US-Lagerdaten treiben Preise nach oben
Die Ölpreise legten in der laufenden Handelswoche kräftig zu; Dated Brent Spot notiert wieder über der 60-Dollar-Marke. Die Preise reagierten vor allem auf die wöchentlichen Lager- und Produktionsdaten der EIA, die einen geringeren Lageraufbau als erwartet berichteten. Demnach stiegen die landesweiten Rohöllagerbestände zwar zum 14. Mal in Folge auf ein neues Rekordniveau von 483,7 Mio. Barrel, der wöchentliche Zuwachs von nur 1,3 Mio. Barrel fiel jedoch unter den Erwartungen (4,1 mb) aus.
Allmählich realisieren die Marktteilnehmer, dass das kräftige US-Produktionswachstum seinen Scheitelpunkt erreicht. Die kräftigen Reaktionen auf diese Wochendaten überraschen dennoch etwas, schließlich hatte die EIA bereits im monatlichen Short Term Energy Outlook am 07.04. die Erwartungen hinsichtlich der US-Ölproduktion gedämpft und das zwischenzeitliche Top der US-Ölförderung sowohl vom Volumen (nach unten) als auch auf der Zeitachse (nach vorne) revidiert.
OPEC-Produktion auf Rekordhoch
Die Preisreaktionen auf "bärische" Daten halten sich unterdessen in Grenzen. So wurde in den Atomverhandlungen der Sechsergruppe (USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland) mit dem Iran am 02.04. eine entscheidende Einigung erzielt. Ein endgültiges umfassendes Abkommen steht noch aus und soll zum 30.06.2015 geschlossen werden. Sofern hier ein nachträgliches Scheitern ausbleibt, wovon wir ausgehen, dürften die Sanktionen gelockert und Iran als bedeutender Ölexportstaat an die Weltmärkte zurückkehren.
Nach eigenen Angaben möchte Iran seine Förderung um eine Million Barrel pro Tag erhöhen. Eine Lockerung der Sanktionen dürfte jedoch erst 2016 erfolgen, nachdem Iran seine Auflagen erfüllt hat. Außerdem kann die Ölproduktion nach einer solch langen Pause nur langsam wieder hochgefahren werden. Laut IEA ist bis Ende 2016 ein Plus von 800.000 bpd realistisch, die EIA hält 700.000 bpd für wahrscheinlich. Hinzu kommen die iranischen Lagerbestände von geschätzt 30 Mio. Barrel, die kurzfristig verfügbar sind.
Zudem veröffentlichte die OPEC am 16.04. die monatlichen Produktionsdaten, die mit 30,79 mb vor allem dank des Förderrekordes von Saudi-Arabien (10,3 Mio. Barrel) ein Plus von 810.000 bdp verzeichneten. Wir halten vor diesem Hintergrund unser Szenario aufrecht, wonach das erste Halbjahr noch Druck auf die Preise bringt, ehe sich eine Erholung im zweiten Halbjahr einstellt.
© Frank Klumpp
CFA, Investmentanalyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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