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Preise unbeeindruckt von soliden China-Daten

19.10.2017 | 11:24 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Energie

Die Ölpreise verharren seit Wochenbeginn auf hohem Niveau. Brent handelt weiterhin bei gut 58 USD je Barrel, WTI bei 52 USD je Barrel. Für Unterstützung sorgten gestern Meldungen, wonach die OPEC eine Verlängerung der Produktionskürzungen bis Ende 2018 anstreben würde. Die US-Lagerdaten waren in der letzten Woche noch stark durch Hurrikan Nate verzerrt, der weite Teile der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko lahmgelegt hatte.

Die US-Rohölproduktion fiel entsprechend um mehr als 1 Mio. auf 8,4 Mio. Barrel pro Tag. Gleichzeitig sank auch die Rohölverarbeitung kräftig. Dem standen stark gestiegene Exporte gegenüber. In der Summe resultierte daraus ein Abbau der US-Rohölvorräte um 5,7 Mio. Barrel. Die Bestände an der US-Golfküste fielen sogar um knapp 9 Mio. Barrel. Die Ölpreise reagierten nicht auf die Daten. Zum einen hatte das API am Vortag bereits einen kräftigen Lagerabbau berichtet, zum anderen dürfte die US-Ölproduktion in den kommenden Wochen den hurrikanbedingten Rückgang wieder wettmachen.

Die Rohölverarbeitung dürfte dagegen wegen der anstehenden Wartungsarbeiten nicht wieder das vorherige Niveau erreichen. Dies spricht gegen einen weiteren Lagerabbau. Die Rohölbestände in Cushing sind bereits seit acht Wochen ununterbrochen gestiegen. Sie liegen mittlerweile 50% über dem 5-Jahresdurchschnitt und auf dem höchsten Stand seit Mai. Dies dürfte mit der kontinuierlich steigenden Schieferölproduktion im Landesinneren zu tun haben und widerspricht der Darstellung eines sich einengenden Ölangebotes in den USA. Gleichzeitig erklärt sich damit auch der hohe Preisabschlag von WTI gegenüber Brent.

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Edelmetalle

Gold steht wegen anhaltender Zinserhöhungsspekulationen in den USA weiter unter Druck und handelt heute Morgen zeitweise unter 1.280 USD je Feinunze. Laut Fed Fund Futures sind bis Ende 2018 mittlerweile zwei Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed vollständig eingepreist, eine davon voraussichtlich im Dezember.

Je nach Entwicklung der politischen Ereignisse könnte Gold - vor allem in Euro - im Laufe des Tages aber stärker nachgefragt sein. Denn um 10 Uhr ist ein Ultimatum der spanischen Regierung ausgelaufen, wonach die katalanische Regionalregierung explizit erklären sollte, dass die Rede des katalanischen Regionalpräsidenten Puigdemont letzte Woche keine Unabhängigkeitserklärung war. Anderenfalls hat die Regierung in Madrid mit Konsequenzen gedroht. Dieser Konflikt dürfte vorerst also weiterschwelen.

Daneben findet heute und morgen in Brüssel ein EU-Gipfel statt, bei dem es auch um die Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien geht. Da es nach wie vor in dieser Sache kaum Fortschritte gibt, dürfte die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern hoch bleiben.

Die Schweiz hat gemäß Daten der Zollbehörde im September 148,4 Tonnen Gold exportiert. Lediglich 41,4 Tonnen davon wurden nach China, Hongkong und Indien verschifft. Die Exporte nach Indien sind sogar auf das niedrigste Niveau seit mindestens 2014 gefallen. Dies ist überraschend, da es zuletzt im Rahmen der dortigen Feiertagssaison Anzeichen einer wieder stärkeren Goldnachfrage gab. Offenbar hat Indien mehr Gold aus anderen Ländern bezogen.


Industriemetalle

Bei den Metallen ging es gestern Hin und Her. Am Handelsende standen nach schwachen Daten zum US-Immobilienmarkt für die meisten Metalle Verluste zu Buche. Auch heute Morgen legen sie nicht oder nur kaum zu. Kupfer handelt bei rund 7.000 USD je Tonne, Zink kostet etwa 3.100 USD je Tonne. Die heutigen chinesischen Konjunkturdaten geben den Preisen zumindest im frühen Handel keinen Auftrieb.

Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge ist die chinesische Wirtschaft im dritten Quartal um 6,8% gewachsen, ein Zehntel weniger als in den beiden Quartalen davor. Nach dahingehenden Äußerungen des chinesischen Zentralbankchefs am letzten Wochenende war dies aber keine Überraschung mehr.

Die zeitgleich veröffentlichten Konjunkturdaten für September (Industrieproduktion und Investitionen in Sachanlagen) lagen ebenfalls im Rahmen der Erwartungen. Wie das Nationale Statistikbüro heute Morgen auch noch mitteilte, ist die Aluminiumproduktion in China im September im Vergleich zum Vorjahr um gut 5% auf 2,61 Mio. Tonnen gesunken. Dies ist auf die behördlich angeordneten Kapazitätsschließungen zurückzuführen.

Im Vergleich zum Vormonat ist die Aluminiumproduktion allerdings nur noch unwesentlich zurückgegangen. Auf Tagesbasis lag sie sogar darüber. Sollte der Produktionsrückgang damit schon beendet sein, spricht dies unseres Erachtens für fallende Aluminiumpreise. Wir erwarten weiterhin bis Jahresende einen Rutsch des Aluminiumpreises unter die Marke von 2.000 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis notiert am unteren Ende der seit einem Monat bestehenden Handelsspanne bei 67,5 US-Cents je Pfund. Innerhalb einer Woche hat der Preis um ca. 2 US-Cents nachgegeben. Das reichliche Angebot drückt auf die Preise. In den USA läuft gerade die Ernte. Laut US-Landwirtschaftsministerium USDA war Ende letzter Woche 31% der US-Ernte eingebracht. Damit liegt die Ernte sechs Prozentpunkte vor dem langjährigen Durchschnitt.

Im wichtigsten Anbaustaat Texas beträgt der Vorsprung sogar acht Prozentpunkte. Der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen lag in der letzten Berichtswoche bei 58%. Das war zwar eine leichte Verschlechterung gegenüber der Vorwoche, aber immer noch deutlich besser als zum entsprechenden Zeitpunkt des Vorjahres. Das USDA hatte seine Schätzungen für Angebot und Nachfrage bei Baumwolle letzte Woche kaum verändert.

Die weltweite Produktion soll im laufenden Erntejahr 2017/18 bei knapp 121 Mio. Ballen liegen, der Verbrauch bei 118 Mio. Ballen. Erstmals seit drei Jahren würde der globale Baumwollmarkt damit einen Überschuss aufweisen und die weltweiten Baumwollbestände somit steigen. Diese sollen Ende des Erntejahres bei 92,4 Mio. Ballen liegen. Die Lagerbestände in den wichtigsten Exportländern sollen um 6 Mio. Ballen steigen. Die Hälfte davon entfällt auf die USA. In den wichtigsten Importländern sollen die Baumwollvorräte dagegen um 7 Mio. Ballen sinken. Allein in China sollen die Bestände um 9 Mio. Ballen schrumpfen.


[pagebreak]DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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