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Mögliche Liberalisierung der US-Rohölexportpolitik

15.07.2014 | 13:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Zwei US-Unternehmen haben kürzlich die Erlaubnis erhalten, ultra-leichtes, nur geringfügig verarbeitetes Rohöl zu exportieren. Dies könnte der Türöffner für eine Liberalisierung des seit vier Jahrzehnten bestehenden Verbots von Rohölexporten in den USA sein.

Eine weitreichende Lockerung oder gar Aufhebung des Verbots müsste allerdings durch den US-Kongress beschlossen werden und ist daher unwahrscheinlich. Allerdings gibt es auch andere Möglichkeiten, dass derzeit in den USA bestehende Überangebot an leichtem Rohöl auf dem Weltmarkt anzubieten. Die US-Ölpreise würden sich dann den internationalen Preisen angleichen. Die Auswirkungen auf die Preise von Ölprodukten dürften dagegen begrenzt sein.

Ende Juni meldete das Wall Street Journal (WSJ), dass das seit knapp 40 Jahren bestehende Rohölexportverbot vom Bureau of Industry and Security (BIS), einer Unterabteilung des US-Handelsministeriums, gelockert wurde: Die Behörde erlaubt nach dieser Meldung in einer Einzelfallentscheidung zwei US-Unternehmen, ultraleichtes, geringfügig verarbeitetes Rohöl, sogenanntes Ölkondensat, aus dem Eagle Ford-Schieferölvorkommen in Texas zu exportieren. Nach Angaben der US-Energiebehörde EIA hat dieses Ölvorkommen eine aktuelle Förderkapazität von rund 1,4 Mio Barrel pro Tag.

Während nach dem Energy Policy and Conservation Act (EPCA) von 1975 der Export von Rohöl, von wenigen Ausnahmen abgesehen, verboten ist, gilt dies nicht für raffinierte Ölprodukte. Das US-Handelsministerium betonte laut WSJ jedoch, dass der jüngste Schritt keine Änderung der Rohölexportpolitik darstellt, sondern lediglich bereits gültige Regelungen zur Differenzierung von Rohöl, Kondensaten und raffinierten Produkten neu interpretiert wurden.

Da die Entscheidung des BIS noch nicht veröffentlicht wurde, ist unklar, auf welcher Grundlage zukünftig die Grenze zwischen Rohöl und Kondensaten gezogen wird. Vermutet wird jedoch, dass minimal bearbeitetes (sog. "stabilisiertes") Öl nun in die Kategorie der Ölkondensate fällt und damit vom BIS als exportfähig erklärt wird. Bei der Stabilisierung werden die leichtesten Bestandteile ("light ends") durch Erhitzung aus dem Öl herausgelöst, wodurch die weitere Verarbeitung erleichtert wird.

Durch die jüngste Entscheidung wird ein grundsätzliches Problem der bisherigen Regelung deutlich, nämlich, dass es nahezu unmöglich ist, eine eindeutige Grenze zwischen Rohöl, Kondensaten und Ölprodukten zu ziehen. Laut EIA fallen 96% des Anstiegs der US-Rohölproduktion zwischen 2011 und 2013 in Höhe von 1,8 Mio. Barrel pro Tag in die Kategorie leichter und ultraleichter Öle mit einem API-Grad von 40 oder mehr (Grafik 1). In den Jahren 2014 und 2015 sollen mehr als 60% des gesamten Produktionsanstiegs auf diese Ölsorten entfallen. Als Grenze zwischen Rohöl und Ölkondensaten gilt gemeinhin ein API-Grad von 45, wobei ein höherer API-Grad eine geringere Dichte impliziert.



Legt man dieser Konvention die Produktionsschätzungen der EIA zugrunde, könnten knapp die Hälfte der von der EIA für 2014 und 2015 progostizierten Produktionsmengen als Ölkondensate charakterisiert werden und somit von der Neuinterpretation der Regeln profitieren. Theoretisch wären somit bis zu 4,5 Mio. Barrel pro Tag exportfähig. Die tatsächliche Exportmenge dürfte aber deutlich niedriger liegen. Schätzungen der US-Denkfabrik Brookings Institution zufolge könnte diese ab nächstem Jahr bis zu 700 Tsd. Barrel erreichen.

Der Antrag der beiden Ölproduzenten und auch die Entscheidung des BIS bezog sich wie oben erwähnt nur auf ultraleichte Schieferöle aus dem Eagle Ford. Daneben gibt es aber auch noch die Schieferölvorkommen Bakken in Nord-Dakota und Permian Basin ebenfalls in Texas, welche die dortige Ölproduktion deutlich steigen lassen (Grafik 2).

Offen bleibt, inwiefern die jetzige Entscheidung auch auf diese beiden Schieferölvorkommen übertragbar ist. Es dürfte allerdings schwierig sein, im Falle einer entsprechenden Anfrage den Export von ebenfalls minimal verarbeitetem ultraleichtem Öl aus diesen beiden Vorkommen zu untersagen.

Dazu ist auch die Frage aufgeworfen worden, ob die Entscheidung des BIS auch auf (mittel-)schwere Öle angewendet werden kann. Sollte die Entscheidung nämlich wie im letzten IEA-Monatsbericht diskutiert vornehmlich auf den Grad der Verarbeitung abstellen, dürfte sich eine Beschränkung auf (ultra-)leichte Öle höchstwahrscheinlich nicht als gerichtsfest erweisen. Da in den USA aber lediglich ein Überangebot an (ultra-)leichtem Rohöl besteht, bei (mittel-)schweren Ölsorten dagegen weiterhin Importbedarf besteht, ist diese Frage zum aktuellen Zeitpunkt allerdings kaum von Relevanz.

Dennoch könnte sich die jüngste Entscheidung des BIS mittelbis langfristig als "Türöffner" für eine weitergehende Liberalisierung der US-Ölexportpolitik erweisen, falls es nicht gelingt eine gerichtsfeste neue Grenze zwischen Rohöl, Kondensaten und Destillaten zu ziehen.

Sollte es dem BIS nicht gelingen neue, gerichtsfeste Grenzen zu ziehen, dürfte der Handlungsdruck auf die Politik steigen, eine neue, dauerhafte Regelung zu finden. Denn eine weitreichende Änderung oder gar Aufhebung des US-Exportverbots läge außerhalb des Kompetenzbereiches des BIS und müsste vom US-Kongress beschlossen werden. Hier scheint es zwar kurzfristig keine ernsthaften politischen Bemühungen in diese Richtung zu geben, jedoch könnte der US-Kongress durch die beschriebenen Sachzwänge zu einer schnelleren Entscheidung gezwungen werden, als momentan geplant.

Der Branchenverband der USRaffinerien, AFPM, gab sich angesichts kurzfristig massiv eingebrochener Aktienkurse seiner Unternehmen betont gelassen und wies darauf hin, dass auch das US-Handelsministerium die jüngste Entscheidung des BIS nicht als Änderung der grundsätzlichen Ölexportpolitik einordne.

Eine gänzliche Aufhebung des Rohölexportverbotes bezeichnete der Verbandsvorsitzende jedoch als sehr "kontrovers" - was verdeutlicht, dass die Branche Gedankenspielen in diese Richtung erhebliche Gegenwehr entgegensetzen dürfte. Schließlich sind die US-Raffinerien die Hauptnutznießer der gegenwärtigen Situation. Von den Gegnern einer Liberalisierung der Rohölexportpolitik wird meist eine mögliche Mehrbelastung der amerikanischen Autofahrer und anderer Nachfrager von Mineralölprodukten als Kernargument ins Feld geführt.



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