Der Rohölmarkt (Crude Oil New York) hat in den letzten Monaten einen starken Preiseinbruch erlitten und ist ausgehend von dem Hoch des Jahres 2014 bei 107,68 $ um mehr als 55% im Wert gefallen. Heute erreichte der aktuelle Februar-Rohöl-Futurekontrakt ein neues Tief bei 46,83 $. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die langfristige Entwicklung des Rohöl-Futures, denn es spricht einiges dafür, dass der Kurseinbruch des schwarzen Goldes im Bereich von 46 $ zumindest vorübergehend sein Ende finden könnte.
Die langfristige Aufwärtstrendlinie als Kursstütze?
Wenn Sie den Chart anklicken und vergrößern, sehen Sie die langfristige Preisentwicklung des Rohöl-Futures (Crude Oil) von 1994 bis zur Gegenwart anhand des Quartalscharts, der eine lineare Skalierung hat. Interessant ist die im Chart eingezeichnete langfristige Aufwärtstrendlinie, die heute zum dritten Mal erreicht wurde.
Diese diagonale Unterstützungslinie hat ihren Ursprung im Jahr 1998 bei 10,65 $ und den ersten Verbindungspunkt im Jahr 2001 bei 17,12, wie man im Chart sehen kann. Am Ende des massiven Preiseinbruchs im Zuge der Finanzkrise erreichte der Rohölpreis im Jahr 2009 erneut diese Aufwärtstrendlinie bei 33,55 $. Von da ausgehend gab es einen kräftigen Kursanstieg bis zum Hoch des Jahres 2011 bei 114,83 $.
In den letzten sechs Monaten ist der Rohölpreis bekanntermaßen erneut stark eingebrochen und hat heute die langfristige Aufwärtstrendlinie das vierte Mal erreicht.
Wird diese diagonale Unterstützungslinie den Preisverfall aufhalten?
Eine Antwort auf diese Frage kann natürlich immer nur unter Vorbehalt gegeben werden, denn es geht ja um die Zukunft des Ölpreises, und die Zukunft kann niemand wissen. Trotzdem sprechen einige Gründe dafür, dass der Rohölpreis erneut an dieser Trendlinie abprallen kann. Diese Gründe wären im wesentlichen:
• Die große Signifkanz der Aufwärtstrendlinie
• Das Ausmaß des starken Preiseinbruch der letzten Monate
• Der Rohölpreis ist jetzt “überverkauft”
Diese Aufwärtstrendlinie kann man mehr als 15 Jahre zurück verfolgen und sie hat ihre Signifikanz im Jahr 2009 bewiesen. Es wird nun viele Trader und Anleger im Rohöl-Bereich geben, die diese diagonale Aufwärtstrendlinie als gutes Kaufargument nach dem starken Preiseinbruch der letzten Monate sehen werden. Aus technischer Sicht ist der Rohölmarkt natürlich auch “überverkauft”.
Sollte der Rohöl-Future tatsächlich knapp unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 50 $ nach oben drehen, können die Händler, die jetzt mit Käufen einsteigen, ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis erwarten. Wir werden sehen, ob sich der Rohölpreis tatsächlich so entwickeln wird.
Eine Warnung: Noch hat der Rohöl-Future nicht gezeigt, dass er diese diagonale Aufwärtstrendlinie respektieren wird. Dafür muss der Rohölpreis erst mal eine kleine Aufwärtsbewegung bringen oder zumindest in den nächsten Tagen keine neuen wesentlich niedrigere Kurstiefs ausbilden. Wer jetzt auf der Long-Seite einsteigt, greift natürlich sozusagen in das “fallende Messer”, denn der Abwärtstrend ist ja noch voll intakt. In der Regel bringt eine solche Vorgehensweise gegen den Trend nur Verluste, und jeder Anleger sollte sich genau überlegen, ob jetzt wirklich schon Kaufkurse vorliegen.
Der Chart mit logarithmischer Skalierung hat keine Aufwärtstrendlinie
Es gibt auch Trader und Chartanalysten, die sich den langfristigen Rohölchart nur mit einer sogenannten logaritmischen Skalierung anschauen würden. Wenn Sie den Chart anklicken, sehen Sie den Quartalschart mit einer logaritmischen Skalierung. Die prozentualen Veränderungen stehen bei diesem Chart alle in einem gleichen Verhältnis zueinander.
Die langfristige diagonale Aufwärtstrendlinie ist beim Chart mit logaritmischer Skalierung schon vor langer Zeit nach unten druchbrochen worden.
Fazit:
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Rohölpreis jetzt im Bereich der langfristigen diagonalen Aufwärtstrendlinie verhalten wird. Auf jeden Fall sollte es sich lohnen, diese wichtige Unterstützungslinie auf ihre Relevanz für den Rohölpreis in den nächsten Tagen und Wochen zu beobachten.
© Karsten P. Kagels
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