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Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Divergenz der Metallpreise

26.03.2014 | 13:43 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Die höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer wegen der Krim-Krise und Sorgen vor Kreditrisiken in China haben die meisten Metallpreise zuletzt stark belastet, zumal schwache Konjunkturdaten aus dem weltweit größten Konsumentenland für Metalle auf die Preise drückten. Dass die Preise jedoch nicht einheitlich auf diese Entwicklungen reagierten, ist Sonderfaktoren geschuldet. Die diametral entgegengesetzten Preisbewegungen am Kupfer- und Nickelmarkt erachten wir aber nicht als nachhaltig.

Der LME-Industriemetallindex (LMEX) ist Mitte März auf 2.920 Punkte gefallen, den tiefsten Stand seit neun Monaten (Grafik 1). Im Zuge dessen hat auch die Volatilität wieder angezogen. Allerdings waren die Preisbewegungen der einzelnen Metalle höchst unterschiedlich. Diametral entgegengesetzt entwickelten sich die Kupfer- und Nickelpreise. Während Kupfer unter die Räder kam, legte Nickel merklich zu. Seit Jahresbeginn ist Kupfer mittlerweile um 11% gefallen, Nickel dagegen um 16%gestiegen. Da Kupfer ein deutlich höheres Gewicht im LMEX besitzt als Nickel (31,2% vs. 2,0%), hat Kupfer maßgeblich den Index nach unten gezogen. Auch das zweite Schwergewicht Aluminium (42,8% Indexanteil) trug zum Rückgang des LMEX bei.


Kupferpreis spiegelt Angebots-Nachfrage-Situation nicht mehr wider

Die Zuspitzung der Krim-Krise hat in den letzten Wochen klar die Stimmung der Marktteilnehmer getrübt, was sich auch in fallendenAktienmärkten widerspiegelte. Daneben waren es vor allem schwache Konjunkturdaten aus China, gepaart mit Sorgen vor Kreditrisiken im Land, die die Preise belasteten. Als Barometer für die Weltkonjunktur traf es Kupfer dabei am stärksten. Mit weniger als 6.400 USD je Tonne war Kupfer so günstig wie zuletzt im Juli 2010. Meldungen über den Zahlungsausfall einer Unternehmensanleihe in China, der erste Vorfall dieser Art im Land, ließen die Alarmglocken läuten. Dies verstärkt die von schwächeren Konjunkturdaten - der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist drei Monate in Folge gefallen - ausgelösten Sorgen um die Konjunktur in China.

Auch die Handelsdaten für Februar haben am Markt für Enttäuschung gesorgt. So wurden im letzten Monat "nur" 380 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, nach rekordhohen 536 Tsd. Tonnen im Januar. Allerdings sind die Daten durch das chinesische Neujahrsfest verzerrt, das 2014 überwiegend im Februar gefeiert wurde. Im Durchschnitt von Januar und Februar waren die Einfuhren 41% höher als in den entsprechenden Monaten des Vorjahres. Dies könnte sich jedoch in den kommenden Monaten ändern, da zuletzt vermehrt Kupfer zu Finanzierungszwecken eingeführt wurde. Ein Teil dieser Finanztransaktionen wird derzeit aber offensichtlich aufgelöst, so dass mehr Material dem Markt zur Verfügung steht. Dies macht sich in den Kupfervorräten der SHFE bemerkbar, die in neun der letzten zehn Wochen auf aktuell rund 210 Tsd. Tonnen gestiegen sind, den höchsten Stand seit zehn Monaten (Grafik 2).



Angesichts der aktuell schlechten Stimmung der Marktteilnehmer könnten die Preise zunächst durchaus noch weiter fallen, zumal der Kupferpreis charttechnisch angeschlagen ist. Das Unterschreiten des Tiefs vom letzten Juni hat bereits zu Anschlussverkäufen geführt, so dass der Preis auf das Tief aus dem Jahr 2010 von etwas über 6.000 USD je Tonne fallen könnte.

Allerdings sind bereits die aktuellen Kupferpreise aus fundamentaler Sicht zu niedrig, da sie die Angebots-Nachfrage-Situation am globalen Kupfermarkt nicht mehr widerspiegeln. Nach Angaben der International Copper Study Group (ICSG) übertraf die Nachfrage 2013 das Angebot um 193 Tsd. Tonnen. Der Grund hierfür liegt in erster Linie in einer überraschend starken Nachfrage, die um 4,0% zulegte statt wie erwartet zu stagnieren.

Vor diesem Hintergrund dürfte die ICSG bei ihrem Frühjahrstreffen am Monatswechsel ihre bisherige Einschätzung für 2014 eines beträchtlichen Angebotsüberhangs merklich revidieren. Bei den aktuell niedrigen Kupferpreisen ist zudem die Inbetriebnahme neuer Minenprojekte unattraktiv, was das Angebot mittelfristig verknappen dürfte. Vor diesem Hintergrund dürfte sich der Kupferpreis im Jahresverlauf deutlich erholen. Zum Jahresende erwarten wir ihn bei gut 7.500 USD je Tonne.


Übertriebener Anstieg des Nickelpreises

Der Nickelpreis ist dagegen auf ein 11-Monatshoch von über 16.000 USD je Tonne gestiegen. Getrieben wird der Preis durch Angebotssorgen. Dabei stehen mit Russland und Indonesien zwei der weltweit größten Nickelproduzenten im Fokus. Im Falle von Russland ist es die Angst vor möglichen Sanktionen gegen das Land im Zuge des Krim-Konflikts bzw. deren Auswirkungen auf Nickellieferungen aus dem größten Produzentenland für Nickelraffinade. In Indonesien wiederum besteht seit dem 12. Januar einExportverbot von Nickelerzen. Die indonesische Regierung wendet dieses bislang auch wie geplant an, obwohl das Land bereits im Januar ein Handelsbilanzdefizit verzeichnete, als das Exportverbot erst einen halben Monat in Kraft war.

Indonesien ist nach den Philippinen der weltweit zweitgrößte Produzent von Nickelerzen. Die Erze werden in erster Linie nach China exportiert, wo sie dann zu Nickelroheisen weiterverarbeitet werden. Mittlerweile sind wohl auch viele spekulative Finanzinvestoren auf den Zug aufgesprungen und haben den Preisanstieg von Nickel damit noch verstärkt. Darauf deutet unter anderem die Anzahl der ausstehenden Kontrakte an der Londoner Metallbörse, dem sogenannten open interest, hin. Dieses ist seit Jahresbeginn um 40% auf ein Rekordhoch von rund 205 Tsd. Kontrakten gestiegen (Grafik 3). Charttechnisch hat sich das Bild bei Nickel ebenfalls deutlich aufgehellt und es besteht aus dieser Sicht weiteres Aufwärtspotenzial.

Fundamental betrachtet erachten wir aber den Preisanstieg von Nickel für übertrieben. Die Sorgen gerade im Hinblick auf Russland halten wir für nicht gerechtfertigt. An tiefgreifenden Sanktionen können weder der Westen noch Russland Interesse haben, da beide Seiten stark voneinander abhängig sind. Auch dürfte die indonesische Regierung das Exportverbot wegen des steigenden Handelsbilanzdefizits in absehbarer Zeit lockern. Einer Studie der Weltbank zufolge gäbe es allein 2014 für die indonesische Handelsbilanz aufgrund wegfallender Exporterlöse einen "negativen Schock" von 6 Mrd. USD.Darüber hinaus hat China schon im letzten Jahr präventiv große Mengen Nickel importiert.

Industriekreisen zufolge sollen die in China gelagerten Nickelerze für sechs bis neun Monate reichen. Gemäß Angaben der International Nickel Study Group bestand schon im letzten Jahr ein rekordhoher Angebotsüberschuss am globalen Nickelmarkt von über 172 Tsd. Tonnen. Der Branchenverband dürfte seine bisherige Schätzung eines weiteren deutlichen Überschusses für 2014 in den kommenden Tagen bestätigen. Unseres Erachtens baut sich Korrekturpotenzial auf und der Nickelpreis wird mittelfristig wohl wieder unter 15.000 USD je Tonne zurückfallen.





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