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Unerwartete Angebotsausfälle lassen Brentölpreis steigen

23.08.2013 | 7:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Der Brentölpreis ist Mitte August auf ein 4½-Monatshoch von 111,5 USD je Barrel gestiegen. Preistreibend ist eine Mischung aus Produktionsausfällen und einer stärkeren Nachfrage. Dadurch hat sich der Ölmarkt trotz einer weiterhin reichlich sprudelnden Ölproduktion außerhalb der OPEC eingeengt. Zusätzlich begünstigt wird der Preisanstieg durch das zunehmende Interesse der Finanzanleger. Die auf mittelfristige Sicht komfortable Angebotslage sollte das Anstiegspotenzial allerdings begrenzen. Wir erwarten, dass der Brentölpreis bis zum Jahresende auf 112 USD und im nächsten Jahr auf 115 USD je Barrel steigt.

Der Wind am Ölmarkt hat kräftig gedreht: noch vor zwei Monaten drohte der Brentölpreis angesichts der Aussicht auf ein anhaltendes Überangebot am Markt unter die Marke von 100 USD je Barrel zu rutschen, heute hat er sich bei gut 110 USD je Barrel etabliert. Vor allem am vorderen Ende der Terminkurve haben die Preise kräftig angezogen (Grafik).



"Eingeholt von der Realität" titelte unseres Erachtens die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem jüngsten Monatsbericht passend. Denn tatsächlich haben eine Vielzahl von Produktionsausfällen sowie die Zuspitzung der Situation in Ägypten die Marktteilnehmer aus dem sanften Traum eines auf absehbare Zeit gut versorgten Marktes gerissen.

Bereits im Juli summierten sich die Produktionsausfälle laut US-Energiebehörde EIA auf 2,7 Mio. Barrel pro Tag. Davon entfielen 1,9 Mio. Barrel pro Tag auf die OPEC-Länder. Im August dürfte sich die Situation weiter zugespitzt haben. Am gravierendsten sind derzeit die Probleme in Libyen, das primär den europäischen Markt bedient. Schätzungen zufolge lag die Ölproduktion in Libyen zuletzt bei höchstens 600 Tsd. Barrel pro Tag. Das ist nur gut die Hälfte der Juni-Produktion bzw. knapp 1 Mio. Barrel pro Tag weniger als noch vor einem Jahr und so wenig wie zuletzt während des Bürgerkrieges vor zwei Jahren (Grafik 2).

Ausschlaggebend sind die seit drei Wochen währenden Streiks in der Ölindustrie sowie von Hafenarbeitern und Sicherheitskräften, welche die Förderung und den Export des Öls behindern. Da sich immer wieder neue Gruppen den Ausständen anschließen, ist eine schnelle Wiederaufnahme der Produktion eher unwahrscheinlich. Das staatliche libysche Ölunternehmen NOC hat deshalb nicht wie zu diesem Zeit im Monat üblich Exportpläne für den kommenden Monat vorlegen können und musste für Öllieferungen aus vier bestreikten Häfen "force majeure" erklären.

Angesichts der streikbedingten Einnahmeausfälle scheint der Regierung der Geduldsfaden zu reißen. Nachdem die Streikenden in den Exporthäfen angekündigt hatten, das Öl selbst verkaufen zu wollen, hat die Regierung mit dem Einsatz des Militärs gedroht, um dies zu unterbinden.

Darüber hinaus drohen aber auch in anderen Regionender Welt größere Produktionsausfälle: im Irak, momentan zweitgrößter OPEC-Produzent, lag dieProduktion im Juni und Juli unter 3 Mio. Barrel pro Tag und damit auf dem niedrigsten Niveau seit mehr als einem Jahr (Grafik 2).

Auch im Irak ist die Sicherheitslage weiterhin angespannt, wie wiederholte Anschläge auf eine Ölpipeline im Norden des Landes zeigen. Zudem wird der Ölexport im Norden durch den ungelösten Konflikt zwischen der Zentralregierung inBagdad und der kurdischen Provinzregierung über die Vermarktungsrechte erschwert. Darüber hinaus sind im September infolge von Wartungsarbeiten in den südlichen Exporthäfen laut der staatlichen irakischen Vermarktungsgesellschaft Exportausfälle von 500 Tsd. Barrel pro Tag zu erwarten. Die IEA befürchtet zudem, dass sich die Wartungsarbeiten länger hinziehen könnten als offiziell angegeben.

Die Exporte könnten im schlechtesten Fallsogar für 4-6 Monate beinträchtigt sein. Der Preisabschlag für irakisches Öl gegenüber Brent hat sich im Zuge dessen deutlich verringert. Im September kostet Leichtöl aus Basra 2,75 USD je Barrel weniger als Brent. Im April waren es noch gut 6 USD weniger.

Auch in der Nordsee ist die Produktion im August gesunken und dürfte Reuters-Schätzungen zufolge im September mit 1,77 Mio. Barrel pro Tag noch hinter das bereits niedrige August-Niveau zurückgefallen sein. Zwar sind die Wartungsarbeiten im Buzzard-Ölfeld mittlerweile abgeschlossen. Wie schon im Vorjahr dauert es längerals gedacht, dass die Produktion wieder das normale Niveau erreicht. Hinzu kommen Produktionsausfälle in einigen norwegischen Ölfeldern.

Die IEA hatte im Juni davor gewarnt, dass die wartungsbedingten Produktionsausfälle in der Nordsee in diesem Jahr größer ausfallen könnten als im vergangenen Jahr. Damals erreichten die Verladungen von Brent, Forties, Oseberg und Ekofisk (BFOE) ihr Tief sogar erst im Oktober, bevor sie sichallmählich erholten (Grafik 13).

Zusätzlich bedingt durch die anhaltenden Produktionsprobleme im Südsudan und in Nigeria und die Sanktionen gegen den Iran dürften die Ausfälle imAugust alles in allem auf rund 3 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sein. Das ist mehr als während der ersten Monate des "Arabischen Frühlings" vor gut zwei Jahren. Damals stieg der Brentöpreis in der Spitze sogar auf knapp 130 USD je Barrel.

Doch nicht nur diese faktischen Produktionsausfälle lassen die Preise derzeit steigen. Preistreibend ist auch die aktuelle Zuspitzung der Lage in Ägypten. Das Land ist trotz seiner Position als größter afrikanischer Ölproduzent außerhalb der OPEC ob seines hohen Eigenbedarfs zwar kein Ölexporteur, nimmt aber wegenseiner wichtigen Transitwege eine herausragende Stellung am Ölmarkt ein. Zum einen wurden durch den Suez-Kanal im letzten Jahr täglich knapp 3 Mio. Barrel Rohöl und Ölprodukte verschifft, was ca 7% des seewärtigen Ölhandels entspricht.

Zum anderen werden täglich weitere 1,5 Mio. Barrel Rohöl durch die benachbarte Sumed-Pipeline geleitet. Vor allem für dieeuropäische Ölversorgung spielt das Land damit eine bedeutende Rolle. Zwar kam es während der Unruhen im Jahr 2011 zu keinen signifikanten Einschränkungen und auch jetzt geltenbeide Einrichtungen als militärisch gut geschützt. Es ist daher auch die Angst vor einer weiteren Destabilisierung der gesamten Region und vor einem Übergreifen der Unruhen auf die ölreichen arabischen Nachbarstaaten, die die geopolitische Risikoprämie steigen lässt. Die jüngste Terrorwarnung der USA für die arabische Halbinsel dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben.



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