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2017 – Kurzfristige Korrektur ebnet Weg für höhere Preise

01.12.2016 | 11:52 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Der Bleipreis wurde in den letzten Monaten vom Zinkpreis mit nach oben gezogen und markierte bei rund 2.580 USD je Tonne den höchsten Stand seit über fünf Jahren. Der Preisabschlag zum Schwestermetall beträgt aktuell rund 350 USD je Tonne.

Am globalen Bleimarkt zeigt sich die Situation aber spiegelbildlich zu Zink. Die ILZSG hatte Ende Oktober auf ihrer Herbsttagung den bisher prognostizierten Angebotsüberschuss für 2016 auf 42 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. 2017 soll der Überschuss erstmals seit drei Jahren wieder schrumpfen – auf dann 23 Tsd. Tonnen. Dies wäre dennoch der neunte Überschuss in den letzten zehn Jahren (Grafik 12). Angebot und Nachfrage sollen demnach im nächsten Jahr mit +1,2% bzw. +1,3% annähernd gleich stark wachsen. In diesem Jahr wird die Angebotsausweitung wohl noch das Nachfragewachstum übersteigen, da in Südkorea eine neue Bleischmelze in Betrieb genommen wurde. Die Nachfragedynamik, welche in diesem Jahr noch durch die starke Automobilindustrie getrieben ist, soll sich laut Einschätzung der ILZSG im nächsten Jahr merklich abflachen.

Ähnlich wie bei Zink wurde auch die Produktion von Blei in China zuletzt wieder deutlich ausgeweitet. Diese ist im Oktober auf 390 Tsd. Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit Mitte 2014. Von den Höchstwerten im Herbst 2012 ist sie aber noch weit entfernt. Laut Aussagen des chinesischen Research-Instituts SMM waren die Batterieproduzenten in China Anfang November gut mit Blei versorgt. Deren durchschnittliche Auslastungsrate lag zudem im Oktober laut SMM bei knapp 76% und damit etwas niedriger als im Vormonat. Aussagen des Verbands der chinesischen Nichteisenindustrie zufolge steht die Batterieindustrie für mehr als 85% der chinesischen Bleinachfrage. Die Nachfrage nach Blei von dieser Seite her könnte zunächst also etwas nachlassen. Dafür spricht auch, dass der Verband verschiedene Risiken für die Bleiindustrie sieht, wie zum Beispiel steigende umweltpolitische Einschränkungen, um der Verschmutzung mit Schwermetallen entgegenzuwirken.

Der Bleipreis dürfte es schwer haben, das Momentum der letzten Monate mit ins nächste Jahr hinüberzunehmen. Zumal nach dem Winter erstmal die saisonbedingt starke Nachfrageperiode ausläuft. Allerdings sollte er sich auch nicht entgegengesetzt zu den anderen Industriemetallen entwickeln. Nach einer zwischenzeitlichen Korrektur sehen wir den Bleipreis Ende 2017 bei 2.200 USD je Tonne.

Der Zinnpreis stieg Anfang November vorübergehend auf 22.000 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit August 2014. Mit einem Plus von zwischenzeitlich über 50% weist Zinn hinter Zink unter den Industriemetallen in diesem Jahr die bislang zweitstärkste Preisentwicklung auf.

Die in den letzten Monaten wieder höheren Zinnexporte aus Indonesien, dem mit Abstand größten Exporteur, haben dem Zinnpreis offenbar nur wenig Widerstand geboten. Nachdem im ersten Halbjahr im Durchschnitt monatlich nur gut 4.900 Tonnen Zinn ausgeführt wurden, sind die Exporte seit Jahresmitte immerhin auf durchschnittlich über 5.700 Tonnen gestiegen. Dies reicht aber normalerweise bei weitem nicht aus, die globale Nachfrage vollständig zu befriedigen. Nach zehn Monaten lagen die indonesischen Zinnausfuhren etwa 15% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Indonesien ist der weltweit größte Zinnexporteur und war in den letzten Jahren quasi für die ausreichende Versorgung des Weltmarktes zuständig. Darüber hinaus mussten chinesische Zinnschmelzen in acht Provinzen des Landes wegen umweltpolitischer Überprüfungen zeitweise ihren Betrieb einstellen, so dass China verstärkt Zinnraffinade importiert und so ebenfalls zur Knappheit am Weltmarkt beigetragen hat. Gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) wies der globale Zinnmarkt in den ersten drei Quartalen daher ein beträchtliches Angebotsdefizit von fast 27 Tsd. Tonnen auf.

Im Zuge dessen waren auch die Zinnvorräte in den Lagerhäusern der LME stark abgeschmolzen. Ende Oktober hatten sie mit nur noch unter 3.000 Tonnen den tiefsten Stand seit Juni 2004 markiert (Grafik 13). Von ihrem Jahreshoch im Juni wurden sie binnen weniger Monate um über 60% reduziert. Und von den noch in den Lagerhäusern liegenden Zinnbeständen sind gut 40% bereits zur Auslieferung angefordert, so dass diese Menge dem Markt auch nicht mehr zur Verfügung steht.



Die im Jahresverlauf stark gestiegenen Preise dürften zu einer Ausweitung der Produktion von Zinnraffinade im nächsten Jahr führen. So hatte PT Timah, der größte indonesische Zinnproduzent, schon im Sommer angekündigt, im nächsten Jahr wieder mehr Zinn produzieren zu wollen. Die Produktion soll demnach um über 20% ausgeweitet werden. Die chinesischen Schmelzen wiederum werden wohl ihre Anlagen ebenfalls Schritt für Schritt wieder anfahren, nachdem die umweltpolitischen Überprüfungen beendet sind. In Bezug auf die Zinnminenproduktion werden die Marktteilnehmer wohl wieder nach Myanmar schauen. Das südostasiatische Land ist seit 2014 ein aufstrebender Zinnminenproduzent und hat sich mittlerweile zur Nummer drei der Welt hochgearbeitet. Das International Tin Research Institute (ITRI) schätzt aber, dass die Zinnproduktion dort im nächsten Jahr leicht zurückgeht, womit der Aufwärtstrend der letzten Jahre gestoppt wäre. Denn die oberirdisch abbaubaren Reserven dort seien weitgehend ausgebeutet. Der Untertageabbau ist mit höheren Kosten verbunden, zudem sinken laut ITRI die Metallgehalte in den Erzen. Allgemein geht ITRI davon aus, dass die meisten neuen Zinnprojekte auf globaler Ebene einen Zinnpreis von bis zu 25.000 USD je Tonne benötigen, um profitabel zu sein. Trotz des zuletzt gestiegenen Preises dürfte daher nur wenig neues Angebot auf den Markt kommen.

Die globale Nachfrage hat offensichtlich die Schwäche des letzten Jahres überwunden – nach drei Quartalen lag sie Daten von WBMS zufolge 4% über Vorjahr. Vor allem die Nachfrage aus der Lötindustrie, die für rund 50% der weltweiten Zinnnachfrage steht, zieht wieder an. So steigt zum Beispiel mittlerweile die Produktion von Halbleitern wieder, wo Zinn zum Einsatz kommt. Aus aktueller Sicht dürfte sich dieser Trend im nächsten Jahr fortsetzen. ITRI schätzt, dass der globale Zinnmarkt 2017 wie auch in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 10-15 Tsd. Tonnen aufweisen wird.

Die solide Nachfrage sollte unseres Erachtens den Zinnpreis unterstützen, so dass sich dieser über der Marke von 20.000 USD je Tonne etablieren sollte. Die wahrscheinliche Angebotsausweitung dürfte einem deutlichen Preisanstieg aber entgegenstehen. Ende 2017 erwarten wir den Zinnpreis bei 21.000 USD je Tonne.

Einen deutlichen Preisanstieg in diesem Jahr verzeichnete auch Eisenerz, welches unter hohen Schwankungen bislang um 85% zulegte und damit selbst die meisten Industriemetalle in den Schatten stellte. Mit rund 81 USD je Tonne wurde Ende November zwischenzeitlich der höchste Wert seit über zwei Jahren erreicht. Eisenerz wurde dabei unter anderem vom starken Anstieg der Stahlpreise in China mit nach oben gezogen.

Das hohe und weiter steigende Angebot steht aber unseres Erachtens im Widerspruch zu den hohen Preisen. Laut Einschätzung der staatlichen australischen Rohstoffbehörde BREE werden Australien und Brasilien, die beiden weltweit größten Eisenerzexporteure, auch im nächsten Jahr ihre Ausfuhren deutlich steigern. Australien wird demnach mit 877 Mio. Tonnen 2017 knapp 8% mehr Eisenerz exportieren als 2016, in Brasilien sollen die Ausfuhren um fast 6% auf 411 Mio. Tonnen zunehmen (Grafik 14).



Dagegen dürften die Importe Chinas als weltweit größtem Eisenerzkonsumenten deutlich an Momentum verlieren. Sie sollen laut Einschätzung von BREE im nächsten Jahr "nur" noch um 0,7% auf 995 Mio. Tonnen steigen (Grafik 15). Das Wachstum des chinesischen Bedarfs lässt dabei aus verschiedenen Gründen nach. So hat China in den ersten zehn Monaten des Jahres nicht nur deutlich mehr Eisenerz importiert als im letzten Jahr (+9%), sondern wohl auch über Bedarf. Denn die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen waren Mitte November erstmals seit September 2014 wieder auf über 110 Mio. Tonnen gestiegen. Und auch die in diesem Jahr zu beobachtende Ausweitung der chinesischen Stahlproduktion im Zuge der stark gestiegenen Stahlpreise dürfte sich so im nächsten Jahr nicht fortschreiben lassen. Denn zum einen läuft ein Programm der Regierung, bis zum Jahr 2020 100-150 Mio. Tonnen an jährlichen Produktionskapazitäten stillzulegen. Das Ziel für dieses Jahr wurde bereits vor Ende Oktober erreicht. Zum anderen geht die Regierung gegen den kreditgetriebenen Immobilienboom im Land vor, was die Nachfrage nach Stahl dämpfen könnte. Der Weltstahlverband geht davon aus, dass die chinesische Stahlnachfrage 2017 um 2% zurückgehen wird. Daher müsste theoretisch auch weniger Stahl produziert werden, was sich wiederum negativ auf die Nachfrage nach Eisenerz auswirken sollte. Auf globaler Ebene soll die Stahlnachfrage immerhin um 0,5% auf 1,51 Mrd. Tonnen steigen. Diese könnte aber vielleicht etwas höher ausfallen, abhängig davon, wie viele Wahlversprechen (u.a. Infrastrukturmaßnahmen) der neue US-Präsident Trump in den USA umsetzen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich dies unseres Erachtens aber noch nicht greifen. Der feste US-Dollar könnte allerdings das Nachfragewachstum nach Stahl in den USA bremsen, da er das verarbeitende Gewerbe belastet (höhere Produktionskosten).

Wir sehen deutlichen Korrekturbedarf beim Eisenerzpreis. Denn das Angebot wird auf absehbare Zeit die Nachfrage übersteigen. Unseres Erachtens ist ein Preis zwischen 50 und 60 USD je Tonne eher gerechtfertigt als einer zwischen 70 und 80 USD je Tonne. Nach einer zwischenzeitlich starken Korrektur erwarten wir den Eisenerzpreis Ende 2017 bei 55 USD je Tonne.



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