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Rohstoffe kompakt Energie: Gelungener Start, aber…

23.01.2017 | 7:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Die von der OPEC und einigen Nicht-OPEC-Ländern beschlossenen Produktionskürzungen sind Anfang des Jahres in Kraft getreten. Die Äußerungen der beteiligen Länder legen nahe, dass die Einschnitte bereits zu etwa 70% umgesetzt sind. Der Erfolg hängt allerdings davon ab, dass die Kürzungen im vollen Umfang über den gesamten Zeitraum von sechs Monaten beibehalten werden. Dies ist eher zweifelhaft. Eine Verlängerung der Produktionskürzungen um weitere sechs Monate ist auch eher fraglich. Dafür ist mit einem Anstieg der US-Ölproduktion zu rechnen. Wir erwarten daher, dass die Ölpreise im Jahresverlauf unter Druck geraten. Brentöl dürfte Ende 2017 weniger als 50 USD je Barrel kosten.

Die OPEC hatte sich auf ihrer Sitzung Ende November auf eine Produktionskürzung um knapp 1,2 Mio. auf 32,5 Mio. Barrel pro Tag verständigt. Diese Kürzung ist Anfang Januar in Kraft getretren und soll zunächst für sechs Monate gelten. Anfang Dezember beschlossen elf Nicht-OPEC-Länder, darunter auch Russland, ihre Produktion um insgesamt 558 Tsd. Barrel pro Tag zu reduzieren. Saudi-Arabien und Russland würden zusammengenommen fast die Hälfte der vereinbarten Produktionskürzung stemmen. Nennenswerte Beiträge kommen auch noch vom Irak, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait (siehe Grafik 1 und Tabelle).





Der Iran, Nigeria und Libyen sind von den Kürzungen ausgenommen. Dem Iran wurde eine leichte Erhöhung der Ölproduktion zugestanden. Nigeria und Libyen dürfen ihre Produktion auf das angestammte Niveau erhöhen, sofern es die Situation in den beiden Ländern erlaubt. Indonesien hat seine Mitgliedschaft in der OPEC nur ein Jahr nach der Rückkehr ausgesetzt, da es als Netto-Importeur seine Produktion nicht kürzen wollte. Die indonesische Produktionsmenge von gut 700 Tsd. Barrel pro Tag ist jedoch in dem o.g. Zielwert von 32,5 Mio. Barrel pro Tag enthalten, was den Vergleich künftig erschwert.

Wie ist der Stand der Umsetzung etwa drei Wochen nach Inkrafttreten des Abkommens? Bei der Beurteilung stützen wir uns auf die Angaben aus den an den Kürzungen beteiligten Ländern. Saudi-Arabien hat demnach die von ihm zugesagte Produktionskürzung bereits vollständig umgesetzt. Laut dem saudi-arabischen Energieminister al-Falih würde die Ölproduktion seines Landes bei weniger als 10 Mio. Barrel pro Tag liegen. Dies wäre sogar eine stärkere Kürzung als vereinbart und würde dem niedrigsten Produktionsniveau seit zwei Jahren entsprechen (Grafik 2).

Die anderen arabischen Golfanrainerstaaten, d.h. Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Katar und Oman, haben ihre Kürzungszusagen eigenen Angaben zufolge ebenfalls vollständig umgesetzt.

Der Irak will die von ihm zu leistende Kürzung zu drei Viertel und bis Ende Januar vollständig umgesetzt haben. Es ist nicht klar, ob dies die gesamte irakische Ölproduktion betrifft oder nur die aus dem Süden des Landes. Denn ob sich die autonome Kurdenregion im Norden des Irak an das Abkommen gebunden fühlt, ist unsicher. Von daher ist eine vollständige Umsetzung der Kürzung im Irak eher unwahrscheinlich. Außerdem ist zu bedenken, dass der Irak nach einem für Januar gemeldeten deutlichen Rückgang der Ölexporte aus dem Süden für Februar einen Anstieg der Öllieferungen auf ein neues Rekordniveau in Aussicht gestellt hat.

Dies könnte Zweifel an der Kürzungsbereitschaft des Irak schüren. Eine Überprüfung ist schwierig, da es keine verlässlichen Daten zu den Lagerbeständen gibt. Diese müssten deutlich fallen, wenn der Irak bei niedrigerer Produktion mehr exportiert. Bei den übrigen OPEC-Ländern fehlen bislang noch Angaben darüber, wieviel der Kürzungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt umgesetzt sind.

Bei den Nicht-OPEC-Ländern hat neben dem bereits erwähnten Oman auch Kasachstan seine Produktionskürzung dem eigenen Vernehmen nach vollständig umgesetzt. Russland hat die Ölproduktion in der ersten Januarwoche laut Aussagen des Energieministeriums um 130 Tsd. Barrel pro Tag reduziert, wozu allerdings auch ungewöhnlich niedrige Temperaturen auf den westsibirischen Ölfeldern beigetragen haben dürften. In der ersten Januarhälfte beläuft sich der Rückgang der russischen Ölproduktion Industriekreisen zufolge auf 100 Tsd. Barrel pro Tag (Grafik 3).



Damit liegt momentan auch Russland im Plan, da es die vereinbarte Kürzung von insgesamt 300 Tsd. Barrel pro Tag stufenweise und erst am Ende des 6-Monatszeitraums vollständig umsetzen will. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die russische Ölproduktion bei einer Normalisierung der Wetterbedingungen nicht wieder steigt.

Die bislang von den Ländern verkündeten Produktionskürzungen belaufen sich insgesamt auf ca. 1,2 Mio. Barrel pro Tag. Damit wären etwa 70% der vereinbarten Kürzungen umgesetzt und der Ölmarkt laut aktueller Schätzung der Internationalen Energieagentur IEA bereits unterversorgt. Denn laut aktuellem IEA-Monatsbericht belief sich die OPEC-Ölproduktion im Dezember auf 33,1 Mio. Barrel pro Tag (Grafik 4). Sie lag damit unmittelbar vor dem Inkrafttreten der Produktionskürzungen nur 400 Tsd. Barrel pro Tag über dem von der IEA geschätzten Bedarf an OPEC-Öl im ersten Halbjahr 2017. Es könnte daher also schon zu dem von der OPEC angestrebten Abbau der Lagerbestände kommen.



Der saudi-arabische Energieminister al-Falih hat sich daher auch zufrieden mit der bisherigen Umsetzung der Kürzungsvereinbarung gezeigt. Seiner Ansicht nach ist es nicht notwendig, die Kürzungen über die beschlossenen sechs Monate hinaus zu verlängern. Wir erachten diese Äußerungen zum jetzigen Zeitpunkt als verfrüht. Schließlich kann man drei Wochen nach Inkrafttreten der Vereinbarung noch nicht sagen, wie die Umsetzung im gesamten Zeitraum aussehen wird. Wenn der wichtigste OPEC-Produzent frühzeitig Selbstzufriedenheit signalisiert, könnten es die anderen an den Kürzungen beteiligten Länder mit ihrem Teil der Abmachung nicht mehr allzu genau nehmen und weniger diszipliniert sein.

Damit der Ölmarkt nachhaltig ins Gleichgewicht kommt und die sehr hohen Lagerbestände abgebaut werden, ist eine strikte Umsetzung des Abkommens über einen längeren Zeitraum erforderlich. Dies gilt auch vor dem Hintergrund einer wieder steigenden US-Ölproduktion (Grafik 5) und einer möglichen Ausweitung des Ölangebots aus Libyen und Nigeria, welche beide wie eingangs erwähnt von den Produktionskürzungen ausgenommen sind. Nigeria berichtete bspw. laut OPEC-Monatsbericht für Dezember auf Basis direkter Kommunikation einen Anstieg der Ölproduktion um gut 400 Tsd. auf 1,94 Mio. Barrel pro Tag. Bei einem derartigen Produktionsniveau bliebe der globale Ölmarkt ohne die Produktionskürzungen deutlich überversorgt.

Kasachstan hat bereits angekündigt, die Ölproduktion in diesem Jahr trotz der Beteiligung an den Kürzungen in der ersten Jahreshälfte steigern zu wollen. Grund hierfür ist die Zunahme der Produktion im Kashagan-Ölfeld, welches im Oktober 2016 in Betrieb genommen wurde. An einer Verlängerung der Produktionskürzung über Mitte 2017 hinaus dürfte sich Kasachstan daher kaum beteiligen. Auch zahlreiche russische Ölunternehmen haben eine Steigerung der Produktion in diesem Jahr in Aussicht gestellt, was eine Umsetzung der Produktionskürzung über das erste Halbjahr hinaus wenig wahrscheinlich macht.

Die robuste Nachfrage kann dies nur teilweise kompensieren. Die IEA hat ihre Schätzung für den Bedarf an OPEC-Öl für das vierte Quartal 2017 wegen einer steigenden US-Ölproduktion auf 33,1 Mio. Barrel pro Tag reduziert. Steigert die OPEC ihre Ölproduktion im zweiten Halbjahr 2017 über dieses Niveau hinaus, droht dem Ölmarkt somit ein neuerliches Überangebot. Wir erwarten daher einen fallenden Ölpreis im Jahresverlauf und einen Preisrückgang auf weniger als 50 USD je Barrel am Jahresende.


Auf einen Blick









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