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Kautschuk: Verschlechterte Nachfrageperspektive drückt Preise

24.07.2013 | 10:45 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Mehrere Jahre mit Angebotsüberschüssen am globalen Kautschukmarkt haben die Notierungen in Singapur auf den niedrigsten Stand seit Herbst 2009 gedrückt. Hohe Preise in den Vorjahren hatten die Anlage neuer Plantagen attraktiv gemacht. Nach der langen Wachstumsphase der Gummibäume erhöht dies nun das Angebot. Die Nachfrage nach Kautschuk leidet dagegen unter der weltwirtschaftlichen Unsicherheit. Der Blick richtet sich hier vor allem auf die USA und China. China ist als weltgrößter Automobilproduzent auch der größte Verbraucher von Kautschuk, denn die Reifenproduktion steht für etwa 70% der Kautschuknachfrage.

Die Zeiten der Kautschukknappheit nach dem erheblichen Marktdefizit 2010, die im Winter 2010/11 die Kautschukpreise auf Rekordhöhen getrieben hatte, sind lange vorbei. Nicht nur haben die Jahre 2011 und 2012 – anders als zuvor erwartet – mit globalen Überschüssen geschlossen: Auch für 2013 und 2014 wird wieder ein positiver Saldo aus Angebot und Nachfrage erwartet. Das hat die Preise für Kautschuk an der Börse in Singapur seit Jahresbeginn um über 25% nachgeben lassen (Grafik 1).

Derzeit notiert Kautschuk in Singapur bei etwa 220 US-Cents je Kilogramm. Gegenüber ihrem Rekordstand von 575 USCents je Kilogramm im Februar 2011 mussten sie inzwischen also sogar über 60% abgeben. Der Preisanstieg im Herbst und Winter 2012 war nicht von Dauer. Im Januar 2013 hatte die International Rubber Study Group (IRSG) Überschüsse für 2013 und 2014 in Höhe von 179 Tsd. Tonnen und 153 Tsd. Tonnen prognostiziert – und das, nachdem 2012 nach Daten vor Juli 2013 bereits mit einem erheblichen Überschuss von 460 Tsd. Tonnen geschlossen hat. Es wurde im Markt davon ausgegangen, dass die IRSG ihre Überschussschätzungen sogar noch anheben würde.

Am Markt kursierten bereits Einschätzungen von Überschüssen um die 470 Tsd. Tonnen für beide Jahre. Diese Erwartung hat die IRSG so nicht erfüllt: Vielmehr spielte sie für ihre Prognose von Mitte Juli eine Reihe von Szenarien durch. Dabei wurde das Nachfragewachstum von 2%-5% angenommen, das Produktionswachstum in einer Spannweite von Stagnation bis plus gut 4%. Der größte sich ergebende Überschuss wäre in 2013 dann 284 Tsd. Tonnen, der niedrigste 92 Tsd. Tonnen. Zudem korrigierte sie den Überschuss für 2012 auf 322 Tsd. Tonnen nach unten, gleichzeitig aber den für 2011 um 50% auf 92 Tsd. Tonnen nach oben.

Zwar wurden die Prognosen am Markt mit einem leichten Plus bei den Notierungen aufgenommen, doch wie man es dreht und wendet: Knappheit signalisiere all diese Daten und Prognosen nicht (Grafik 2).



Dafür sind angebotsseitige Gründe ebenso zu finden wie solche von der Nachfrageseite. Als im letzten Jahr bekannt wurde, dass die drei großen Anbieterländer Thailand, Malaysia und Indonesien – die für 70% des weltweiten Angebots stehen – in einer konzertierten Aktion ihre Ausfuhren zwischen Oktober 2012 und März 2013 um 300 Tsd. Tonnen reduzieren und Kautschukbäume (Gummibäume) fällen wollten, trieb dies die Preise bis über die Marke von 300 US-Cents je Kilogramm. Tatsächlich hielten die drei Länder ihre Verpflichtung ein. Allerdings konnten sie sich nicht auf eine Verlängerung der Maßnahmen verständigen, mit denen das Angebot am Weltmarkt reduziert wurde. Dies dürfte auch damit zu tun haben, dass die Lagerbestände – etwa in Thailand – bei steigender Produktion und Begrenzung der Exporte inzwischen stark angestiegen sind.

Eine höhere Produktion ist nicht zuletzt eine Folge der steigenden Preise in den Jahren 2005 bis 2008, die insbesondere gegen Ende dieser Periode zu einem starken Ausbau der Plantagen geführt hatte. Angesichts der langen Wachstums- und Reifephase der Gummibäume von 5-7 Jahren, kann nun in nicht wenigen der neuen Plantagen erstmals geerntet werden („tapping“). Auch saisonal schwankt das Angebot an Kautschuk. In Thailand, Indonesien und Malaysia etwa läutet das Abwerfen der Blätter die zumeist im Februar beginnende, 4-6 Wochen andauernde Phase niedriger Produktivität ein („wintering“). Dann kann die Produktion um etwa die Hälfte, in machen Gebieten auch auf nur noch 20% der normalen Produktion absinken. Für 2013 ist diese Phase daher bereits vorüber, so dass auch von dieser Seite keine Einschränkung des Angebots bevorsteht.

Die Gründe, warum auch in diesem Jahr wieder ein beachtlicher Überschuss möglich ist, sind allerdings in noch stärkerem Maße auf der Nachfrageseite zu suchen. Zwar verbessert sich die Lage in den USA langsam, doch kann sich der Euroraum bisher nicht befriedigend aus den Fängen der Staatsschuldenkrise lösen. Auf die seit anderthalb Jahren andauernde Rezession wird daher wohl nur eine langsame Bewegung nach oben folgen. Bei den Emerging Markets, die ebenfalls ein uneinheitliches Bild geben, ist es vor allem China, das für den Kautschukmarkt von herausragender Bedeutung ist. In 2012 stand China als Nr. 1 nach Angaben der International Rubber Study Group mit 3,85 Mio. Tonnen für 34% des weltweiten Verbrauchs an Naturkautschuk und hat in 2012 2,18 Mio. Tonnen Naturkautschuk importiert, ein Plus von 3,64% gegenüber dem Vorjahr (Grafik 3).

Zwar dürfte das Wirtschaftswachstum im bevölkerungsreichsten Land in 2013 trotz einer merklichen Abschwächung gegenüber den Vorjahren mit wohl 7,2% noch immer beachtlich ausfallen. Doch die zuletzt enttäuschenden Daten aus dem Reich der Mitte haben wesentlich zum jüngsten Preisverfall bei Kautschuk beigetragen. Insgesamt schienen die Perspektiven für die weltwirtschaftliche Entwicklung vor wenigen Monaten noch freundlicher zu sein als dies gegenwärtig erwartet wird.



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