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Höhere Risikoaversion lastet auf Preisen

06.07.2015 | 11:28 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Energie

Die Ölpreise setzen ihre Abwärtsbewegung auch zu Beginn der neuen Handelswoche fort. Brent fällt unter die Marke von 60 USD je Barrel und damit auf den niedrigsten Stand seit Mitte April. WTI gab zeitweise um knapp 4% auf 54,5 USD je Barrel nach, was ebenfalls fast einem 3-Monatstief entspricht. Gleich mehrere Faktoren setzen die Ölpreise unter Druck. Das klare „Nein“ der griechischen Bevölkerung zu weiteren Sparmaßnahmen und der weitere Rückgang der chinesischen Aktienmärkte haben zu einem Anstieg der Risikoaversion geführt, was riskante Anlagen und damit auch Rohölinvestments unter Druck setzt.

Laut CFTC kam es in der Woche zum 30. Juni zu einem Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI um 14,8 Tsd. Kontrakte. Mit gut 221 Tsd. Kontrakten ist das Niveau aber noch immer vergleichsweise hoch, so dass hier weiterhin Korrekturpotenzial besteht. Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag.

Daneben belasten das weiterhin bestehende Überangebot und die Aussicht, dass dieses Überangebot möglicherweise in den kommenden Monaten entgegen der bisherigen Erwartung nicht abgebaut wird. Denn die OPEC produziert aktuell soviel Öl wie zuletzt vor drei Jahren. In den USA sind die Lagerbestände erstmals seit neun Wochen wieder gestiegen und es wird erstmals seit mehr als einem halben Jahr wieder mehr nach Öl gebohrt. Bei einer Einigung in den Atomverhandlungen mit dem Iran morgen könnte noch im Laufe des zweiten Halbjahres zusätzliches Rohöl aus dem Iran an den Markt gelangen. Wir sehen daher weiteres Abwärtspotenzial für die Ölpreise in dieser Woche.


Edelmetalle

Durch das unerwartet deutliche "Nein" beim gestrigen Referendum ist ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone wahrscheinlicher geworden. Der Goldpreis reagiert allerdings kaum. Anfängliche Gewinne, die jedoch geringer ausfielen als vor einer Woche, wurden mittlerweile wieder vollständig abgegeben und Gold notiert unter 1.170 USD je Feinunze. Selbst in Euro gerechnet handelt Gold mit 1.055 EUR je Feinunze fast wieder auf dem Niveau von letztem Freitag, da der Euro gegenüber dem US-Dollar seine Verluste nahezu komplett wieder aufgeholt hat.

Heute trifft sich Bundeskanzlerin Merkel mit Frankreichs Staatspräsident Hollande und Eurogruppen-Chef Juncker, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Morgen steht dann ein weiteres Treffen der Staats- und Regierungschefs an. Offensichtlich herrscht unter den Marktteilnehmern doch noch die Erwartung vor, dass eine Einigung mit Griechenland erzielt wird und das Land so in der Eurozone bleibt. Dabei helfen könnte der Rücktritt des umstrittenen griechischen Finanzministers Varoufakis.

Heute entscheidet die EZB über die Notfallkredite für griechische Banken. Ohne eine Aufstockung droht diesen das Geld auszugehen, was eine neue Eskalationsstufe im Schuldendrama bedeuten würde und Gold Unterstützung geben sollte. Einem Preisanstieg stehen weiter die spekulativen Finanzinvestoren entgegen. Diese haben in der Woche zum 30. Juni ihre Netto-Long-Positionen bei Gold auf 15,6 Tsd. Kontrakte mehr als halbiert. Sie liegen aktuell auf dem niedrigsten Stand seit drei Monaten. Die Short-Positionen wurden dabei auf ein Rekordhoch ausgeweitet.



Industriemetalle

Obwohl Griechenland aus Produzenten- und Konsumentensicht für die Metallmärkte unbedeutend ist, führt das griechische "Nein" aus psychologischer Sicht zu einer deutlich höheren Risikoaversion unter den Marktteilnehmern, was sich auch in stark fallenden Metallpreisen widerspiegelt. Kupfer verliert zwischenzeitlich 4% auf gut 5.500 USD je Tonne. Dies ist der tiefste Stand seit fünf Monaten.

Auch Nickel gibt um annähernd 4% nach. Preisbelastend wirkt sich wohl auch der weitere Rückgang der chinesischen Aktienmärkte aus, obwohl chinesische Regierungsbehörden und die Zentralbank in den letzten Tagen verschiedene Maßnahmen angekündigt haben, um den fallenden Aktienmärkten entgegenzuwirken. Offenbar trennen sich vor allem institutionelle Marktteilnehmer vor dem Hintergrund der Unsicherheiten in Griechenland und China im großen Stil von riskanten Anlageformen, zu denen auch Industriemetalle zählen. Dies dürfte sich in der Statistik zur Positionierung der spekulativen Finanzinvestoren widerspiegeln.

Diese Anlegergruppe hat sich bereits in der Woche zum 30. Juni weiter höchst pessimistisch gezeigt und ihre Netto-Short-Positionen bei Kupfer um 15% auf 21,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies ist der höchste Stand seit Oktober 2014. Solange die spekulativen Finanzinvestoren so stark auf einen fallenden Kupferpreis setzen, dürfte sich dieser kurzfristig nicht erholen können. Mittel- bis langfristig könnte dies aber ein Sprungbrett für höhere Preise sein.


Agrarrohstoffe

Nachdem die heftigen Regenfälle und niedriger als erwartete Lagerbestände in den USA den Maispreis letzte Woche auf ein Ein-Jahreshoch katapultiert hatten, muss er nun nach einem trockeneren Wochenende und bei einem stärkeren US-Dollar leicht abgeben. Auch Sojabohnen verbilligen sich wieder leicht, nachdem sie innerhalb weniger Tage von einem Fünf-Jahrestief bei knapp über 900 US-Cents auf fast 1.040 US-Cents je Scheffel und damit den höchsten Stand seit dem Jahreswechsel gestiegen waren. Denn die höheren Preise am Weltmarkt und der schwächere Brasilianische Real hatten viele brasilianische Anbieter zu Verkäufen animiert.

Bei Weizen sinken mit der anhaltenden Hitze und Trockenheit die Hoffnungen auf eine nahe dem Rekord des Vorjahres liegende EU-Ernte. Gleiches gilt für die Ernteerwartungen in Kanada. Innerhalb von zwei Wochen hat sich der Anteil mit "gut" und "sehr gut" bewerteter Pflanzen in der wichtigsten Anbauprovinz Saskatchewan um 5 Prozentpunkte auf nur noch 52% verringert. Trockenheit führt auch in Argentinien zu einer erschwerten Aussaat und einer Abwärtsrevision der Fläche zur Ernte 2015/16.

Die Getreidebörse in Buenos Aires schätzt das Minus gegenüber dem Vorjahr nun auf 15%. Unsere Vermutung, dass der jüngste Preisanstieg auch auf Shorteindeckungen zurückzuführen war, hat sich bestätigt. Bei Weizen und Mais haben die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer in der letzten Berichtswoche ihre vormals beträchtlichen Netto-Short-Positionen in Netto-Long-Positionen gedreht.


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