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Überangebot am Silbermarkt

16.11.2017 | 11:16 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Energie

Die Ölpreise legen trotz steigender US-Lagerbestände leicht zu. Brent kostet wieder 62 USD je Barrel, WTI 55,5 USD je Barrel. Die US-Rohöllagerbestände verzeichneten in der letzten Woche laut US-Energieministerium einen unerwarteten Lageraufbau um 1,9 Mio. Barrel. Allerdings hatte das API am Vorabend einen wesentlich stärkeren Anstieg berichtet. Gleiches gilt für Benzin, wo die Vorräte um 894 Tsd. Barrel gestiegen sind. Bei Destillaten kam es zu einem Abbau um 799 Tsd. Barrel, was unter den Erwartungen und dem vom API gemeldeten Rückgang lag.

Der Anstieg der Rohölvorräte war auf höhere (Netto-)Importe und eine gestiegene Rohölproduktion zurückzuführen. Letztere erreichte mit 9,65 Mio. Barrel pro Tag auf Wochenbasis ein neues Rekordniveau. Die Rohölverarbeitung lag in der letzten Berichtswoche 500 Tsd. Barrel pro Tag über dem Vorjahr und 1 Mio. Barrel pro Tag über dem 5-Jahresdurchschnitt. Dies hat einen noch stärkeren Lageraufbau verhindert.

China hat im Oktober laut Statistikbüro NBS 3,7% mehr Benzin und 4,4% mehr Diesel produziert als im Vorjahr. Wie das NBS vor zwei Tagen berichtete, lag die Rohölverarbeitung im Oktober mit 11,9 Mio. Barrel pro Tag nur knapp unter dem Rekordniveau des Vormonats. Die verarbeiteten Ölprodukte dürften nicht allesamt in China verbraucht, sondern ein Teil davon exportiert werden. Exportzahlen für Oktober liegen bislang noch nicht vor. In den ersten neun Monaten summierten sich die Netto-Exporte von Benzin auf 7,3 Mio. Tonnen, die von Diesel auf 11,4 Mio. Tonnen.

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Edelmetalle

Gold stieg gestern zunächst im Einklang mit einem schwächeren US-Dollar auf 1.290 USD je Feinunze und ignorierte dabei auch gute US-Konjunkturdaten sowie eine leicht höhere Kerninflation in den USA im Oktober. Die Daten sprechen für eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung am 13. Dezember. Später gab Gold seine Gewinne wieder ab, da der US-Dollar aufholte. Heute Morgen handelt es bei 1.275 USD. Silber ist wieder unter die Marke von 17 USD je Feinunze gerutscht.

Thomson Reuters GFMS und das Silver Institute haben in der Nacht einen Bericht zur Lage am globalen Silbermarkt veröffentlicht. Demnach soll der Primärmarkt 2017 erstmals seit fünf Jahren wieder einen physischen Angebotsüberschuss aufweisen (32,2 Mio. Unzen bzw. rund 1.000 Tonnen). Das Angebot soll weitgehend konstant bleiben, wobei eine leicht rückläufige Minenproduktion durch eine etwas höhere Verfügbarkeit von Altsilber ausgeglichen werden dürfte.

Die physische Silbernachfrage insgesamt soll 2017 dagegen um 5% fallen, wobei es große Unterschiede in den einzelnen Komponenten gibt. Laut GFMS und dem Silver Institute dürfte die Industrienachfrage um 3% steigen. Angetrieben wird sie dabei vor allem durch die Solarindustrie. Die Schmucknachfrage soll sich moderat erholen. Dagegen soll die Nachfrage nach Münzen und Barren um 37% auf ein 8-Jahrestief fallen. Auch die ETF-Nachfrage schwächt sich spürbar ab. Für 2018 haben GFMS und das Silver Institute noch keinen Ausblick gegeben.


Industriemetalle

Mit Ausnahme von Aluminium und Zinn sind die Industriemetalle auch heute Morgen im Minus. Kupfer markierte gestern bereits ein 5-Wochentief, Zink rutschte zwischenzeitlich auf ein 3-Wochentief ab. Aluminium hat sich gegen den Trend gestemmt und ist gestern um gut 1% auf über 2.100 USD je Tonne gestiegen. Der chinesische Aluminiumproduzent Aluminum Corp. of China (Chinalco) berichtet, dass die Regierung in Peking auch langfristig bestrebt ist, die Überkapazitäten zu bekämpfen.

Die Problematik der Überkapazitäten in China ist schon lange bekannt und bezieht sich nicht nur auf die Aluminiumindustrie. Diese steht allerdings gerade im Fokus, da hier während der Wintermonate die Produktion mit am stärksten gedrosselt werden soll. Die angeordneten Kürzungen werden aber offenbar nicht vollumfänglich umgesetzt (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern).

Der größte chinesische Aluminiumproduzent, China Hongqiao Group Ltd., erwägt, Schmelzen in andere Länder zu verlagern, um sich von den politischen Entscheidungen in China unabhängiger zu machen. Unternehmensangaben zufolge steht hierbei Indonesien im Fokus, wo Hongqiao schon Alumina, das Vorprodukt von Aluminium, produziert.

Eine Verlagerung der Produktionskapazitäten würde unseres Erachtens langfristig zu einer Überversorgung des globalen Aluminiummarktes beitragen. Die spekulativen Finanzinvestoren dürften an der LME in den letzten Tagen wieder Netto-Long-Positionen aufgebaut haben, nachdem sie sich in den letzten drei Wochen etwas zurückgezogen hatten.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT fiel gestern um weitere 1,9% auf 420 US-Cents je Scheffel. Damit handelt der Dezember-Kontrakt nur noch knapp über seinem Tiefstwert. Im Zuge dessen fällt auch der Weizenpreis an der Euronext in Paris wieder unter 160 EUR je Tonne. Obwohl die Netto-Short-Positionen in den letzten Wochen bereits deutlich gestiegen sind, hält dies die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer offensichtlich nicht davon ab, auf einen weiteren Preisverfall zu setzen.

Wie wir in den letzten Tagen berichtet hatten, werden die Schätzungen für die russischen Weizenexporte immer weiter nach oben geschraubt. Damit steigt die Konkurrenz für Weizen aus den USA und der EU. Zudem gibt es erneut Unsicherheit über Importrestriktionen des weltgrößten Weizenimporteurs Ägypten. Ein Gericht hat das strikte Verbot für die Einfuhr von mit einem Pilz verunreinigten Weizen wieder in Kraft gesetzt. Demnach gilt eine Nulltoleranzgrenze, während international eine Toleranzgrenze von 0,05% gilt. D

ie Regierung hatte die Nulltoleranzgrenze gelockert und dem internationalen Standard angepasst, was nun vom Gericht gekippt wurde. Die ägyptische Regierung will nun eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht. Im Extremfall könnten große Mengen Weizen keinen Zugang zu Ägypten mehr erhalten und damit zusätzlich auf den Weltmarkt drücken.


[pagebreak]DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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