr aber weiter steigen. Eine erste Zinserhöhung der EZB wird es voraussichtlich ohnehin erst 2019 geben. Die Fed dürfte dann ihren Zinserhöhungszyklus bereits größtenteils hinter sich haben, was der Markt teilweise vorwegnehmen dürfte. Von der Geldpolitik ist somit kein nennenswerter Gegenwind auf Gold zu erwarten, zumal das Zinsniveau historisch niedrig bleibt.

In realer Betrachtung, d.h. bei Abzug der Inflationsrate, liegt der Zins in den USA nur knapp über Null (Grafik 2). In Deutschland ist er sogar deutlich negativ. So überrascht nicht, dass der World Gold Council hierzulande in einer Studie eine stärkere Pro-Kopf-Nachfrage nach Gold attestierte als in China und Indien.

Etwas mehr Rückenwind sollte im nächsten Jahr von der physischen Goldnachfrage kommen. Diese war 2017 nur verhalten. Die Goldnachfrage in Indien dürfte nach einem starken ersten Halbjahr laut Schätzung des World Gold Council (WGC) letztlich mit 650-750 Tonnen nur ein ähnlich niedriges Niveau erreichen wie im letzten Jahr. Nach der Einführung einer Mehrwertsteuer auf Goldkäufe zum 1. Juli brach die Nachfrage ein. Zudem führte die Regierung im August im Kampf gegen Geldwäsche strengere Dokumentationspflichten für den Kauf und Verkauf von Goldschmuck ein.

Bereits in den zurückliegenden Jahren war der private Erwerb von Gold durch regulatorische Beschränkungen seitens der Regierung erschwert worden. Auch ein Blick auf die indischen Goldimporte verdeutlicht die nachlassende Nachfragedynamik. Im ersten Halbjahr lagen sie im Monatsdurchschnitt bei 87 Tonnen, im dritten Quartal bei weniger als 50 Tonnen pro Monat (Grafik 3). Möglicherweise könnte die zum 1. Januar 2018 geplante Einführung einer Mehrwertsteuer auf Goldschmuck in Dubai dazu führen, dass indische Konsumenten etwas mehr Goldschmuck im Inland kaufen, anstatt zur Umgehung der Importsteuer ihre Käufe in Dubai zu tätigen.

Das Beratungsunternehmen Metals Focus schätzt, dass indische Touristen pro Jahr 9-10 Tonnen Goldschmuck im Ausland und hier vornehmlich Dubai kaufen. In die gleiche Richtung würde eine Absenkung der aktuell bei 10% liegenden Steuer auf Goldimporte nach Indien sorgen. Laut Metals Focus ist hier eine Reduktion um zwei Prozentpunkte vorstellbar, wodurch der Anreiz für indische Touristen zum Goldkauf in Dubai entfallen würde. Eine nennenswerte Erholung der Nachfrage dürfte es 2018 allerdings kaum geben, solange die indische Regierung die Regulierung nicht wieder lockert.

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