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OPEC im Dilemma

14.07.2017 | 13:03 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Auch viele wichtige Produzentenländer wie die USA, Kanada, Brasilien und Norwegen, die nicht Teil der Kürzungsvereinbarung sind, haben ihre Produktion merklich erhöht. Dies gilt insbesondere für die USA, die ihre Fördermenge seit Jahresbeginn um 630 Tsd. Barrel pro Tag gesteigert haben. Entsprechend fällt das Nicht-OPEC-Angebot in der ersten Jahreshälfte höher aus als zu Jahresbeginn von der IEA erwartet wurde (Grafik 3).

3. Ein steigendes OPEC-Angebot: Die OPEC-Länder hielten sich zwar (nahezu) vollständig an die Vereinbarung. Laut OPEC-Monatsbericht betrug die Umsetzung im zweiten Quartal 103% (Tabelle 1). Dennoch erreichte die OPEC-Produktion im Juni das höchste Niveau in diesem Jahr. Verantwortlich dafür waren eine höhere Produktion in Libyen und Nigeria, die bislang beide von den Produktionskürzungen ausgenommen sind, da ihre Produktionsmengen zum Zeitpunkt des Kürzungsbeschlusses aufgrund besonderer Umstände jeweils deutlich unter ihren Normalniveaus lagen. In der Folge ist das OPEC-Angebot innerhalb von zwei Monaten um ca. 600 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen.

Damit wurde etwa die Hälfte der gesamten Kürzungen in den anderen OPEC-Ländern kompensiert. Gleichzeitig stiegen die OPEC-Exporte im Mai laut Reuters den zweiten Monat in Folge.



Der OPEC dürfte es daher nicht mehr gelingen, den Lagerüberhang gemessen an der Abweichung der kommerziellen OECD-Ölvorräte vom 5-Jahresdurchschnitt wie angestrebt bis zum Jahresende vollständig abzubauen. Ende Mai lag die Abweichung laut IEA noch immer bei 266 Mio. Barrel (Grafik 4). Im Juni dürfte sich der Rückgang zwar weiter fortgesetzt haben, da der Bedarf an OPEC-Öl im zweiten Quartal 600 Tsd. Barrel pro Tag über der OPECProduktionsmenge lag. Damit der Lagerüberhang bis Ende des Jahres verschwindet, müsste der globale Ölmarkt über das gesamte 2. Halbjahr hinweg ein Angebotsdefizit von 1,6 Mio. Barrel pro Tag aufweisen.

Auf Basis der aktuellen IEA-Schätzungen zur globalen Ölnachfrage und zum Nicht-OPEC-Angebot sowie der aktuellen OPEC-Produktionsmenge ergibt sich lediglich ein Defizit von 800 Tsd. Barrel pro Tag im dritten Quartal und 900 Tsd. Barrel pro Tag im vierten Quartal. Daraus resultiert in der zweiten Jahreshälfte ein Lagerabbau von 150 Mio. Barrel. Die jüngste Warnung des Chefs der IEA, Birol, dass bei einem fortgesetzten Anstieg der OPEC-Produktion der Marktausgleich in Frage stehe, ist daher berechtigt.

Stärkere Produktionskürzungen haben die OPEC-Mitglieder und Russland bislang ausgeschlossen. Diese wären allerdings notwendig, um das oben genannte Ziel noch zu erreichen. Der Lagerabbau könnte zwar auch über eine stärkere Nachfrage oder ein geringeres Nicht-OPEC-Angebot erfolgen. Darauf zu hoffen, dürfte sich aber als Trugschluss erweisen. Denn die IEA unterstellt bereits einen robusten Anstieg der Nachfrage. Diese soll im vierten Quartal 2017 immerhin um 1,6 Mio. Barrel pro Tag über dem Vorjahresniveau liegen.

Das Nicht-OPEC-Angebot dürfte dank der steigenden (Schiefer-)Ölproduktion in den USA zumindest bis zum Jahresende weiterhin kräftig sprudeln (Grafik 5). Die IEA unterstellt ein Wachstum um 700 Tsd. Barrel pro Tag im Verlauf des Jahres 2017. Dämpfend wirkt hier noch der Rückgang der Ölproduktion in Russland und einigen anderen Nicht-OPEC-Ländern als Folge der freiwilligen Produktionskürzungen. Sollten neben Kasachstan weitere Länder in der zweiten Jahreshälfte ausscheren und ihre Produktion wieder erhöhen, droht ein noch stärkerer Anstieg des Nicht-OPEC-Angebots.

Auch in der OPEC könnte das Angebot weiter steigen. So berücksichtigen die Juni-Produktionszahlen noch nicht den gesamten Anstieg der Ölproduktion in Libyen und Nigeria. Libyen förderte zuletzt gut 1 Mio. Barrel pro Tag und damit 180 Tsd. Barrel pro Tag mehr als im Juni-Durchschnitt. In Nigeria ist die entsprechende Abweichung ähnlich. Das deutet auf einen weiteren Anstieg der OPEC-Produktion im Juli hin, sofern es nicht zu erneuten Beeinträchtigungen der Ölförderung in diesen beiden Ländern kommt. Die OPEC erwägt daher offenbar Produktionsobergrenzen für Libyen und Nigeria.

Denkbar wäre eine vergleichbare Einstufung wie der Iran, dem im Rahmen des Abkommens eine Ausweitung der Ölproduktion bis auf ein bestimmtes Niveau erlaubt wurde. Am 24. Juli ist ein Treffen des gemeinsamen Prüfungskomittees zu den Produktionskürzungen geplant. Dort sollen über den Erfolg der Kürzungsmaßnahmen und den Marktausgleich Zwischenbilanz gezogen und Empfehlungen für die nächste OPEC-Sitzung am 30. November gegeben werden.

Zu diesem Treffen wurden auch Vertreter aus Libyen und Nigeria eingeladen. Sollte sich der Ölpreis bis dahin nicht wieder erholt haben, dürften auch stärkere Produktionskürzungen zum Thema der Diskussion werden. Russland zeigte sich unlängst bereit, über Änderungen am Abkommen reden zu wollen.



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