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Überraschender Kurswechsel der OPEC

29.09.2016 | 10:20 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Energie

"Surprise, surprise" - die OPEC hat sich gestern auf eine Produktionskürzung um bis zu 800 Tsd. Barrel täglich geeinigt. Während die überwiegende Mehrzahl der Marktbeobachter das als Zeichen der Stärke und Einigkeit wertet und der Brentölpreis um 6% auf 49 USD je Barrel gesprungen ist, sehen wir darin eher einen Akt der Verzweiflung. Saudi-Arabien scheint bereit, die Hauptlast zu tragen, denn dem Iran, Nigeria und Libyen gestand der saudische Energieminister al-Falih Ausnahmeregelungen zu.

Das Problem der Überschüsse ist jedoch nicht gelöst, sollten diese Länder ihre Kapazitäten wieder voll ausschöpfen. Zudem wird sich die Frage stellen, wie Fehlverhalten, sprich "Cheating", bestraft werden soll. Das Wichtigste aber ist, dass die Rückkehr zur alten OPEC-Strategie der Preiskontrolle über die Mengen nicht mehr aufgehen wird. Man mag den Strategiewechsel des ehemaligen saudischen Ölministers Al-Naimi vor zwei Jahren als Fehler betrachten.

Aber keiner konnte damit rechnen, dass der Ölpreis im Tief auf 30 USD je Barrel abrutschen würde, während sich die Nicht-OPEC-Produktion so robust zeigen würde. Doch jetzt ist der "Schaden" irreparabel, die alte OPEC-Strategie irreversibel. Denn genauso wenig wie man zwei Mal in den gleichen Fluss steigen kann, kann man die alten Verhältnisse am Ölmarkt wiederherstellen. Der Versuch dürfte sich für die OPEC u.E. sogar bitter rächen, denn der Markt ist nicht einmal ausgeglichen und die OPEC kontrolliert nicht die Grenzproduktion, um die Preise nachhaltig zu steuern.

Eher dürfte sich die Nicht-OPEC-Produktion dank steigender Preise schneller erholen. Die OPEC könnte somit in Kürze vor dem gleichen Dilemma wie im Jahr 2014 stehen. Wir als Verbraucher wären wohl deutlich länger im Genuss niedriger Ölpreise. Doch all dies ist lediglich Theorie, denn in der Praxis sind wir überzeugt, dass sich die OPEC-Länder nicht an die Vereinbarung halten werden.



Edelmetalle

Gold fiel gestern vorübergehend auf ein Wochentief von unter 1.320 USD je Feinunze, erholt sich heute Morgen im Zuge eines leicht schwächeren US-Dollar aber wieder etwas. Die US-amerikanische Währung wertet seit gestern Abend moderat ab, nachdem sich die OPEC auf eine Kürzung der Ölproduktion geeinigt hatte (siehe Energie).

Die Teilnehmer am Goldmarkt ignorieren unterdessen derzeit offenbar Aussagen verschiedener Fed-Mitglieder, die eine Zinserhöhung im Dezember andeuten. Nach der letzten Sitzung der US-Notenbank vor einer Woche ist zudem laut Fed Fund Futures die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung in diesem Jahr zeitweise unter 50% gefallen. Offenbar glaubt der Markt der Fed noch nicht, dass sie wie quasi angekündigt im Dezember die Zinsen anhebt.

Sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahlen Anfang November gewinnen, könnte die Fed sich veranlasst sehen, wieder vorsichtiger zu agieren. Auch die ETF-Investoren halten sich derzeit bedeckt und warten eher an der Seitenlinie. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs bewegen sich seit einer Woche um ein Niveau von 2.030 Tonnen.


Industriemetalle

Zink verteuert sich heute Morgen im Zuge eines allgemeinen Preisauftriebs auf ein 3-Wochenhoch von rund 2.350 USD je Tonne. Der seit Jahresbeginn um 46% gestiegene Preis führt mittlerweile offenbar dazu, dass vormals stillgelegte Produktionsanlagen wieder in Betrieb genommen werden. So werden aus China heraus die ersten Wiederinbetriebnahmen von Produktionskapazitäten gemeldet.

Und auch Nyrstar aus Belgien, einer der weltweit größten Zinkproduzenten, hat vorgestern angekündigt, drei Minen und eine Verarbeitungsanlage in den USA wieder anzufahren. Die erste Produktion soll im ersten Quartal 2017 erfolgen. Der Minenkomplex war im Dezember 2015 aufgrund der niedrigen Preise stillgelegt worden. Sollten weitere Zinkproduzenten dem Beispiel von Nyrstar folgen und ebenfalls ihre Produktion wieder ausweiten, könnte dies der Preisrally am Zinkmarkt den Wind aus den Segeln nehmen. Dann dürfte auch das Angebotsdefizit am globalen Zinkmarkt nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie derzeit erwartet.

Wir hatten bereits Ende Juli in unserem Rohstoffe kompakt Industriemetalle "Knapperes Angebot zeigt Wirkung" darauf hingewiesen, dass die starke Preiserholung das Risiko birgt, dass stillgelegte Produktionsanlagen wieder in Betrieb genommen werden. In jedem Fall waren die Minenunternehmen und Schmelzen mit ihren Ankündigungen von Produktionskürzungen rund um den Jahreswechsel sehr "erfolgreich", wenn man den stark gestiegenen Zinkpreis als Maßstab heranzieht.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kakaoorganisation ICCO erwartet für die endende Saison 2015/16 das Defizit am globalen Kakaomarkt mit 227 Tsd. Tonnen nun nochmals höher als in ihrem Ende August erschienenen Quartalsbericht. Für 2016/17 erwartet sie dann zwar nicht wie einige andere Beobachter einen nennenswerten Überschuss, geht aber davon aus, dass Kakaoangebot und -nachfrage in etwa ausgeglichen sein werden. Dies soll insbesondere an einer starken Erholung des globalen Angebots liegen, das in den beiden letzten Jahren rückläufig war und zuletzt unter 4 Mio. Tonnen blieb.

Für die Folgejahre geht die ICCO davon aus, dass das Angebot mit der steigenden Nachfrage mithalten kann und diese möglicherweise sogar etwas übertrifft. Erst wenn dann in der nächsten Dekade ein bis dahin erfolgter Lageraufbau die Preise drücken sollte, dürfte dies nach Ansicht der ICCO das Produktionswachstum dämpfen. Risiken birgt aus Sicht der ICCO die starke Konzentration auf Westafrika, das rund drei Viertel der Produktion stellt.

Aus Lateinamerika kommen rund 15%, aus Asien 10%. In Asien ist die Produktion aber wegen der starken Konkurrenz um Land rückläufig. Kommt es in Westafrika zu Problemen - wie in der aktuellen Saison mit den starken Harmattan-Winden und der El-Niño-bedingten Trockenheit - dann reißt dies ein kaum zu stopfendes Loch in die globale Bilanz. Auch in Lateinamerika hatte El Niño die Produktion belastet. In beiden Regionen ist 2016/17 mit einer deutlich höheren Produktion zu rechnen.


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