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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Wer gibt den Ton an?

23.08.2017 | 10:07 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Sojabohnen und Raps:

Der globale Sojabohnenmarkt soll laut USDA im zu Ende gehenden Erntejahr 2016/17 einen beträchtlichen Angebotsüberschuss von mehr als 20 Mio. Tonnen aufweisen. Hauptverantwortlich hierfür ist ein kräftiger Anstieg der weltweiten Produktion um fast 40 Mio. auf rekordhohe 352 Mio. Tonnen, während der globale Verbrauch "nur" um 15 Mio. Tonnen zulegt. In allen drei wichtigen Produzentenländern stiegen die Ernten laut USDA auf ein Rekordniveau.

In den USA wurden im letzten Herbst 117 Mio. Tonnen Sojabohnen eingebracht, für die ebenfalls abgeschlossene Ernte in Brasilien gehen das USDA und die staatliche brasilianische Prognosebehörde Conab von 114 Mio. Tonnen aus. Auch in Argentinien ist die Ernte abgeschlossen. Diese soll sich laut USDA auf 58 Mio. Tonnen belaufen. Die Getreidebörse von Buenos Aires liegt mit ihrer Schätzung von 57,5 Mio. Tonnen knapp darunter.

Für 2017/18 prognostiziert das USDA eine etwas geringere weltweite Erntemenge von 347 Mio. Tonnen, was aber noch immer die zweithöchste Ernte aller Zeiten wäre. Einigermaßen verlässliche Aussagen lassen sich aber erst für die USA treffen. Und hier rechnet das USDA sogar mit einem weiteren Anstieg der Erntemenge auf rekordhohe 119 Mio. Tonnen (Grafik 8).

Die mit Sojabohnen bestellte Anbaufläche wurde im Frühjahr um 7% ausgeweitet. Gleichzeitig unterstellt das USDA einen um 5% geringeren durchschnittlichen Flächenertrag gegenüber dem Spitzenwert im Jahr 2016. Die für 2017 unterstellten 49,4 Scheffel je Morgen liegen aber über dem im Jahr 2015 erreichten Niveau, obwohl die momentane Bewertung des Pflanzenzustands nicht nur deutlich unter dem sehr hohen Vorjahresniveau, sondern auch unter dem Niveau von 2015 liegt. Das USDA könnte daher mit seiner Annahme zum Flächenertrag zu optimistisch sein und seine Ernteschätzung in den kommenden Monaten nach unten revidieren.

Der IGC erwartet dagegen bereits eine deutlich geringere US-Erntemenge von 113 Mio. Tonnen. Da die Aussaat in Südamerika erst im Oktober beginnt, sind die Prognosen des USDA für die nächsten Ernten in Brasilien und Argentinien von 107 Mio. Tonnen bzw. 57 Mio. Tonnen lediglich grobe Annahmen basierend auf langfristigen Trenderträgen und Anbauplänen ähnlich zum Vorjahr.



Die globale Sojabohnennachfrage soll laut USDA-Schätzung 2017/18 auf ein Rekordniveau von 343 Mio. Tonnen steigen. Dominierender Akteur auf der Nachfrageseite ist weiterhin China. Im Erntejahr 2016/17 übertraf der chinesische Verbrauch erstmals die Schwelle von 100 Mio. Tonnen. Bei einer Eigenproduktion von 13 Mio. Tonnen stiegen die Importe auf ein Rekordniveau von 91 Mio. Tonnen. Im Juli überstiegen die chinesischen Sojabohneneinfuhren erstmals in einem Monat die Marke von 10 Mio. Tonnen (Grafik 9).

Für 2017/18 geht das USDA von einem weiteren Anstieg der Nachfrage Chinas auf 108 Mio. Tonnen und der Importe auf 94 Mio. Tonnen aus. Damit gehen fast zwei Drittel der weltweiten Importmenge nach China. Die seit einigen Monaten negativen Verarbeitungsmargen deuten aber darauf hin, dass China möglicherweise weitaus mehr Sojabohnen importiert als zur Tierfütterung benötigt.

Die Produktion von Sojamehl übertrifft bereits seit Jahren den heimischen Verbrauch, so dass China zu einem Netto-Exporteur des in erster Linie für die Tierfütterung verwendeten Produktes geworden ist. Eine geringere Importnachfrage aus China wegen der negativen Verarbeitungsmargen würde die weltweite Nachfrage nach Sojabohnen stark treffen, denn es ist zweifelhaft, ob andere Länder bzw. Regionen in die Bresche springen können. Der nächstgrößere Sojabohnenimporteur ist die EU mit knapp 15 Mio. Tonnen.

Treffen die Einschätzungen des USDA ein, weist der globale Sojabohnenmarkt auch 2017/18 einen nochmaligen - wenn auch geringeren - Angebotsüberschuss von 4 Mio. Tonnen auf. Die weltweiten Endbestände würden daraufhin auf ein Rekordniveau von 98 Mio. Tonnen steigen. Der IGC erwartet aufgrund seiner geringeren Ernteschätzung für die USA und einer etwas höheren weltweiten Nachfrage dagegen ein globales Angebotsdefizit von 5 Mio. Tonnen.

Beide Schätzungen deuten darauf hin, dass der Sojabohnenmarkt nahezu ausgeglichen sein dürfte und schon kleine Abweichungen bei Angebot oder Nachfrage den Markt in die eine oder andere Richtung kippen lassen können. Unsicherheiten gibt es wie oben skizziert reichlich.

Der Sojabohnenpreis an der CBOT stieg im Einklang mit Weizen und Mais Anfang Juli auf ein 4-Monatshoch von fast 1.050 US-Cents je Scheffel. Im Zuge der darauf folgenden Korrektur bei den Getreidepreisen fiel die Notierung bei Sojabohnen wieder unter die Marke von 1.000 USCents. Der meistgehandelte Terminkontrakt handelte zwischenzeitlich bei 920 US-Cents je Scheffel auf dem niedrigsten Niveau seit Ende Juni. Die Perspektive eines abermals reichlichen und möglicherweise sogar rekordhohen Angebots in den USA spricht gegen eine nennenswerte Preiserholung.

Bei einer Abwärtsrevision der Ernteschätzung könnte der Preis aber nochmals in Richtung 1.000 US-Cents steigen. Dies wird aber unwahrscheinlicher, nachdem sich die Bedingungen zuletzt verbessert haben. Zudem dürfte auch das hohe Angebot aus Südamerika auf den Markt drücken. Spätestens wenn sich mit der Aussaat im vierten Quartal die Erwartungen erneut hoher Ernten in Südamerika bestätigen, dürfte der Preis wieder nachgeben, zumal bei der Nachfrage eher Abwärts- als Aufwärtsrisiken bestehen. Wir rechnen mit einem Sojabohnenpreis von 925 US-Cents je Scheffel im vierten Quartal 2017.

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