Wir verwenden Cookies, um Ihnen eine optimale Funktion der Webseite zu ermöglichen. Wenn Sie weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Mehr erfahren
In Ihrem Webbrowser ist JavaScript deaktiviert. Um alle Funktionen dieser Website nutzen zu können, muss JavaScript aktiviert sein.
RohstoffWelt - Die ganze Welt der Rohstoffe HomeKontaktRSS
Powered by: Powered by GoldSeiten.de
 
[ Druckversion ]

Was Sie schon immer über Platin wissen wollten

09.02.2017 | 7:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Dieser Wechselkurseffekt konnte bis Anfang 2016 die Kostenbasis für die Platinproduzenten senken und so die Auswirkungen der niedrigen Platinpreise in USD gerechnet abmildern. In der Folge blieben Teile der Platinproduktion profitabel. Durch die im weiteren Verlauf des Jahres 2016 erfolgte Aufwertung des Rand verkehrte sich dies aber ins Gegenteil, was die Minenproduktion entsprechend bremste.

Im Gegensatz zur Minenproduktion entwickelte sich das Recyclingangebot letztes Jahr positiv (Grafik 8). Zurückzuführen war dies besonders auf den Bestandsabbau der Einzelhändler im chinesischen Schmucksektor. Im Bereich Schmuck stieg das Angebot aus wiedergewonnenem Platin daher um 24%. Aber auch die anderen Bereiche stellten mehr Recyclingangebot zur Verfügung. Insgesamt lagen das tatsächliche und das ursprünglich geschätzte Recyclingangebot jedoch auseinander. Zurückzuführen wäre dies laut Johnson Matthey auf einen strukturellen Wandel im Konsumentenverhalten, dass auf eine deutlich längere Nutzung der Fahrzeuge hindeutet, die die Prognosen über das Recyclingangebot aus dem Segment der Autokatalysatoren erschwert.

Johnson Matthey erwartet für 2017, dass die Entwicklung des Recyclingangebots richtungweisend für die weltweite Angebotsentwicklung von Platin sein wird. Verantwortlich hierfür sind demnach wie oben beschrieben die eingeschränkten Möglichkeiten für eine Angebotsausweitung seitens der Minen. Dabei erwartet Johnson Matthey jedoch regional divergierende Trends aus dem Recyclingangebot verschrotteter Autokatalysatoren. Einem höheren Angebot am europäischen Markt steht ein niedrigeres Angebot am nordamerikanischen Markt gegenüber.

Dabei geht Johnson Matthey davon aus, dass sich das zunehmende Platinangebot aus Katalysatoren von Europa und das abnehmende Angebot von den USA ausgleichen werden. Allerdings hängt das Recyclingangebot aus diesem Markt stark von den Autokatalysatoren ab, die verschrottet werden. Von 1990 bis 2000 kam es in diesem Segment zu erheblichen Modelländerungen, die jeweils einen ganz unterschiedlichen Platinanteil führen.

Zudem verlängert sich wie oben erwähnt die Nutzungsdauer der Fahrzeuge. In Kombination erschweren diese zwei Aspekte eine Einschätzung der Menge an wiedergewonnenem Platin, die auf den Markt kommt. Kurzfristig fließen allerdings auch die Preise anderer in Autokatalysatoren recycelten Rohstoffe in die Überlegungen von Fahrzeughaltern und besonders von Entsorgungsunternehmen mit ein, ab wann Recycling noch profitabel ist. Somit könnten unerwartete Anstiege der Stahlpreise und Preise von Platinmetallen (dazu zählen neben Platin auch Palladium, Rhodium) im Allgemeinen das Recyclingangebot erhöhen.

Zunächst würde wohl innerhalb des Recyclingangebots auf noch immer zurückgehaltene Bestände zurückgegriffen werden, sollten die Preise der Platinmetalle stark steigen. Denn bei höheren Preisen steigt in der Regel auch das Recyclingangebot.


Nachfrage

Die globale Platinnachfrage legte Johnson Matthey zufolge 2016 nur geringfügig auf 8,33 Mio. Unzen zu. Es gibt vier Kernsegmente für die Platinnachfrage: Automobilindustrie, übrige Industrie, Schmuck- und Investitionsbedarf (Grafik 9).



Die Automobilindustrie als wichtigster Sektor auf der Nachfrageseite (rund 40% der jährlichen Nachfrage) benötigte 2016 1,6% mehr Platin (3,3 Mio. Unzen). Dabei ist vor allem der Markt für Diesel-PKWs mit einem Nachfrageanteil von 71% eine wichtige Nachfragesäule (Grafik 10). Regional ist dabei besonders der europäische Dieselmarkt von Bedeutung, welcher etwa die Hälfte der Nachfrage stellt. Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten zufolge wurden in der Europäischen Union im letzten Jahr 14,64 Millionen Autos neu zugelassen, rund 6,8% mehr gegenüber 2015. Damit wuchs der europäische Fahrzeugmarkt das dritte Jahr in Folge.

Allerdings fiel der Dieselanteil im gleichen Zeitraum von 52% auf 50% und wird in 2017 laut WPIC weiter auf 48,5% fallen. Neben den vergleichsweise milden Auswirkungen des Abgasskandals um VW im Jahr 2015 dürfte hierfür auch eine höhere staatliche Förderung von Elektrofahrzeugen, z.B. in Deutschland, verantwortlich sein. Insgesamt geht Johnson Matthey davon aus, dass im letzten Jahr die Spitze der europäischen Platinnachfrage aus der Automobilindustrie erreicht wurde und die Nachfrage 2017 um 5% auf 1,68 Mio. Unzen zurückgehen wird (Grafik 11). Der WPIC schätzt den Rückgang auf nur 3%.



Allerdings dürfte die Diskussion über ein Verbot von Dieselfahrzeugen in Innenstädten, die insbesondere in Deutschland lebhaft geführt wurde, die Konsumenten vorsichtig machen, dieselbetriebene Fahrzeuge zu kaufen. Die europäischen Automobilproduzenten könnten dadurch langfristig zu neuen Katalysatorstrategien außerhalb des Dieselmarktes getrieben werden. Sollte dies tatsächlich eintreten würde das einen herben Rückschlag für die Platinnachfrage aus der Europäischen Union bedeuten. In den USA und in China wurden sogar rekordhohe Autoabsatzzahlen für das letzte Jahr veröffentlicht.

Allerdings sind diese beiden Märkte stark benzinlastig und damit für Platin weniger bedeutend. Zukünftig könnte der chinesische und indische Automarkt, die 2016 zusammengenommen lediglich 200 Tsd. Unzen Platin nachfragten, allerdings stark an Bedeutung gewinnen. Zurückzuführen ist dies laut Johnson Matthey auf die ab Juli 2017 geltenden schärferen Vorschriften zu Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen (China V). Voraussichtlich ab 2020 sollen sowohl in China als auch Indien Emissionsvorschriften gelten, die vergleichbar zu denen in Europa sein werden.

Einen stark bremsenden Einfluss auf die Gesamtnachfrage übte dagegen die Schmucknachfrage aus. Diese sank 2016 um 9% auf 2,6 Mio. Unzen und war damit im letzten Jahr für rund ein Drittel der weltweiten Platinnachfrage verantwortlich gewesen. Für 2017 erwartet Johnson Matthey einen nochmaligen Rückgang der Schmucknachfrage, der WPIC dagegen einen leichten Anstieg. Die übrigen industriellen Anwendungen fragten 2016 gut 14% mehr (insgesamt 1,5 Mio. Unzen) nach.

Die Industrienachfrage aus China soll nach Aussage von Johnson Matthey in diesem Jahr aufgrund der schwächer werdenden Expansionsdynamik dort nachlassen. Die Investmentnachfrage soll laut Johnson Matthey und WPIC im Jahr 2017 geringer ausfallen. Denn die in den letzten zwei Jahren überraschend starke Barrennachfrage aus Japan, welche die Investmentnachfrage maßgeblich getrieben hatte, dürfte sich nicht wiederholen lassen. Der Platinpreis in Japanischen Yen stieg seit Oktober wegen der Yenabwertung um 15% und verteuerte somit opportunistische Käufe unter den japanischen Privatinvestoren, die zuvor zur starken Nachfrage aus Japan beitrugen (Grafik 12). Der WPIC rechnet dabei mit 25% weniger Nachfrage aus diesem Segment.



Seiten: «  1 | 2 | 3 | 4 | 5  »  
 
Bookmarken bei Mister Wong Furl YiGG Wikio del.icio.us Webnews
A A A Schriftgröße
 

 
 
© 2007 - 2024 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)

Werbung | Mediadaten | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutz