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Industriemetalle: LME Week im Zeichen hoher Preise19.10.2017 | 12:49 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG
Nach den starken Preisanstiegen der Industriemetalle in diesem Jahr dürften die Auswirkungen auf das Angebot und die Nachfrage einer der wesentlichen Diskussionspunkte auf der bevorstehenden LME Week sein. Die höheren Preise geben zweifellos Anreiz, die Produktion auszuweiten. Zugleich gibt es Hinweise, dass sie die Nachfrage bremsen. Die meisten Metallmärkte sollten in absehbarer Zeit daher besser versorgt sein, was für niedrigere Preise spricht.
In China wiederum versuchen die Stahlproduzenten derzeit noch aufgrund der nach wie vor hohen Stahlpreise und der damit verbunden hohen Gewinne so viel Stahl wie möglich herzustellen. Im August wurde wieder einmal eine rekordhohe Menge Stahl produziert. Die hohe Stahlproduktion war zugleich einer der Treiber der Zinknachfrage. Die behördlich angeordneten Kapazitätsschließungen in der chinesischen Stahlindustrie - aus Umweltgründen oder weil sie illegal sind - haben sich bislang noch nicht in den offiziellen Produktionsdaten niedergeschlagen. Der Lagerabbau von Betonstahl in China wurde laut Angaben des Datenanbieters Steelhome zudem schon vor einigen Monaten gestoppt. Seit Anfang August steigen die Lagerbestände sogar leicht und haben mittlerweile ein Mehrmonatshoch erreicht (Grafik 2). Dies deutet auch auf Bremsspuren bei der Nachfrage hin. Diese könnten noch sichtbarer werden, wenn die Maßnahmen zur Abkühlung des überhitzten Immobiliensektors wie von uns erwartet ihre volle Wirkung entfalten und die Investitionen insbesondere der Staatsunternehmen zurückgeführt werden. Ebenfalls die Nachfrage betreffend sehen Marktbeobachter den stark gestiegenen Zinkpreis kritisch. So geht zum Beispiel das Beratungsunternehmen Wood Mackenzie davon aus, dass Zinkkonsumenten versuchen werden, Zink zu substituieren oder weniger Zink zu verbrauchen (Grafik 3). Gut die Hälfte des weltweiten Zinkverbrauchs wird zur Galvanisierung von Stahl verwendet, um diesen korrosionsbeständig zu machen. Die Autoindustrie ist dabei ein großer Abnehmer von galvanisiertem Stahl. [pagebreak]Die Rally der Zinkpreise könnte laut Einschätzung von Wood Mackenzie nun dafür sorgen, dass die chinesische Autoindustrie den Anteil von galvanisiertem Stahl in der Produktion (derzeit weniger als 20%) langsamer ausweitet als geplant. Und die westliche Autoindustrie könnte versuchen, dünnere Beschichtungen zu verwenden, um so über Gewichtsreduzierungen die strikteren Emissionsvorgaben zu erfüllen. Dies würde bedeuten, dass weniger Zink je Tonne Stahl verwendet wird. Angaben des Research-Instituts CRU zufolge wird es für die Galvanikunternehmen bei Zinkpreisen über 3.000 USD je Tonne zunehmend schwierig, die Zinkaufschläge an die Kunden weiterzugeben. Mittlerweile hat sich mit Vedanta Resources auch der erste Zinkproduzent kritisch zu den hohen Zinkpreisen geäußert. Kurzfristig würde demnach zwar der Gewinn im Unternehmen steigen, langfristig verprellen die hohen Preise laut Unternehmensaussagen aber die Kunden. Vedanta sieht demnach zwischen 2.500 USD und 2.800 USD je Tonne ein eher gerechtfertigtes Preisniveau für Zink, das den Kunden Anreiz gebe, Zink zu kaufen. Auch wenn es wie oben aufgeführt einige Fallbeispiele gibt, dass Angebot (positiv) und Nachfrage (negativ) auf starke Preisveränderungen reagieren, lässt sich dies rein rechnerisch mit einfachen Mitteln nicht nachweisen. Zwar ist der Preis eine wesentliche Einflusskomponente auf die Veränderung des Angebots und der Nachfrage, daneben spielen aber auch noch etliche weitere Faktoren eine Rolle. So kann es zum Beispiel sein, dass der Preis zwar stark steigt, aber absolut betrachtet immer noch auf einem zu niedrigen Niveau notiert, so dass sich eine Produktionsausweitung nicht rentiert. Oder aber die Produktion wird trotz fallender Preise und möglicher Verluste dennoch aufrechterhalten, da das Herunterfahren und später die Wiederinbetriebnahme einer Produktionsanlage (Mine oder Schmelze) noch teurer kämen als die operativen Verluste. Aufgrund der mehrjährigen Erschließungszeit eines neues Projektes wird dieses bei stark fallenden Preisen nur selten gänzlich gestoppt - mitunter allerdings verschoben -, wenn es einen bestimmten Punkt der Erschließung überschritten hat. Verzerrt wird die Betrachtungsweise auch durch Wettereinflüsse wie zum Beispiel Erdbeben, Wirbelstürme und Überflutungen. Auch spielen Streiks eine Rolle oder Produktionskürzungen/-stilllegungen, die aus Umweltgesichtspunkten bzw. aus politischen Gründen im Allgemeinen angeordnet wurden. Die Nachfrage wiederum wird bei stark steigenden Preisen nicht zwangsweise zurückgehen, wenn der betroffene Rohstoff ein essenzieller Bestandteil eines bestimmten Produktes ist bzw. in diesem nur schwer ersetzt werden kann. Zudem beeinflussen mehr und mehr die Finanzinvestoren die Nachfrage, die auf ihrer Jagd nach Rendite durch ihre Transaktionen Material binden, aber sonst kein Interesse an dem jeweiligen Material haben. Nicht zu vergessen ist der US-Dollar, da die meisten Rohstoffpreise in der US-Währung gehandelt werden und der Kauf von Rohstoffen bei einer Aufwertung des US-Dollar gegenüber der heimischen Währung teurer wird. Auch in der jüngsten Aufwärtsbewegung der Metallpreise hat der US-Dollar eine prominente Rolle gespielt. Denn die Metallnachfrage außerhalb des Dollarraums zog an, da die schwächere US-Währung dazu führte, dass die Preise für Nicht-USD-Konsumenten weniger stark gestiegen waren. Die meisten Metallmärkte dürften unseres Erachtens aufgrund der starken Preisanstiege zukünftig besser versorgt sein. Dies spricht für niedrigere Metallpreise. Wir gehen weiterhin von einer starken Preiskorrektur in den nächsten Monaten aus und behalten daher unsere niedrigen Preisprognosen bei. Anpassungen - sofern notwendig - werden wir im Rahmen des Jahresausblicks 2018 vornehmen, der im Dezember veröffentlicht wird. Auf einen Blick [pagebreak] © Eugen Weinberg Senior Commodity Analyst Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Dieser Artikel stammt von Rohstoff-Welt.de
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