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Außerordentliches OPEC-Treffen in Algier mit später Überraschung

04.10.2016 | 6:06 Uhr | Klumpp, Frank, LBBW
Am Rande des International Energy Forums in Algier trafen sich die OPEC-Staaten zu einem außerordentlichen Meeting, um über eine Begrenzung der Fördermengen zu beraten. Wir hatten noch vorige Woche erwartet, dass es zu einem formalen Schulterschluss kommen könnte, aber eine endgültige Einigung mit konkreten Länderquoten erst im Rahmen der am 30. November 2016 folgenden turnusgemäßen OPEC-Sitzung folgen würde.

Nun hat man sich überraschend sogar auf eine konkrete Fördermenge von 32,5 bis 33,0 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) geeinigt, was eine Reduzierung der aktuellen Fördermenge (rund 33,5 mbpd) um 750.000 bpd bedeutet. Der Ölpreis legte im Tagesverlauf, als Meldungen über eine wahrscheinliche Einigung durchsickerten, von 46 USD je Barrel auf 49 USD je Barrel Brent (nächstfälliger Future) zu. Wie ist diese Einigung der OPEC einzuordnen? Zunächst einmal ist dies das erste Commitment auf eine Senkung der Fördermenge seit 2008, als eine Reaktion auf den Einbruch der Ölnachfrage wegen der Finanzkrise angezeigt war.

Der Schulterschluss von gestern Abend markiert gleichzeitig das Ende der "Marktphase" - seit November 2014 hatte man die Preisbildung den Marktkräften überlassen, vor allem weil Saudi-Arabien seine Rolle als Swing-Produzent aufgab, um keine weiteren Marktanteile an "ineffiziente" Produzenten zu verlieren. Nun betreiben die Saudis (nach dem Ende der Ära al-Naimi) wieder aktiveres Mengen-Management und haben zumindest weitere (wenn auch nicht alle) OPEC-OPEC-Mitglieder mit in die Verantwortung genommen.

Am 30. November dürfte man sich auf konkrete Förderquoten für die einzelnen Mitglieder einigen. Die Einladung an Nicht-OPEC-Länder wie Russland, sich anzuschließen, wird dann folgen. Dies ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass ursprünglich Russland in Algier am Tisch sitzen sollte, das Treffen aber später als "offizielles, außerordentliches" OPEC-Treffen betitelt wurde. Möglicherweise ein Signal der OPEC, um die Bedeutung des Kartells zu unterstreichen.

Diese Einigung dürfte von einer vergleichsweise laxen Verhandlungspolitik der Saudis begünstigt worden sein. So hat der saudische Ölminister al-Falih Ausnahmen für einige Länder bereits einkalkuliert. "Libya, Nigeria and Iran will be allowed to produce at maximum reasonable levels that have been recently achieved", so al-Falih am Dienstag im Vorfeld der Einigung (Quelle: Argus Media).

Im Falle von Nigeria und Libyen ist dies wenig überraschend, im Falle von Iran jedoch schon etwas. In Libyen und Nigeria besteht die Hoffnung, sich perspektivisch mit den gegnerischen, sabotierenden Parteien zu einigen und an die Märkte zurückzukehren. Libyen produzierte im August weniger als 300.000 bpd und hätte Potenzial für ca. 900.000 Barrel, und auch in Nigeria dürften derzeit fast 500.000 Barrel fehlen.

Die Saudis werden also einen großen Teil wieder selbst schultern müssen, auch weil offenbar die Unterstützung des wichtigen Förderers Irak fehlt. Dies dürfte jedoch zu verschmerzen sein, zumal die aktuelle Produktion ohnehin ein saisonales Hoch wegen des höheren heimischen Ölverbrauchs in den Sommermonaten markiert.

Bringt der "Algier-Cut" die Balance zwischen Angebot und Nachfrage schneller zurück als dies ohnehin der Fall gewesen wäre? Schätzungen sind natürlich aufgrund der vielen Unwägbarkeiten (Förderdisziplin, Mitwirkung Russlands, Förderung Libyen und Nigeria) höchst unsicher. Wir wagen dennoch einen Blick auf die mögliche Entwicklung der Fundamentaldaten.

Die Annahmen in folgender Tabelle basieren auf der jüngsten IEA-Veröffentlichung, die Schätzungen zur OPEC-Förderung wurden nach "best guess" ergänzt. Russland wird innerhalb "Non-OPEC" nicht separat betrachtet, da die IEA in ihrem Base Case eine (in beiden Szenarien plausible) Quasi-Stagnation der Förderung bis Ende 2017 auf dem aktuellen Förderniveau annimmt. Bei der OPEC-Förderung wurde sogar ein Verfehlen der kommunizierten Förderobergrenze berücksichtigt. Demnach wäre ein Ausgleich der Marktbilanz bereits Mitte 2017 möglich.



Man sollte die gestern veröffentlichte Einigung zwar nicht überschätzen. Aber auch das Gegenteil ist nicht angebracht, allein weil die Saudis die Abkehr ihrer seit November 2014 expansiven Strategie nun auch formal verkündet haben. Dies dürfte zumindest einige Shortseller abhalten, neue Positionen aufzubauen.


© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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