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Crash an den Aktienmärkten zieht Rohstoffe mit24.08.2015 | 12:07 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG
Der chinesische Aktienmarkt hat heute gemessen am CSI 300 nochmals knapp 9% verloren und zieht auch die Rohstoffpreise mit nach unten. Viele Industrierohstoffe sind mittlerweile so billig wie zuletzt während der großen Wirtschaftskrise 2008/09. Es dürfte sich dabei um eine spekulative Übertreibung handeln, welche durch Sorgen vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft getrieben ist. Fundamental gerechtfertigt ist der Preisrückgang u.E. nicht, weshalb wir mit einer Preiserholung bei Rohstoffen im Jahresverlauf rechnen.
Industriemetalle Im Zuge des China-getriebenen Rohstoffabverkaufs sind die Preise vieler Industriemetalle auf 6-Jahrestiefs gefallen. Es ist zwar psychologisch nachvollziehbar, denn eine "harte Landung" der Wirtschaft in China würde sie massiv treffen. Schließlich macht China rund die Hälfte der gesamten Metallnachfrage aus. Aus fundamentaler Sicht ist die aktuelle Preisschwäche bei Metallen allerdings wenig begründet, wie die Juli-Metallhandelsstatistik Chinas verdeutlicht. Demnach ist die Metallnachfrage Chinas im Juli weiter robust gewesen. So sind die vielbeachteten Importe für Kupferraffinade im Juli um 2% ggü. Vormonat bzw. um 6% ggü. Vorjahr auf 260 Tsd. Tonnen gestiegen. Die anhaltenden Arbitrage-Möglichkeiten zwischen SHFE und LME dürften die chinesischen Kupferimporte weiter unterstützen. Noch stärker sind die Importe für Kupfererz und -konzentrate gestiegen. Sie lagen in den ersten sieben Monaten des Jahres mit 7 Mio. Tonnen im Jahresvergleich 10,3% höher als im Vorjahr. Der weltweite Kupfermarkt bleibt damit eingeengt. Laut dem jüngsten Bericht der Internationalen Analystengruppe für Kupfer (ICSG) hat der Kupfermarkt im Mai erneut ein Marktdefizit von 62 Tsd. Tonnen verzeichnet, nach 94 Tsd. Tonnen im April. Aus unserer Sicht ist der jüngste Preisverfall weniger fundamental, sondern vielmehr spekulativ getrieben. Dazu dürften auch chinesische Hedge-Fonds beigetragen haben, die aufgrund vielerlei Restriktionen bei den Aktienleerverkäufen die Industriemetalle als "Ersatz" dazu genutzt haben könnten. Agrarrohstoffe Auch die Agrarrohstoffe konnten sich dem Abwärtsstrudel Chinas nicht gänzlich entziehen. So verliert der Preis für US-Sojabohnen heute Morgen mehr als 2% und fällt gemessen am meistgehandelten Terminkontrakt auf ein 6½-Jahrestief von weniger als 870 US-Cents je Scheffel. Auch die Preise für Mais und Weizen geben im Schlepptau deutlich nach. Weizen verliert zum Wochenauftakt 2% auf 488 US-Cents je Scheffel. Mais gibt um 1,5% auf 360 US-Cents je Scheffel nach. Die Befürchtung, dass die Nachfrage Chinas nach Sojabohnen nachlassen könnte, belastete die Preise. Denn China ist der mit Abstand größte Importeur von Sojabohnen und damit bestimmend für die weltweite Nachfrage. Hinzu kommt, dass aufgrund der Schwäche des Brasilianischen Real das Sojabohnenangebot aus Südamerika günstiger wird und dem US-Angebot vorgezogen werden könnte. In die gleiche Richtung könnte auch die jüngste Abwertung des Chinesischen Yuan wirken. Keine große Rolle spielen derzeit Meldungen, wonach die Mais- und Sojabohnenernten in den USA niedriger ausfallen könnten als bislang vom US-Landwirtschaftsministerium erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt der Branchendienst Pro Farmer nach einer Erntebesichtigungstour im Mittleren Westen der USA. Pro Farmer rechnet demnach bei Sojabohnen mit einer Ernte von knapp 3,9 Mrd. Scheffel und bei Mais von 13,3 Mrd. Scheffel. Die bisherigen Prognosen des USDA liegen derzeit bei gut 3,9 Mrd. Scheffel bzw. 13,7 Mrd. Scheffel. [pagebreak]CFTC/ICE-Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat © Eugen Weinberg Senior Commodity Analyst Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Dieser Artikel stammt von Rohstoff-Welt.de
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