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Die Rohstoff-Woche - KW 36/2010: Was Weizen und Aldi-Butter gemeinsam haben und wieso 120 km Stau den Rohstoffmarkt unterstützen

03.09.2010 | 19:45 Uhr | Roedel, Tim, Die Rohstoff-Woche
Gehören Sie auch zu denjenigen, die in den abgelaufenen Ferien mit Sack und Pack im Stau standen? Ja? Wie lang mag dieser Stau gewesen sein? Einen Kilometer? Oder drei? Fünf? Oder standen Sie vielleicht vor dem berühmt berüchtigten Tauern-Tunnel ganze zehn Kilometer im Stau? Wie viele Kilometer es auch immer gewesen sein mögen, seien Sie froh darüber! Ach Sie finden ich wäre etwas provokant?

Keineswegs, auch ich hasse Staus, volkswirtschaftlich gesehen verschlingen Sie jedes Jahr Milliarden von Euros. Doch das, was Sie vielleicht in diesem Sommer erlebt haben mögen ist gar nichts im Vergleich zu den Staus, wie sie zuletzt mehrmals in China auftraten. 100 Kilometer Länge hatte der erste vor etwa zwei Wochen. Am Stück wohlgemerkt! Aktuell steht man auf derselben Autobahn sogar rund 120 Kilometer im Stau. Das ist kein Witz!

Was hat das Ganze nun aber mit dem eigentlichen Thema dieses Newsletters, den Rohstoffen, zu tun? Nun ja, einerseits liegt der Auslöser für diesen Superstau ganz klar im Rohstoffbereich. Dort wo der Stau nämlich seinen Anfang nimmt liegen die größten Kohlevorkommen des Landes. Und die werden bislang noch nicht mit der Bahn, sondern mit LKWs abtransportiert. Unvorstellbar, aber wahr! Die geförderte Kohle wird natürlich nicht in ein nahegelegenes Kohlekraftwerk verfrachtet, sondern über 100 Kilometer in Richtung Peking transportiert. Das ganze garniert mit ein paar Baustellen und dem zunehmenden Verkehr (40% Zuwachs pro Jahr) bringt dann eben einen Stau ein, bei dem sogar die gleichnamige Verfilmung blass aussieht. Die Lösung wäre ein Ausbau des Highways um mehrere Spuren. Denn das würde andererseits den Rohstoffsektor zusätzlich ein bisschen anheizen.

Für den Nickelpreis könnte es hingegen vor allem wegen China in Kürze eng werden. Hohen chinesischen Regierungsvertretern zu Folge haben die Schmelzanlagen in drei chinesischen Provinzen die Order aus Peking erhalten, die Produktion in Kürze für mindestens einen Monat einzustellen. Neben einer aktuellen Überproduktion stehen wohl auch klimatechnische Aspekte im Vordergrund. Dabei geht es vor allem um die Erreichung der von der Zentralregierung für 2010 ausgegebenen Klimaschutzziele, also um die Reduzierung von CO²-Emmissionen. Drei weitere Provinzen sollen eine ähnliche Anordnung in den kommenden Tagen erhalten. Dies könnte sich dann natürlich auch auf den Nickel-Preis auswirken, da China der größte Nickel-Exporteur und -Verarbeiter weltweit ist.

Nach Zucker, Kakao und Weizen scheint jetzt Baumwolle der Spekulanten liebstes Kind zu sein. Zumindest lassen stetig steigende Preise für Baumwolle-Futures stark darauf schließen. Auf bis zu 91,4 US-Cent pro Pfund stiegen diese an und markierten damit zuletzt ein 30-Monats-Hoch. Im Gegensatz zu Kakao und Weizen, den letzten beiden Spekulationszielen, rechtfertigen recht geringe Lagerbestände bei Baumwolle diesen Preisanstieg.

Vor allem die Flut in Pakistan - das Land ist immerhin der viertgrößte Baumwoll-Produzent der Welt - hat dazu beigetragen, dass die weltweite Baumwollproduktion in diesem Jahr erstmals seit vielen Jahren wieder ein Angebotsdefizit aufweisen könnte. Eine um 16% schlechtere Ernte als im vergangenen Jahr halten Experten dabei für möglich. Dies dürfte den Baumwollpreisen kurzfristig nochmals Aufwind geben. Für die nächste Erntesaison rechnen dieselben Experten jedoch wieder mit einem Anstieg der Produktion um 13%, was den Preis für Baumwolle in 2011 wieder auf ein normales Niveau bringen dürfte.

Apropos Weizenpreis: Dieser konnte in dieser Woche abermals zulegen. Der Grund dafür sind Meldungen über eine gestiegene Nachfrage aus Ägypten und Deutschland. Ägypten hat wohl auf einen Schlag 225.000 Tonnen Weizen vom Markt weggekauft. Mehrere deutsche Mühlen vermeldeten, dass sie in diesem Jahr verstärkt Weizen aus den USA nachfragen werden. Ich vertrete nach wie vor die Meinung, dass viele Weizenspekulanten händeringend nach jeder noch so kleinen Meldung suchen, die das Weizen-Kartenhaus weiterhin stützen können.

Das sollte jedem einleuchten, der sich vor Augen führt, dass allein die Vereinigten Staaten aktuell etwa 25 Millionen Tonnen Weizen in ihren Lägern haben. Also mehr als die hundertfache Menge dessen, was Ägypten jetzt vom Markt gekauft hat. Das wäre in etwa so, als wenn Aldi 100 Stück Butter im Regal liegen hätte und bei nur einem verkauften Stück den Butterpreis erhöhen würde.

Trotz überwiegend positiver Meldungen über die Zukunft der Weltwirtschaft hat es Rohöl aktuell schwer. Der Preis für ein Barrel Rohöl schwankt selbst intraday um mehrere USD rauf oder runter. Vor allem in den USA - sozusagen dem Mutterland der Ölverschwendung - stottert die Ölnachfrage. Rechnet man alle US-amerikanischen Lagerbestände an Rohöl- und Ölprodukten zusammen, so kommt man auf eine Gesamtlagersumme von 1,14 Milliarden Barrel. Eine so hohe Menge war seit Beginn der Öllagerstatistik in den USA vor 20 Jahren noch nie auf Lager.

Selbst die Katastrophe im Golf von Mexiko und die damit zusammenhängenden Folgen oder auch die Drosselung der Rohölförderung in den meisten der großen Ölfördernationen führen aktuell nicht zu einem signifikanten Lagerabbau - eher das Gegenteil ist der Fall. Es bleibt abzuwarten, ob der bevorstehende Winter auf der nördlichen Hemisphäre oder auch weitere Pläne zur Produktionsdrosselung in den OPEC-Staaten da etwas Linderung herbeiführen kann.

Im Aufwind befindet sich aktuell der Kupferpreis. Als Hauptgrund dafür wird das bisherige Ausbleiben der traditionellen Nachfrageschwächung ab Mitte des Jahres gesehen. Da können auch Produktionssteigerungen in Chile und anderen führenden Kupfernationen den Anlegern die Laune nicht vermiesen. Die Lagerbestände schrumpfen nämlich. Und das stärker als erwartet. Ein Grund dafür ist vor allem im Bereich der Automobilindustrie zu finden. Die Absatzzahlen stiegen nämlich sowohl in den USA als auch in China an. Im Reich der Mitte wurden im August 2010 sogar 47% mehr Fahrzeuge verkauft als ein Jahr zuvor. Bleibt nur zu hoffen, dass die nicht alle gleichzeitig auf die Autobahn nach Peking wollen.


Das Zitat der Woche:

"Wir müssen wieder mehr ein Land der Tüftler und Denker werden und weniger ein Land der Heuschrecken und Investmentbanker." - Michael Glos (* 14. Dezember 1944 in Brünnau) ist ein deutscher Politiker (CSU). Er war von 2005 bis 2009 Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und von 1993 bis 2005 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und Erster stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das Zitat entstammt einer Rede zur Eröffnung der Handwerksmesse München im Frühjahr 2006.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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