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Agrar - Ausblick 2018: Knappheit sieht anders aus

07.12.2017 | 6:00 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Ende November notiert keiner der von uns beobachteten Preise merklich über dem Niveau zu Jahresbeginn. Viele liegen etwa gleichauf, nachdem die Gewinne aus dem Sommer wieder zerflossen sind. Dazu gehören Weizen und Mais, wo sich die Versorgungslage nochmals üppiger zeigt (Weizen) bzw. weniger verknappt (Mais) als zunächst prognostiziert. Dies erschwert 2018 einen Preisanstieg.

Die rekordhohe Sojabohnenernte dürfte das Preisgeschehen am Ölsaatenmarkt dominieren. Verluste in zweistelliger Prozenthöhe verzeichnete der Zuckerpreis, für den es zuletzt aber wieder aufwärts geht. Die Versorgung bleibt auch hier weiter üppig, doch kann die Verschiebung zugunsten von Ethanol in Brasilien den Preis etwas stützen. Bei Kakao dürfte ein geringeres Angebot bei robuster Nachfrage für Preisauftrieb sorgen.

Weizen:

Der Weizenpreis in Chicago (Preisgrafiken im Anhang) befindet sich etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Lediglich zwischen Anfang Juni und Anfang Juli schoss er ausgelöst durch die Dürre in den nördlichen Anbaugebieten des Mittleren Westens der USA und der Sorge um die Entwicklung des dort heranwachsenden proteinreichen Sommerweizens um 30% nach oben und erreichte mit gut 570 US-Cents den höchsten Stand seit zwei Jahren.

Allerdings nur, um Ende Juli wieder unter die Marke von 500 US-Cents je Scheffel abzusacken. Auch der EU-Weizenpreis stieg im Sommer auf über 185 EUR je Tonne, notiert nun aber mit nur gut 160 EUR je Tonne sogar wieder unter Jahresbeginn. Inzwischen wird das Problem des US-Sommerweizens auch sehr viel weniger dramatisch gesehen: Das Landwirtschaftsministerium USDA hat bereits in seinem Oktober-Bericht die erwartete Erntemenge an US-Sommerweizen wieder auf das Niveau angehoben, das es bei der ersten nach Weizenarten aufgeschlüsselten Angabe im Juli gemacht hatte.

Zwar beträgt der Produktionsrückgang gegenüber Vorjahr demnach 22%. Der Großteil dieses Rückgangs war aber schon vor der Dürre erwartet worden und ist auf eine geringere Anbaufläche zurückzuführen. Während dies Preisaufschläge für den knappen proteinreichen Weizen sicher rechtfertigt - tatsächlich notiert Sommerweizen in Minneapolis auch jetzt noch deutlich über Vorjahr - konnte sich der Weizenpreis in Chicago angesichts der global üppigen Versorgung mit Weizen insgesamt nicht auf einem höheren Niveau etablieren.

Kein Wunder, denn die Schätzung des USDA für die weltweite Produktion liegt im November bei 752 Mio. Tonnen und damit nur marginal unter dem Rekordniveau des Vorjahres. Das USDA geht zudem von einem weltweiten Angebotsüberschuss in der Saison 2017/18 von 12 Mio. Tonnen und einem weiteren Anstieg der globalen Endbestände auf rekordhohe 268 Mio. Tonnen aus.

Auch der Internationale Getreiderat IGC, der anfänglich ein Defizit erwartete (Grafik 2), ist inzwischen auf einen Überschuss umgeschwenkt, setzt diesen mit 7 Mio. Tonnen allerdings niedriger an als das USDA. Die Lagerbestände steigen also, jedoch findet ein großer Teil des Lageraufbaus in China statt. In der Summe der wichtigen Exportländer dürften die Bestände sogar leicht niedriger als zu Saisonbeginn sein.



Nur in wenigen Ländern kam es 2017/18 bei der Produktion zu einem deutlichen Minus gegenüber Vorjahr, etwa in Kanada und in den USA, wo die Weizenfläche auf den niedrigsten Stand seit Aufzeichnungsbeginn vor 100 Jahren fiel. Für Australien muss trockenheitsbedingt mit einem regelrechten Einbruch gerechnet werden. Dagegen stiegen die Erntemengen in vielen anderen Ländern. Heraus sticht Russland, dessen Ernte wieder und wieder nach oben korrigiert wurde und mit 83 Mio. Tonnen einen neuen Rekord markiert (Grafik 3).

Der größte Produzent China spielt wegen seiner Politik der weitgehenden Selbstversorgung für den internationalen Weizenmarkt nur eine untergeordnete Rolle, aber auch der zweitgrößte Produzent Indien kann kräftig zulegen. Ebenso die EU, wo die die Produktion zumindest leicht vom enttäuschenden Vorjahresniveau stieg. Vor allem in Frankreich erholte sie sich nach dem katastrophalen Vorjahr auf Normalmaß - und das bei guter Qualität.

In Deutschland dagegen verharrte sie auf Vorjahresniveau und war damit leicht unterdurchschnittlich - und enttäuschte nach Trockenheit im Frühsommer und übermäßigem Regen zur Erntezeit auch bei der Qualität. In Südeuropa kam es hitzebedingt zu teils deutlichen Einbußen.

Die starke Konkurrenz aus Russland und der Schwarzmeerregion insgesamt sowie der starke Euro beschränken die Exportaussichten der EU - bisher liegen die Exporte 2017/18 gegenüber dem Vorjahr um 21% im Minus, während die Russlands um 28% stiegen. Die Unsicherheit über die weitere Einfuhrpolitik Ägyptens im Hinblick auf kaum zu vermeidende Verunreinigungen ist ebenfalls wenig ermutigend.

Immerhin wird der erhöhte Bedarf einiger Länder innerhalb der EU die Effekte auf die Preise wohl zumindest teilweise kompensieren - dies ist allerdings nur ein schwacher Trost. Denn insgesamt ist die globale Versorgungslage so üppig, dass die Preise bis auf Weiteres gedrückt bleiben dürften. Allerdings sind viele Aspekte bereits eingepreist: Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer halten inzwischen wieder hohe Netto-Short-Positionen.

Wenige Informationen gibt es bisher zu 2018/19: Strategie Grains geht davon aus, dass in der EU eine marginal kleinere Fläche mit Weichweizen bestellt wird, da die Aussaatbedingungen vielfach schlecht waren und die niedrigen Preise die Attraktivität des Weizens verringern. Der IGC sieht bei der Erntefläche aber ein marginales Plus. SovEcon geht davon aus, dass in Russland eine ähnlich große Fläche bestellt wurde wie zuletzt, die Ernte aber etwas unter dem Rekord des Vorjahres bleibt.

Der IGC sieht dort die Erntefläche leicht rückläufig. Für die USA erwartet er einen weiteren marginalen Rückgang auf ein Allzeittief, für die zur Ernte kommende Fläche setzt das USDA in seinen Langfrist-Projektionen aber ein kleines Plus an, ebenso für den Ertrag. Allerdings sind die Pflanzenbewertungen derzeit trockenheitsbedingt sehr mäßig. Für die Welt als Ganze wagt der IGC die Einschätzung, dass auch global die zur Ernte kommende Fläche marginal kleiner als zuletzt sein dürfte (-0,3%). Für die Einschätzung der globalen Bilanz 2018/19 ist es noch zu früh. Nach einer deutlichen Verknappung sieht es aber nicht aus.

[pagebreak]Für Q4 2018 prognostizieren wir einen Weizenpreis in Chicago von 460 US-Cents je Scheffel, in Paris erwarten wir dann einen Preis von 170 EUR je Tonne.

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Mais:

Der Maispreis überschritt im Juli 2017 kurzzeitig wieder die Marke von 400 US-Cents je Scheffel. Seither allerdings war der Preis auf dem Rückzug und die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer hielten Mitte November rekordhohe Netto-Short-Positionen, bevor sich der Preis zuletzt leicht erholte. Mit 355 US-Cents je Scheffel liegt er nun wieder etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Und das, obwohl seit Langem für den globalen Maismarkt 2017/18 ein erhebliches Marktdefizit prognostiziert wird. Dies war auch der Grund für den Preisanstieg bis in den Sommer hinein.

Die US-Landwirte hatten eine deutlich geringere Fläche mit Mais bestellt als im Vorjahr, und es wurde davon ausgegangen, dass auch die Erträge nach dem Rekordjahr 2016/17 eher wieder dem Trend entsprechen würden. Doch statt des im Mai angenommenen Trendertrags von 170,7 Scheffel je Morgen hat sich die Erwartung des USDA inzwischen auf 175,4 Scheffel je Morgen erhöht (Grafik 4) - ein neuer Rekord.

Gemeinsam mit einer etwas nach oben korrigierten Erntefläche bedeutet dies, dass in den USA wohl statt der im Frühjahr erwarteten 357 Mio. Tonnen nun doch 370 Mio. Tonnen Mais geerntet werden. Dies sind zwar 15 Mio. Tonnen weniger als im rekordhohen Vorjahr, aber die zweitgrößte Menge Mais, die jemals in den USA eingebracht wurde. Dies ist auch die Grundlage dafür, dass die Lagerbestände in den USA weiter steigen, nachdem sie bereits 2016/17 so hoch waren wie zuletzt Ende der 80er Jahre.

Hinzu kommt, dass auch die letzten Maisernten in Brasilien und Argentinien, die noch zu 2016/17 zählten, die ursprünglichen Erwartungen deutlich überstiegen und neue Rekorde markierten. Auch in Südafrika, Mexiko und der Ukraine waren die Ernten damals gut. Die Welt startete also bereits mit hohen Beständen in die Saison 2017/18.

Bei einer gegenüber Vorjahr niedrigeren US-Ernte, ebenso in Südafrika, Mexiko und der Ukraine - hier reduzierte zunächst Trockenheit, dann der übermäßige Regen zur Erntezeit die Erträge - rückläufigen Mengen und ersten um etwa 5% niedrigeren Prognosen auch für Brasilien, dürfte die Weltproduktion 2017/18 deutlich unter dem Vorjahr bleiben. Dies schlägt sich natürlich in der Versorgungsbilanz nieder. Allerdings schrumpft nach den Aufwärtsrevisionen für die US-Ernte das zunächst auf rund 30 Mio. Tonnen prognostizierte Marktdefizit auf unter 23 Mio. Tonnen zusammen (Grafik 5).

Wenn man dann noch China aus den Daten herauslässt - dort werden die bis 2015/16 über 10 Jahre hinweg aufgetürmten Mengen in den staatlichen Lagern inzwischen für zu hoch erachtet und deshalb abgebaut - bleiben die erwarteten Endbestände im Rest der Welt 2017/18 sogar konstant (Grafik 6). Dies ist allerdings die Sichtweise des USDA. Der IGC geht von einem Defizit in Höhe von 29 Mio. Tonnen aus, da er die weltweite Produktion etwas unter, die Nachfrage leicht über dem USDA ansetzt.

Auch ohne China dürften laut IGC nach sechs Überschussjahren die Lagerbestände sinken, wenn auch nicht allzu stark. In der Summe der wichtigen Exportländer steigen sie zudem - wofür die USA verantwortlich zeichnen - und das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis bleibt auf einem wenig besorgniserregenden Niveau. Dennoch dürfte der Preis leicht steigen, wenn sich der globale Lagerabbau dank der hohen Nachfrage über die Saison hinweg manifestiert.

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Für die EU hat sich die Erwartung einer zumindest leicht über Vorjahr liegenden Maisernte 2017/18 wohl nicht erfüllt. Damit setzt sich die Reihe der eher schwachen Jahre fort. Ende November hob die EU-Kommission ihre Schätzung zwar um 6% an, erwartet aber mit 62,4 Mio. Tonnen noch immer marginal weniger als im Vorjahr bei einer leicht niedrigeren Fläche.

Beim größten EU-Produzenten Frankreich stieg die Produktion im Vergleich zum dürregeschwächten Vorjahr kräftig, blieb aber noch immer signifikant unter dem 5-Jahresdurchschnitt (Grafik 7). In Deutschland waren die Wachstumsbedingungen bis kurz vor der Ernte sehr gut, dann sorgte zu viel Regen für Sorgenfalten. Insgesamt aber dürften die Erträge in Deutschland überdurchschnittlich sein.

Negative Nachrichten kommen aus einigen osteuropäischen Staaten und Italien, wo die Erträge weit unter dem Durchschnitt der letzten Jahre bleiben. Der Importbedarf der EU bleibt damit hoch. Seit Saisonbeginn im Juli stiegen die kumulierten EUMaisimporte um rund 60%. Hauptlieferländer sind Brasilien und die Ukraine. Die EU hat ihre erst im August eingeführten Importzölle bereits wieder abgesenkt. Auch wenn es noch keine offiziellen Schätzungen für die nächste Aussaat gibt:

Erste Prognosen von Strategie Grains lassen für 2018/19 einen weiteren Rückgang der EU-Maisfläche erwarten, anders als in den USA, wo Informa Economics und USDA mit einer kleinen Gegenbewegung zur kräftigen Kürzung des Vorjahres rechnen. In der EU dürfte der Maispreis etwas anziehen. Dafür spricht die schwache Ernte in der EU selbst, die rückläufige Ernte auch beim wichtigen Lieferanten Ukraine sowie die Aussicht auf eine im nächsten Jahr leicht niedrigere EU-Anbaufläche. Für den US-Maispreis in Q4 2018 prognostizieren wir 370 US-Cents je Scheffel, für den Preis in Paris 170 EUR je Tonne.


Sojabohnen und Raps:

Spät im Jahr 2017 liegt der Sojabohnenpreis nach einem Rückgang in der ersten Jahreshälfte, einer kurzen, schnell korrigierten Preisspitze auf 1.040 US-Cents je Scheffel im Juli - ausgelöst durch sich verschlechternde Pflanzenbewertungen und der Sorge vor trockenheitsbedingten Ernteausfällen, die auch die Weizen- und Maispreise nach oben zogen - und einem langsamen Anstieg seit Mitte August mit 1.000 US-Cents je Scheffel wieder auf dem Niveau zu Jahresbeginn.

Ähnlich wie bei Mais übertrifft auch die aktuelle US-Sojabohnenernte die anfangs in sie gesetzten Erwartungen. Zunächst war auch vom USDA davon ausgegangen worden, dass es trotz einer merklich größeren Sojabohnenfläche zu einem Produktionsrückgang kommen würde, wenn die Erträge auf den Trendwert zurückgingen. Tatsächlich werden die Rekorderträge aus dem Vorjahr wohl nicht ganz erreicht, doch ist der Ertragsrückgang zu gering, um den Flächenanstieg in seiner Wirkung auf die Ernte zu kompensieren. So soll denn die US-Sojabohnenproduktion 2017/18 laut USDA einen neuen Rekord von 120 Mio. Tonnen erzielen.

[pagebreak]Zwei rekordhohe US-Ernten in Folge, dazu die letzte, ebenfalls rekordhohe brasilianische Ernte, und damit stark steigende weltweite Bestände an Sojabohnen belasten natürlich die Preisentwicklung (Grafik 8). Ein wenig hilft dem Preis aber auf, dass die nächste brasilianische Ernte etwas niedriger erwartet wird - das USDA erwartet einen Rückgang von 114 Mio. Tonnen auf 108 Mio. Tonnen, andere sind noch skeptischer. Vor allem aber erweist sich die Nachfrage nach Sojabohnen als robust.

Weltweit soll der Verbrauch 2017/18 um weitere 3,4% steigen, nach einem Plus von 5% 2016/17. Dies ist vor allem Ausdruck der weiter steigenden Nachfrage im mit Abstand größten Verbraucherland China. Da das Reich der Mitte nur einen kleinen Teil seiner benötigten Menge selbst produziert, steigen auch die Importe weiter. Mit 93 Mio. Tonnen hatte China einen Anteil von 65% am weltweiten Importvolumen. Nun sollen die Importe 2017/18 auf 97 Mio. Tonnen steigen, andere Schätzungen reichen sogar bis 100 Mio. Tonnen. Davon profitieren besonders die beiden Hauptlieferländer Brasilien und USA.

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Insgesamt dürfte die weltweite Sojabohnenproduktion etwas unter dem Vorjahr liegen, aber noch immer hoch genug sein, um nach dem Überschuss 2016/17 von 21 Mio. Tonnen trotz steigender Nachfrage auch 2017/18 einen weiteren kleinen Überschuss zu erlauben. Dies ist wieder die Sicht des USDA (Grafik 10).

Der IGC prognostiziert bis zuletzt ein Defizit von 4 Mio. Tonnen, nachdem schon seine Überschussangabe für 2016/17 ein Drittel unter der des USDA liegt. Der IGC setzt in beiden Jahren die globale Nachfrage deutlich höher an als das USDA. Bei sowieso schon seit jeher deutlich niedriger ausgewiesenen weltweiten Lagerbeständen ist das Lager-Verbrauchs-Verhältnis daher beim IGC gerade halb so hoch wie beim USDA.

Folgt man dem USDA, so soll das Lager-Verbrauch-Verhältnis Ende 2017/18 mit 28% nur unwesentlich unter dem Rekord des Vorjahres liegen. Die Versorgung mit Sojabohnen bleibt demnach also üppig. Eine nennenswerte Preissteigerung dürfte in diesem Umfeld schwierig sein. Vielmehr könnte es wieder zu Druck auf die Preise kommen, wenn die endgültigen Daten zur südamerikanischen Aussaat die Erwartung nochmals sehr hoher Ernten nahelegen.

Regenfälle hatten immer wieder die Aussaat in Brasilien erschwert, bereiten aber ein positives Umfeld für die weitere Pflanzenentwicklung. So früh sind die Prognosen für Südamerika noch sehr unsicher, zumal möglicherweise ein La-Niña-Wetterphänomen bevorsteht. In Argentinien und im Süden Brasiliens ist es unter La-Niña-Bedingungen häufig zu trocken. Es wird allerdings - wenn überhaupt - mit einem milden und kurzen Verlauf gerechnet.

Anders als Sojabohnen dürfte Raps 2017/18 knapp bleiben. Die EU-Ernte legte nach dem enttäuschenden Vorjahr zwar um 8% auf 21,7 Mio. Tonnen zu und erreichte damit wieder das Niveau von 2015/16 - allerdings bei großen nationalen Unterschieden. Und in Kanada stieg die Produktion trotz einer deutlich größeren Fläche entgegen der hochgesteckten Erwartungen nur marginal. Vor allem aber dürfte es in Australien ausgehend vom Rekordniveau des Vorjahres von über 4 Mio. Tonnen wegen zu geringer Regenfälle im dortigen Herbst und Winter zu einem Einbruch auf 2,8 Mio. Tonnen kommen.

Die weltweite Produktion, die im letzten Jahr stagnierte, soll laut USDA zwar um 2,5% zulegen. Dies wird jedoch nicht ausreichen, um die steigende Nachfrage zu decken. Wie in den beiden Vorjahren ist also auch 2017/18 mit einem Defizit am globalen Rapsmarkt zu rechnen. Doch die Vergangenheit zeigt, dass dies dem Preis nur wenig aufhilft, wenn das Umfeld eine reichliche Versorgung mit Ölsaaten verspricht. In der ersten Jahreshälfte hat die Knappheit jedenfalls nicht verhindert, dass der über 2016 erarbeitete Preisanstieg auf rund 430 EUR je Tonne zunichte gemacht wurde.

Seit Juni stiegen die Notierungen zwar wieder, doch auch jetzt kostet Raps mit 370 EUR je Tonne 10% weniger als zu Jahresbeginn und hat sich damit schlechter entwickelt als der Sojabohnenpreis. Dies hat sicher auch mit hohen Exporten des wichtigen Lieferanten Ukraine zu tun, die ihre Ausfuhren zwischen Juli und Oktober gegenüber dem Vorjahr stark ausdehnen konnte.

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Nun dürften die Lieferungen aber bald auslaufen, was den EU-Rapspreis zumindest etwas stützen könnte, zumal keine Aussicht auf hohe Lieferungen aus Australien im Frühjahr besteht. Für die nächste EU-Ernte rechnet Strategie Grains mit einer konstanten EU-Anbaufläche für Raps. In Deutschland allerdings wurde laut der Industrievereinigung UFOP vor allem wegen schlechter Witterung zur Aussaatzeit eine fast 2% kleinere Fläche mit Winterraps eingesät. Wir erwarten für das 4. Quartal 2018 einen Sojabohnenpreis in Chicago von 1.000 US-Cents je Scheffel und für Raps in Paris von 400 EUR je Tonne.


Baumwolle:

Monatelang bewegte sich der Baumwollpreis in New York unterhalb der Marke von 70 US-Cents je Pfund - nur kurz unterbrochen von einer Preisspitze im Zusammenhang mit Sorgen über die Folgen des Hurrikans Harvey, dessen Auswirkungen inzwischen aber nicht mehr dramatisch eingeschätzt werden. Lange vorbei ist der massive Anstieg über das Jahr 2016 bis in den März 2017, als kurzfristig über 85 US-Cents je Pfund erzielt wurden.

Hintergrund waren die hohen US-Exporte, die das US-Lager-Verbrauchsverhältnis Ende 2016/17 auf ein 6-Jahrestief absinken ließen. Schon damals hatten sich die Preise in Kontrakten mit späterer Fälligkeit wegen der Aussicht auf eine hohe US-Baumwollernte im Herbst deutlich weniger erhöht.

[pagebreak]Und für diese US-Ernte 2017/18, die derzeit eingebracht wird, liegen die Prognosen inzwischen deutlich höher als noch im Mai. Damals ging das USDA von 17 Mio. Ballen aus (3,7 Mio. Tonnen), also einer ähnlich hohen Ernte wie im Vorjahr. Inzwischen liegt die Schätzung bei über 21 Mio. Ballen (4,6 Mio. Tonnen), und wurde zuletzt trotz der zwischenzeitlichen Hurrikans sogar leicht angehoben. Dies wäre die höchste Ernte in den letzten 10 Jahren, und auch davor lag die Erntemenge nur für 3 Jahre höher.

Doch nicht nur in den USA steigt die Baumwollproduktion 2017/18, sondern auch weltweit. Denn auch bei allen anderen wichtigen Produzenten steigt die Produktion, insbesondere bei den größten Erzeugern China und Indien (Grafik 11). Aus Indien kommen zuletzt aber Meldungen über Schädlingsbefall, der die erhoffte rekordhohe Ernte gefährdet. Die globale Baumwollproduktion soll laut USDA auf 26,3 Mio. Tonnen steigen und ausreichen, um den Anstieg der Nachfrage mehr als zu kompensieren.

Entsprechend dürfte es 2017/18 nach zwei Defizitjahren nun zu einem kleinen Überschuss am Baumwollmarkt und damit einem Lageraufbau kommen. Die Schätzungen auch hierfür wurden über die Zeit mehrfach nach oben korrigiert. Der Branchendienst Cotlook erwartet mit 790 Tsd. Tonnen einen höheren Überschuss als das International Cotton Advisory Committee ICAC mit gut und das USDA mit knapp 500 Tsd. Tonnen (Grafik 12).

China, das seinen Titel als weltgrößter Importeur schon vor Jahren an Bangladesch abgegeben hat und inzwischen auch hinter Vietnam rangiert, spielt dennoch weiterhin eine Schlüsselrolle. Denn nach der Umstellung seiner Baumwollpolitik, die über staatliche Ankäufe zu hohen Preisen zu riesigen Lagerbeständen geführt hatte, baut das Land diese nun sukzessive ab und importiert daher weniger neue Ware. Betrachtet man also die Bestände in der Welt ohne China, so werden diese noch deutlich stärker steigen, nämlich laut USDA um 27% auf 11,2 Mio. Tonnen.

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Dass die Preise nicht tiefer und derzeit gegenüber Jahresbeginn marginal im Plus liegen ist auch den robusten US-Baumwollexporten zu verdanken. Seit Saisonbeginn im August liegen sie 36% höher als im Vorjahr. Dies ist Ausdruck einer stärkeren globalen Nachfrage. Während zunächst eine Stagnation gegenüber Vorjahr erwartet wurde, beziffert das USDA den Nachfrageanstieg 2017/18 zuletzt auf 5 Mio. Ballen oder 4,5% - darunter in China, Bangladesch und Vietnam - auf das höchste Niveau seit 10 Jahren.

Neben dem globalen Wirtschaftswachstum spielt hier auch eine Rolle, dass sich konkurrierende Fasern wegen des höheren Ölpreises verteuert haben. Die Mehrheit der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer setzt denn auch auf steigende Preise. Für das vierte Quartal 2018 prognostizieren wir einen Baumwollpreis von 72 US-Cents je Pfund.


Zucker:

In der ersten Jahreshälfte 2017 hatte sich der bereits im Herbst 2016 einsetzende Preisverfall fortgesetzt. Zwischen Jahresbeginn und Ende Juni fiel der Preis um 35% auf unter 13 US-Cents je Pfund. Danach ging es unter Schwankungen moderat bergauf. Aktuell notiert Rohzucker bei 15 US-Cents je Pfund, noch immer fast ein Viertel unter dem Niveau zu Jahresbeginn. Der Preisrückgang war maßgeblich verursacht durch die Aussicht auf einen Überschuss am globalen Zuckermarkt in der Saison 2017/18, nachdem die beiden Vorjahre mit Defiziten geschlossen hatten. Tatsächlich dürfte die Produktion 2017/18 stark steigen:

In Indien soll mit 25 Mio. Tonnen ein Viertel mehr als im Vorjahr produziert werden, in Thailand stehen laut Thai Sugar Millers Corporation nach 10 Mio. Tonnen 2016/17 für 2017/18 11 Mio. Tonnen zu erwarten, und in der EU rechnet die EU-Kommission nach dem Wegfall der Produktionsquoten bei einer größeren Fläche und wegen günstiger Witterung überdurchschnittlichen Erträgen mit 20,1 Mio. Tonnen nach nur knapp 17 Mio. Tonnen im Vorjahr. In diesen Ländern hat die Verarbeitungssaison erst begonnen, im wichtigsten Produzentenland Brasilien dagegen schon im April. Dort neigt sie sich inzwischen dem Ende zu.

Auch wenn der Vorsprung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in den letzten Monaten stark geschrumpft ist: Kumuliert von Anfang April bis Mitte November beträgt das Plus der Zuckerproduktion gegenüber Vorjahr noch 2,4%, obwohl die insgesamt verarbeitete Zuckerrohrmenge leicht im Minus liegt. In den letzten Monaten haben sich die relativen Preise in Brasilien zugunsten von Ethanol entwickelt (Grafik 13) - nicht zuletzt wegen gestiegener Rohölnotierungen am Weltmarkt haben die Benzinpreise in Brasilien stark angezogen - , und die Mühlen reagieren mit einer höheren Allokation des Zuckerrohrs in Richtung Verarbeitung zu Ethanol. Dies hat den Zuckerpreis zuletzt wieder steigen lassen.

Einigkeit besteht über einen Marktüberschuss 2017/18, nicht aber über dessen Höhe (Grafik 14). So kommt es, dass etwa INTL FC Stone seine Prognose für einen weltweiten Überschuss 2017/18 mit Verweis auf die Verschiebung zugunsten von Ethanol senkte und Datagro sogar nur noch einen Überschuss von 430 Tsd. Tonnen erwartet, Green Pool diesen dagegen - allerdings mit Verweis auf eine schleppende Nachfrage - auf massive 9,8 Mio. Tonnen anhob.

Auch das USDA liegt bei über 10 Mio. Tonnen, ED&F Man bei 8 Mio. Tonnen. Die Internationale Zuckerorganisation ISO hob ihre Prognose im November auf 5 Mio. Tonnen an. Eine ganze Reihe von Schätzungen bewegt sich zwischen 3 und 5 Mio. Tonnen. Die Erwartung eines Marktüberschusses dämpft die Preisentwicklung - zumal auch die Angaben für das Defizit 2016/17 in der Vergangenheit mehrfach nach unten korrigiert wurden auf nur noch wenig über 1 Mio. Tonnen und auch für die Saison 2018/19 bereits erste Prognosen eines weiteren Überschusses abgegeben werden, etwa von der ISO in Höhe von 3 Mio. Tonnen. Eine knappere Marktversorgung ist demnach vorerst nicht in Sicht.

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Für 2018/19 sind die Vorhersagen für Brasiliens Produktion ohne klare Richtung, denn die Annahmen für die Zuckerrohrernte und deren Verteilung auf Zucker und Ethanol liegen weit auseinander. Die Schätzungen reichen von 30 Mio. bis rund 36 Mio. Tonnen Zucker. Nicht zu vernachlässigen für den Zuckerpreis in New York ist auch die Entwicklung der Währungsparitäten, insbesondere zwischen Brasilianischem Real und US-Dollar.

Unsere Kollegen von der Währungsseite erwarten über 2018 eine weitere moderate Abwertung des Real. Derzeit spricht also einiges für eine Fortsetzung der Preisschwäche bei Rohzucker. Hält allerdings das deutliche Umschwenken der brasilianischen Zuckermühlen in Richtung Ethanol an, d.h. bleibt der Zuckeranteil längere Zeit niedrig, dürfte dies den Preis stützen.

[pagebreak]Da unsere Kollegen prognostizieren, dass der Rohölpreis im ersten Halbjahr 2018 deutlich unter dem aktuellen Niveau liegt bevor er wieder steigt, könnte von dieser Seite vorübergehend Gegenwind kommen. In der zweiten Jahreshälfte allerdings dürfte Ethanol im Mix wieder gewinnen, vor allem, wenn in Brasilien ein Programm verabschiedet wird, mit dem in den nächsten Jahren deutlich mehr Biokraftstoffe abgesetzt werden sollen, um den CO2-Ausstoß zu senken und dafür handelbare Zertifikate einzuführen. Wir erwarten für das 4. Quartal 2018 einen Rohzuckerpreis von 15 US-Cents je Pfund.

Der Zuckerpreis in der EU hatte im Sommer angesichts niedriger Lagerbestände und hinter den Erwartungen bleibenden Importen knapp die Marke von 500 EUR je Tonne überschritten. Dies war zuvor zuletzt im September 2014 der Fall gewesen. Nun kommt bald viel Zucker aus der guten Kampagne 2017/18 auf den Markt. Dies dürfte den EU-Zuckerpreis, der bereits kräftig Federn lassen musste, weiterhin belasten.

Wie lang ist schwer zu sagen. Denn auch die Entwicklung des Weltmarktpreises spielt dabei eine Rolle, ebenso, wieviel Zucker die EU-Produzenten auf dem Weltmarkt abzusetzen gedenken, nachdem mit der Quotenregelung auch die Obergrenze für EU-Zuckerexporte gefallen ist. Die Aussicht auf eine etwas niedrigere Zuckerproduktion 2018/19, vorausgesetzt die Zuckerrübenerträge fallen auf "Normalmaß", dürfte aber stabilisierend wirken.


Kaffee:

Noch ist das Jahr nicht zu Ende, doch ist davon auszugehen, dass der Preis für Arabica-Kaffee anders als im Vorjahr mit einem deutlichen Minus schließen wird. Der Preisverfall nach dem vorherigen Anstieg um 50% startete bereits im November 2016, und auch wenn sich das Jahrestief 2017 von Juni nur als kurzzeitig erwies, so dümpelt der Preis seit Oktober nur noch bei oder unter 130 US-Cents je Pfund. Auch der Robusta-Preis, der über das Jahr 2016 um 60% auf 2.200 USD je Tonne gestiegen war, wusste im Verlauf von 2017 gut die Hälfte der Gewinne wieder abgeben und notiert nur noch bei rund 1.740 USD je Tonne.

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Und dies, obwohl fundamental betrachtet die Versorgung mit Kaffee nach drei Defizitjahren in Folge eher von Knappheitsängsten geprägt sein sollte. Nun aber schwenkte die Internationale Kaffeeorganisation ICO im November für 2016/17 von einem Defizit auf einen Überschuss von 2,4 Mio. Sack um (Grafik 15). Die Robusta-Produktion war rückläufig, aber das Arabica-Angebot vor allem wegen der Rekordernte Brasiliens so üppig, dass die Gesamtkaffeeproduktion auf einen neuen Rekord stieg. Da waren es nur noch zwei Defizitjahre und die ICO spricht von einem gut versorgten Markt. Die Ausgangslage für 2017/18 ist also entspannter als lange gedacht.

Nun aber kann vor allem Brasilien bei seiner inzwischen abgeschlossenen Ernte 2017/18 nur mit einer enttäuschenden Menge dienen, die die Prognosebehörde Conab gegenüber ihren schon zu Anfang bescheidenen Erwartungen sogar noch nach unten korrigieren musste. Laut Conab dürften 34,1 Mio. Sack Arabica produziert worden sein nach 43,4 Mio. Sack in der letzten Saison (Grafik 16).

Zum einen befanden sich die Bäume im ertragsschwächeren Jahr des zweijährigen Zyklus, zum anderen machten ihnen Witterung und Insektenbefall zu schaffen. Die Robusta-Produktion in Brasilien wurde dagegen höher angesetzt, sie soll 10,7 Mio. Sack betragen nach nur knapp 8 Mio. Sack 2016/17. Insgesamt fiel die Kaffeeproduktion des Landes also wohl von 51,4 Mio. Sack auf 44,8 Mio. Sack, ein Minus von 13%.

Einen ähnlichen Rückgang sieht auch das Analysehaus Safras&Mercado, auch wenn sie die Gesamtproduktion mit 50,5 Mio. Sack deutlich höher als die stets am unteren Rand liegende Conab ansetzen. Andernorts ist allerdings mit einem Anstieg der Produktion zu rechnen. Vor allem in Vietnam, dem weltgrößten Robusta-Produzenten, begann die Ernte zwar regenbedingt verspätet, dürfte aber mit 28,5 -29 Mio. Sack nahe eines Rekords zu liegen kommen, nachdem sie den Sturm Damrey im November weitgehend unbeschadet überstand.

Im Vorjahr wurden nur 25,5 Mio. Sack erzielt. Für Kolumbien wird 2017/18 bisher eine ähnlich gute Ernte wie die letzte von 14,6 Mio. Sack erwartet. Zuletzt warnt der Kaffeeanbauerverband aber vor Schäden durch heftige Regenfälle.

Insgesamt aber - darüber besteht weitgehende Einigkeit - dürfte der Kaffeemarkt 2017/18 wieder in ein Defizit rutschen. Dies sollte eigentlich preisstützend wirken. Dass dies nicht der Fall ist, liegt zum einen daran, dass die Ausgangssituation immer entspannter gezeichnet wird und daran, dass die Erwartungen an das Defizit auch schon wieder reduziert werden - Marex Spectron etwa halbierte seine Prognose im Oktober von 4,4 Mio. Sack auf 2,2 Mio. Sack, Sucden schätzt es auf 3,6 Mio. Sack.

Zum anderen richtete sich der Blick schon auf die Aussichten für die nächste Ernte in Brasilien, die bereits zu 2018/19 zählt und bei Arabica die eines ertragsstarken Jahres im zweijährigen Zyklus sein wird. Auch bei Robusta wird nach zwei schwachen Jahren mit einer Erholung gerechnet. Die Preise konnten daher kurzzeitig profitieren, als nach einem frühen Blütestart zu wenig Regen fiel. Selbst wenn wohl aufgrund der Hitze und Trockenheit im Anschluss an die Blüte - anders als zuvor im Markt diskutiert - in Brasilien 2018/19 wohl keine Rekordernte erzielt wird, hat es inzwischen doch vielerorts ausreichend geregnet, um die Angst vor größeren Dürreschäden weitgehend zu zerstreuen.

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Und nachdem einige Beobachter ihre Hoffnung auf eine Rekordernte von über 60 Mio. Sack aufgegeben und auf eine Größenordnung von 57 Mio. Sack reduziert hatten, befeuerte Sucden diese zuletzt mit ihrer Schätzung, die sogar bis 62 Mio. Sack reicht.

Auch dürfte bei der Preisbildung eine wichtige Rolle spielen, dass die Kaffeebestände in den Verbrauchsländern, vor allem in den USA und in der EU, auf hohem Niveau liegen - laut ICO sogar auf einem 8-Jahreshoch. Denn auch wenn die weltweiten Exporte zuletzt nachließen: Lange Zeit brummten sie, waren in der Gesamtsaison 2016/17 5% höher als im Vorjahr und rekordhoch, so dass eine starke Verschiebung von Kaffee aus den Produzenten- in die Verbrauchsländer erfolgte.

[pagebreak]Aus Brasilien und aus Vietnam wurde allerdings 2016/17 weniger exportiert als 2015/16. Auch zuletzt kommt aus Brasilien deutlich weniger Ware, im September und Oktober lagen die ausgeführten Mengen 24% bzw. 18% unter dem Vorjahreswert und bestanden weitgehend aus Arabica-Kaffee. Das geringere Exportvolumen geht auf die geringe Produktion zurück, zudem halten sich die Verkäufer in der Hoffnung auf höhere Preise zurück. Weltweit lagen die Kaffeeexporte im September und Oktober laut ICO 15% und 11% unter Vorjahr (Grafik 17).

Bei Robusta könnte sich die Preisschwäche mit der hohen vietnamesischen Ernte noch etwas fortsetzen, und die Aussicht auf eine bessere Ernte 2018/19 in Brasilien dürfte auch weiterhin keinen starken Preisanstieg bei Kaffee rechtfertigen. Auch in den kommenden Monaten dürfte insbesondere die Witterung in Brasilien starken Einfluss auf die Preisentwicklung haben.

Solange sie die Erwartung einer hohen nächsten Ernte erlaubt, wird es auch dem Arabica-Preis schwerfallen, sich merklich zu erholen - selbst wenn die Handelsmengen in den kommenden Monaten schwächeln sollten, bieten die hohen Bestände in den Verbrauchsländern einen Schutz vor wirklicher Knappheit. Wir prognostizieren für das vierte Quartal 2018 einen Preis für Arabica-Kaffee von 145 US-Cents je Pfund und für Robusta-Kaffee von 1.900 USD je Tonne.

Das Risiko liegt für uns eher auf der oberen Seite. Dann nämlich, wenn schwache Exportzahlen und ungünstige Wettermeldungen zu einem Stimmungsumschwung führten, der unterstützt von Umschichtungen in den Positionierungen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer einen Preissprung auslösen könnte.


Kakao:

Nach einem Minus von 30% im Jahr 2016 startete der Kakaopreis das Jahr 2017 bei 2.200 USD je Tonne. Im Frühsommer fiel er kurzfristig sogar auf ein 10-Jahrestief von unter 1.800 USD je Tonne. In der zweiten Jahreshälfte ging es dann deutlich bergauf, und der Preis näherte sich im November wieder seinem Ausgangsniveau. Begleitet wurde dies durch einen kräftigen Abbau der Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer, die bis in den Juli auf ein Rekordniveau ausgeweitet worden waren, und deren Umschwenken zu Netto-Long-Positionen.

Die lange Preisschwäche war vor allem der Aussicht auf einen Überschuss am internationalen Kakaomarkt in der Saison 2016/17 geschuldet. Die hohen Erwartungen an die westafrikanischen Ernten 2016/17 haben sich bei günstigen Witterungsverhältnissen mehr als erfüllt. In der Elfenbeinküste stiegen die Anlieferungen um gut ein Viertel auf einen neuen Rekord von über 2 Mio. Tonnen, und auch in Ghana wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Mit Ausnahme Indonesiens stieg auch andernorts die Produktion.

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Dass die Preisentwicklung bis November monatelang nach oben gerichtet war, lag denn auch weniger an der Angebotsseite als an der anziehenden Nachfrage (Grafik 18). In der im September zu Ende gegangenen Saison 2016/17 soll sie laut Internationaler Kakaoorganisation ICCO immerhin um 5% gestiegen sein, nachdem sie in den beiden Vorjahren rückläufig war. Zugpferde sind vor allem die Produzentenländer selbst. Und aus der Industrie kommen optimistische Stimmen auch für die Saison 2017/18, da der Markt für Schokoladenprodukte in den beiden letzten Quartalen erstmals seit langem wieder gewachsen ist und sich die Verarbeitungsmargen in den letzten Monaten stark verbessert haben.

Trifft dies auf eine schwächere Angebotsentwicklung in der begonnenen Saison 2017/18, dann dürften die Preise weiter anziehen. Die bisherigen Daten inoffizieller Regierungsquellen zeigen für die angelaufene Saison, dass im Oktober die Anlieferungen in der Elfenbeinküste 18% niedriger lagen als vor einem Jahr. Inzwischen sollen sie aber aufgeholt haben und sogar marginal darüber liegen (Grafik 19).

Noch aber ist die Saison sehr lang, und erste Prognosen, etwa des ivorischen Kaffee- und Kakaorats aus dem September, lassen für die Gesamtsaison ein deutliches Minus erwarten. Nach den gut 2 Mio. Tonnen des Vorjahres könnten 2017/18 möglicherweise nur rund 1,75 Mio. Tonnen Kakao geerntet werden, andere Beobachter zeigten sich im Oktober bei einer Bloomberg-Umfrage mit durchschnittlich 1,88 Mio. Tonnen etwas optimistischer.

Der Preiseinbruch bis ins Frühjahr macht sich hier bemerkbar, denn er war in der Elfenbeinküste Grund für eine empfindliche Absenkung des für die Produzenten garantierten Preises. Dies erschwert diesen schon längere Zeit den Kauf ausreichender Betriebsmittel wie Dünge- und Pflanzenschutzmittel, so dass die zuletzt wegen übermäßigen Regens aufgetretenen Pilzkrankheiten leichtes Spiel haben. Zuletzt zeigen sich die Anbauer mit dem Wetter aber zufrieden. Doch belastenden den Markt auch Konflikte um illegale Kakaoplantagen.

Derzeit rechnen viele Beobachter, nicht zuletzt die ICCO, für 2017/18 mit einem weiteren Überschuss am internationalen Kakaomarkt 2017/18, wenn auch meist nur in einer Größenordnung von 50 - 100 Tsd. Tonnen nach laut ICCO 335 Tsd. Tonnen 2016/17. So früh in der Saison sind Vorhersagen dazu aber naturgemäß sehr unsicher. Wir halten es deshalb für wahrscheinlich, dass der sich seit Mitte November in einem Preiseinbruch um 10% manifestierende Angebotsoptimismus enttäuscht wird.

Gründe könnten unerfreulich heftig ausfallende Harmattan-Winde sein, aber auch Probleme mit der Entwicklung der Kakaobohnen, wenn wegen der niedrigeren Erzeugerpreise die Pflegemaßnahmen reduziert werden und dies insbesondere die Bedingungen für die kommende Zwischenernte verschlechtert. Zudem dürfte die Nachfrage bis auf Weiteres stark bleiben.

Daher rechnen wir mit einer baldigen Preiserholung. Wir prognostizieren für das vierte Quartal 2018 einen Kakaopreis in New York von 2.300 USD je Tonne. Ein Risikofaktor für unsere Prognose ist das mögliche Auftreten eines La-Niña- Phänomens, das in Westafrika häufig mit stabileren Regenfällen einhergeht. Davon könnte der Kakaoanbau profitieren. Derzeit sehen viele Modelle die Welt an der Grenze zu einem La-Niña-Phänomen, meist wird aber allenfalls mit einem sehr milden Verlauf gerechnet.

Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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