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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Wer gibt den Ton an?

23.08.2017 | 10:07 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Die Weizenernten auf der nördlichen Halbkugel sind nahezu abgeschlossen. Die weltweite Versorgungslage dürfte dank einer Rekordernte in Russland entspannt bleiben. Bei Mais und Sojabohnen sorgen derzeit hohe US-Ertragsschätzungen durch das US-Landwirtschaftsministerium USDA bei gleichzeitig durchwachsenen Pflanzenbewertungen für Unsicherheit.

Das USDA und der Internationale Getreiderat prognostizieren allerdings jeweils eine rückläufige US-Maisproduktion und ein markantes globales Marktdefizit 2017/18. Bei Sojabohnen ist dagegen nach rekordhohen Ernten in den USA und Südamerika keine Anspannung der Versorgungslage zu erwarten. Bei Baumwolle ist mit einem weiteren deutlichen Bestandsaufbau außerhalb Chinas zu rechnen.

Der Weizenpreis in Chicago schoss zwischen Anfang Juni und Anfang Juli um 30% nach oben. In der ersten Juliwoche erreichte er mit gut 570 US-Cents den höchsten Stand seit zwei Jahren (Grafik 1). Ende Juli ist er wieder unter die Marke von 500 US-Cents je Scheffel abgesackt und handelt inzwischen wieder in der Spanne von 400-460 US-Cents je Scheffel, die bis auf wenige Ausnahmen in den ersten fünf Monaten Bestand hatte. Den zwischenzeitlich massiven Preisanstieg ausgelöst hatte die Dürre in den nördlichen Anbaugebieten des Mittleren Westens der USA, die die Entwicklung des dort heranwachsenden proteinreichen Sommerweizens massiv beeinträchtigte.

Laut einer Besichtigungstour durch die betroffenen Anbaugebiete in Nord-Dakota und den angrenzenden Regionen Minnesotas und Süd-Dakotas sind dort die niedrigsten Ernteerträge seit neun Jahren zu erwarten. Zwar reduzierten der Internationale Getreiderat IGC und das US-Landwirtschaftsministerium USDA ihre Schätzung für die USWeizenernte im Juli um jeweils 2 Mio. Tonnen auf ca. 47 Mio. Tonnen, was einem Minus von rund 25% gegenüber 2016/17 entspricht.

Der Großteil dieses starken Rückgangs war aber schon vor der Dürre erwartet worden und ist auf eine geringere Anbaufläche zurückzuführen. Während dies Preisaufschläge für den wohl knappen proteinreichen Weizen sicher rechtfertigt, bleibt es für die Welt insgesamt aber bei einer üppigen Versorgung mit Weizen (Grafik 2).

Die Schätzung des USDA für die weltweite Produktion liegt im August bei 743 Mio. Tonnen und damit nur knapp 2% unter dem Rekordniveau des Vorjahres. Das USDA geht zudem von einem globalen Angebotsüberschuss von 6 Mio. Tonnen und einem Anstieg der weltweiten Endbestände auf rekordhohe 265 Mio. Tonnen in der Saison 2017/18 aus. Auch das bei der FAO angesiedelte Marktinformationssystem AMIS erwartet einen weiteren Überschuss. Der IGC rechnet im Gegensatz dazu mit einem geringen globalen Angebotsdefizit von 3 Mio. Tonnen. Einen nennenswerten Lagerabbau vom diesjährigen Rekordniveau dürfte es somit aber auch laut IGC nicht geben.



Zwar soll auch in Australien die Ernte nach dem Rekordjahr 2016/17 um mehr als zehn Mio. Tonnen zurückfallen und auch in Kanada die Ernte um fünf Mio. Tonnen sinken. Andernorts werden die Ernteprognosen aber angehoben. Heraus sticht dabei Russland, für das das USDA seine Ernteerwartung zwischen Mai und August um stolze 10,5 Mio. Tonnen auf ein Rekordniveau von 77,5 Mio. Tonnen anhob (Grafik 3). Ähnlich optimistische Schätzungen gaben zuletzt auch die russischen Prognoseinstitute Ikar und SovEcon bekannt.

Im Schlepptau der internationalen Entwicklung stieg auch der Weizenpreis an der Euronext in Paris Anfang Juli auf fast 190 Euro je Tonne, das höchste Niveau seit fast zwei Jahren (Grafik 1). Analog zur Preisentwicklung in Chicago gaben aber auch die Notierungen in Paris die Gewinne wieder vollständig ab. Der meistgehandelte Terminkontrakt handelt aktuell nur noch bei 160 Euro je Tonne auf einem 9-Monatstief. Knappheit an Weizen dürfte es auch in der EU nicht geben. Für die EU als Ganzes wird von einem Anstieg der Ernte um gut 9 Mio. Tonnen gegenüber dem vor allem wegen der schlechten französischen Ernte enttäuschenden Vorjahr ausgegangen.

Allerdings ist die regionale Entwicklung sehr unterschiedlich. In Frankreich dürfte sich die Ernte auf ein Normalmaß erholen. In Deutschland soll die Ernte dagegen unter dem Durchschnitt der letzten Jahre liegen. Vor allem aber beunruhigen Meldungen von hitzebedingten Schäden in Südeuropa. Da hier wohl in dieser Saison ein erhöhter Bedarf an Importen aus anderen EU-Ländern besteht, bleibt weniger Ware zum Export auf den Weltmarkt. Entsprechend mager ist der von der Kommission unterstellte Zuwachs der EU-Weizenexporte von nur gut 7% gegenüber dem sehr enttäuschenden Vorjahr, als die Exporte gegenüber 2015/16 um rund ein Viertel einbrachen.

Besonders gelitten hatte Frankreich, dessen Weichweizenexporte in Länder außerhalb der EU sogar um 61% eingebrochen waren. Doch die wieder hohe Menge Weizen aus der Schwarzmeerregion verspricht zusätzlich auch 2017/18 harte Konkurrenz auf den Absatzmärkten. Zusätzlich wird die Wettbewerbsfähigkeit für die europäischen Weizenexporteure durch den zeitweise auf ein 2½-Jahreshoch gestiegenen Euro erschwert (Grafik 4).

Das Aufwärtspotenzial bei den Weizenpreisen dürfte wegen der weiterhin reichlichen globalen Versorgungslage begrenzt sein. Der Großteil der Winterweizenernte auf der Nordhalbkugel ist mittlerweile eingebracht, was die Abhängigkeit von Wetternachrichten verringert. Die gesenkten Ernteprognosen bei Sommerweizen in den USA, in Kanada und in Australien spiegeln die wetterbedingten Ausfälle bereits hinreichend wider, so dass hier auch keine größeren negativen Überraschungen mehr drohen. Wir prognostizieren für Q4 2017 einen Weizenpreis in Chicago von 450 US-Cents je Scheffel.

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