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Ölpreis auf 28-Monatshoch - Mehr Schein als Sein

13.11.2017 | 6:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Mit mehr als 60 USD je Barrel ist Brent so teuer wie zuletzt im Sommer 2015. Die Marktteilnehmer erwarten, dass die OPEC die Produktionskürzungen über März 2018 hinaus verlängern wird und die Lagerbestände weiter fallen. Der Lagerabbau dürfte jedoch selbst bei einer Verlängerung des Kürzungsabkommens nur noch stockend vorankommen. Das höhere Preisniveau dürfte außerdem zu einem weiteren Anstieg der US Schieferölproduktion führen. Öl ist bereits deutlich zu teuer, auch wenn die jüngsten Entwicklungen in Saudi-Arabien eine gewisse Risikoprämie auf den Ölpreis rechtfertigen.

Der seit Ende Juni zu beobachtende Anstieg der Ölpreise hat zuletzt noch mal an Dynamik gewonnen. Seit Ende Oktober verteuerte sich Brent um weitere 10%. Erstmals seit Sommer 2015 kostet Brent wieder mehr als 60 USD je Barrel, in der Spitze erreichte der Preis sogar fast 65 USD je Barrel (Grafik 1).

Der letzte Preissprung erfolgte nach einer Verhaftungswelle in Saudi-Arabien. Die Inhaftierung mehrerer hochrangiger Regierungsvertreter und Mitglieder der Königsfamilie aufgrund von Korruptionsvorwürfen dürfte vor allem dem Zweck dienen, die Machtposition des aktuellen Kronprinzen und designierten Königs Mohammed bin Salman zu festigen. Dieser gilt innenpolitisch zwar als Reformer, außenpolitisch insbesondere aufgrund seiner harten Haltung gegenüber dem Iran aber als unberechenbar.

Ein eskalierender Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran hätte kaum absehbare Auswirkungen auf den Ölmarkt, was eine gewisse Risikoprämie auf den Ölpreis rechtfertigt. Denn beide Länder produzieren zusammen knapp 14 Mio. Barrel Rohöl pro Tag, was gut 40% der OPEC-Produktion bzw. 14% des weltweiten Ölangebotes entspricht.

Der Großteil des Preisanstiegs erfolgte aber bereits vorher. Getrieben wurde dieser durch die Erwartung eines weiteren Rückgangs der globalen Lagerbestände, nachdem mehrere OPEC-Vertreter und Russlands Energieminister eine nochmalige Verlängerung des Kürzungsabkommens über März 2018 hinaus in Aussicht gestellt haben. Die kommerziellen Ölvorräte in den OECD-Ländern waren in den Sommermonaten dank einer robusten Nachfrage und der hohen Umsetzung der freiwilligen Produktionsbeschränkungen deutlich gefallen (Tabelle 1 und Grafik 2, Seite 2).

Die Marktteilnehmer erwarten daher, dass sich der Lagerabbau fortsetzt. Dies zeigt sich auch am rekordhohen Optimismus der spekulativen Finanzanleger. Deren Netto-Long-Positionen bei Brent sind seit Ende Juni um mehr als das Doppelte gestiegen und haben Ende Oktober ein Rekordniveau erreicht, was wesentlich mit zum Preisanstieg beigetragen haben dürfte. Wir teilen den Optimismus der Marktteilnehmer nicht. Dieser dürfte in den kommenden Monaten enttäuscht werden. Rein aus fundamentaler Sicht ist Brent u.E. derzeit mindestens 10 USD zu teuer.





Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge dürfte es im vierten Quartal 2017 lediglich einen geringfügigen Lagerabbau geben. Im ersten Quartal 2018 droht sogar ein Lageraufbau. Bei einer unveränderten OPEC-Produktion auf aktuellem Niveau wäre der globale Ölmarkt laut diesen Schätzungen bis Ende 2018 in etwa ausgeglichen, d.h. die Lagerbestände würden nicht weiter fallen.

Die OPEC kommt in ihrem aktuellen World Oil Outlook zu dem Schluss, dass trotz einer stärker als erwartet steigenden globalen Ölnachfrage der Bedarf an OPEC-Öl in den kommenden Jahren nur knapp über der aktuellen OPEC-Produktion liegen wird, der Spielraum für eine Ausweitung der Produktion seitens der OPEC also begrenzt ist.

Der Grund hierfür ist, dass das Nicht-OPEC-Angebot in den kommenden Jahren ebenfalls stark steigen dürfte. Dies gilt insbesondere für die Schieferölproduktion in den USA. Das höhere Preisniveau dürfte dem weiteren Vorschub leisten. Bei einem WTI-Ölpreis von deutlich über 50 USD je Barrel sollte wieder verstärkt nach Schieferöl gebohrt werden.

Der zuletzt zu beobachtende Rückgang der Bohraktivität in den USA sollte nicht zu falschen Schlüssen verleiten. Denn dieser ist noch das Ergebnis des niedrigeren Preisniveaus im Frühsommer (Grafik 3).

Damals gerieten die Ölpreise zwischenzeitlich unter Druck, obwohl die OPEC Ende Mai eine Verlängerung der Produktionskürzungen bis März 2018 beschloss. Es ist u.E. durchaus vorstellbar, dass sich dieses Szenario nach der OPEC-Sitzung am 30. November wiederholt, d.h. die Preise im Anschluss an die Sitzung unter Druck geraten. Wie vor sechs Monaten würde eine Verlängerung der Produktionskürzungen keine Überraschung mehr darstellen und könnte daher zu Gewinnmitnahmen der spekulativen Finanzanleger führen.



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