Rohstoff-Welt.de

Softs: Witterung in Brasilien sorgt für Preisschwankungen

28.09.2017 | 6:00 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Die Internationale Zuckerorganisation hat ihre Angabe für das Defizit 2016/17 verringert und für den erwarteten Überschuss 2017/18 erhöht – ein Umfeld, in dem sich der Zuckerpreis nur schwer erholen kann. Doch die anhaltende Trockenheit in Brasilien gab etwas Auftrieb. Dies gilt auch für Kaffee.

Die Aussicht auf ein viertes Defizit in Folge 2017/18 hatte den Arabica-Preis bisher kaum gestützt, da die nächste brasilianische Ernte eines Hochertragsjahres bereits die Stimmung prägte. Nun wachsen mit der Trockenheit die Sorgen. Schon in der aktuellen Saison 2016/17 entspannt sich dagegen die Versorgungslage am Kakaomarkt. Selbst wenn in der Saison 2017/18 aus der Hauptanbauregion Westafrika möglicherweise ein geringeres Angebot kommt, dürften Preise wie im letzten Sommer in weiter Ferne bleiben.

Zucker:

Im September nahm der Rohzuckerpreis einen weiteren Anlauf, sich nach dem Ende seines Absturzes in der ersten Jahreshälfte wieder nachhaltig über der Marke von 14 US-Cents je Pfund zu etablieren. Vor einem Jahr hatte der Preis angesichts der Aussicht auf ein zweites Defizit in Folge am globalen Zuckermarkt 2016/17 kurzzeitig auf einem 4½- Jahreshoch von 24 US-Cents je Pfund notiert.

Als sich die Vorhersagen für einen Überschuss in der kommenden Saison 2017/18 mehrten, gab der Preis stark nach, unterbrochen nur von reduzierten Schätzungen für die indische Produktion 2016/17 und der Erwartung baldiger indischer Importe - die sich dann aber nicht in nennenswerter Größenordnung ergaben. Denn es setzten sich in Indien weitgehend die Kräfte durch, die - meist nicht ganz uneigennützig - mit Verweis auf eine bevorstehende hohe Ernte 2017/18 trotz niedriger Bestände im Land keinen Bedarf an Importen sahen.

Tatsächlich sieht alles danach aus, als könnte die indische Produktion 2017/18 nach Jahren trockenheitsbedingt magerer Produktion kräftig zulegen. Nach zuletzt nur 20 Mio. Tonnen stehen nun für 2017/18 mindestens 25 Mio. Tonnen im Raum. Prozentual ähnlich stark soll auch die thailändische Produktion zulegen können und so rekordhohe 12 Mio. Tonnen ergeben (Grafik 2).

Auch die brasilianische Produktion 2017/18, die schon seit April läuft, liegt derzeit gegenüber dem Vorjahr im Plus: Laut der Zuckerindustrievereinigung Unica wurde im Hauptanbaugebiet Center-South kumuliert von April bis Mitte September knapp 6% mehr Zucker hergestellt als im Vorjahreszeitraum, obwohl insgesamt 1,6% weniger Zuckerrohr verarbeitet wurde. Dies liegt an dem höheren Anteil des Zuckerrohrs, der der Zuckerund nicht der Ethanolherstellung zugeführt wurde.

Im Vorjahr waren es 45,9% gewesen, nun fast 48,5%, also deutlich mehr als die 47%, die Unica ihrer bisher letzten Schätzung im April zu Grunde gelegt hatte (Grafik 3). Zuletzt aber spricht einiges dafür, dass in den nächsten Monaten relativ mehr Zuckerrohr in die Ethanolherstellung geht. Denn in Brasilien wurden die Benzinpreise mehrfach erhöht, was teils interne, teils aber auch - siehe die in der Folge des Hurrikans Harvey international gestiegenen Benzinpreise - externe Gründe hatte.

Insgesamt könnte sich also die Prognose von Unica, dass 2017/18 die Zuckerproduktion leicht unter der rekordhohen Vorjahresmenge von 35,6 Mio. Tonnen zu liegen kommt, noch bewahrheiten.

Zuletzt warnten Unica und andere auch davor, dass wegen der anhaltenden Trockenheit die zur Verarbeitung anstehende Zuckerrohrmenge im restlichen Jahr 2017 und auch 2018 unter den Erwartungen bleiben könnte. F.O. Licht geht für 2017/18 für Gesamt-Brasilien von einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Zuckermenge von gut 40 Mio. Tonnen aus.



Deutlich aufwärts gehen wird es aber auf jeden Fall mit der EU-Zuckerproduktion 2017/18. Im Vorgriff auf den Wegfall des Produktionsquoten Ende September 2017 wurde bereits eine deutlich höhere Fläche mit Zuckerrüben bestellt. Besonders in den Gunstregionen, zu denen auch Deutschland gehört, versuchen die Zuckerunternehmen, sich für einen erhöhten Wettbewerb in Position zu bringen.

Hinzu kommt, dass die Witterung vielfach - trotz mancherorts übermäßiger Regenfälle - insgesamt gut mitgespielt hat und die Erträge ein überdurchschnittliches Niveau aufweisen dürften. Inzwischen schätzt die EU-Kommission die Zuckerproduktion der EU 2017/18 auf 20,1 Mio. Tonnen, nochmals ein kräftiges Plus, nachdem sich bereits 2016/17 die Produktion von knapp 15 Mio. Tonnen des Vorjahres auf rund 17 Mio. Tonnen erholt hatte. In Deutschland dürfte die Produktion laut Wirtschaftliche Vereinigung Zucker WVZ mit knapp 5 Mio. Tonnen fast ein Viertel über 2016 liegen.

Die Internationale Zuckerorganisation ISO erwartet für 2017/18 inzwischen am Zuckermarkt einen globalen Überschuss in Höhe von 4,6 Mio. Tonnen (Grafik 4). Dies ist deutlich höher als die 3 Mio. Tonnen, die sie im Juni genannt hatte. Das Angebot soll um 7% auf rekordhohe 179,3 Mio. Tonnen steigen - durch Zuwächse v.a. in Indien und der EU. Die Nachfrage soll um 1,8% auf 174,7 Mio. Tonnen zulegen. Gleichzeitig hat die ISO ihre Angabe für das Defizit 2016/17 gesenkt. Während sie es im Juni auf 6,5 Mio. Tonnen bezifferte, spricht sie nun von 3,9 Mio. Tonnen. In diesem Umfeld fällt es dem Zuckerpreis natürlich schwer, Fuß zu fassen.

Und das, obwohl der brasilianische Real sich in den letzten Wochen wieder recht gut gegenüber dem USD behaupten konnte. Sollte er bald wieder schwächer notieren, dürfte dies die Preisentwicklung an der Börse in New York ebenfalls dämpfen. Die schwache Konjunktur, fallende Zinsen, die politische Krise, keine überzeugende Strategie, die Staatsfinanzen nachhaltig zu verbessern, und die Wahlen nächstes Jahr sind Gründe, warum unsere FX-Kollegen in den kommenden Quartalen einen schwächeren BRL erwarten.

Zum Vergrößern bitte klicken


[pagebreak]Wir gehen zwar davon aus, dass die weitere Zuckerproduktion in Brasilien relativ zur Ethanolproduktion schwächer wird, doch angesichts der weltweit hohen Produktion und der Prognose eines bald wieder schwächeren Real dürfte es vorerst wenig Aufwärtspotenzial für den Rohzuckerpreis geben. Wir prognostizieren für Q4 2017 einen Preis von 14 US-Cents je Pfund und erwarten auch für 2018 derzeit nur einen moderaten Anstieg. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben in den letzten Wochen ihre Netto-Short-Positionen ausgehend von einem Rekordniveau von 136 Tsd. Kontrakten auf 66 Tsd. Kontrakte reduziert. Damit sind sie aber für die weitere Preisentwicklung noch immer deutlich negativ gestimmt.

Der starke Fall der Weltmarktpreise für Roh- und auch Weißzucker ist an den EU-Zuckerpreisen bisher vorbei gegangen. Im Juli lag der durchschnittliche EU-Zuckerpreis laut EU-Kommission mit 501 EUR je Tonne auf dem höchsten Niveau seit Herbst 2014. Ausschlaggebend hierfür waren niedrige EU-Zuckerbestände (Grafik 5), nachdem die Importe hinter den Erwartungen zurück geblieben waren und so die Lücke zwischen Produktion und Verbrauch durch einen Lagerabbau geschlossen werden musste. Allerdings dürfte es dem EU-Zuckerpreis schwer fallen, sich bei der hohen EU-Produktion 2017/18 und niedrigen internationalen Preisen längerfristig auf diesen Höhen zu halten.


Kaffee:

Inzwischen haben sich die Preise für Arabica- und auch für Robusta-Kaffee von ihren jeweiligen im Frühjahr bzw. Frühsommer verzeichneten Jahrestiefs 2017 etwas erholt. Während Robusta-Kaffee weiterhin auf hohem Niveau von rund 2.000 USD je Tonne notiert, sackte der Arabica-Preis, der zeitweise von Berichten über den Käferbefall in Brasilien sowie mögliche Schäden an US-Lagerbeständen wegen des Hurrikans Harvey auf über 145 US-Cents je Pfund nach oben getrieben worden war, wieder unter 130 US-Cents je Pfund ab.

Auch aktuell notiert Kaffee Arabica bei wenig über 130 US-Cents je Pfund, nachdem für die nächste Zeit die in den brasilianischen Anbaugebieten ersehnten Regenfälle angesagt sind. Damit liegt der Preis unter dem Niveau von vor einem Jahr.

Die Internationale Kaffeeorganisation ICO geht inzwischen davon aus, dass die globale Kaffeeproduktion im zu Ende gehenden Jahr 2016/17 mit 153,9 Mio. Sack, darunter 97,3 Mio. Sack Arabica, nicht zuletzt wegen der Rekordernte in Brasilien und der mit 14 Mio. Sack zweiten hohen kolumbianischen Ernte in Folge einen neuen Rekord aufgestellt hat (Grafik 6). Bei einem Verbrauch von 155,1 Mio. Sack dürfte laut ICO 2016/17 dennoch mit einem kleinen Defizit von 1,2 Mio. Sack enden, nachdem bereits das Vorjahr mit einem Defizit in Höhe von 3,9 Mio. Sack und 2014/15 ebenfalls mit einem Defizit über 3 Mio. Sack geschlossen hatte.

Nun spricht vieles für 2017/18 vor allem aufgrund der rückläufigen Arabica-Produktion in Brasilien und einer allenfalls stagnierenden kolumbianischen Produktion für ein weiteres Defizit am internationalen Kaffeemarkt. Marex Spectron schätzte dieses im Juli beispielsweise auf 4,4 Mio. Sack, eine Größenordnung, die auch andere Beobachter für denkbar halten. Eine wichtige Größe dabei ist bereits beendete brasilianische Ernte, die zum international erst im Oktober beginnenden Jahr 2017/18 zählt. Das US-Landwirtschaftsministerium schätzte im Juni sogar, dass die internationalen Kaffeevorräte bis zum Ende der Saison 2017/18 auf ein 6-Jahrestief sinken.

Zum Vergrößern bitte klicken


Wie immer zu dieser Zeit liegen die Schätzungen für die Ernte in Brasilien noch weit auseinander. Das brasilianische Analysehaus Safras&Mercado schätzt die gesamte brasilianische Ernte 2017/18 auf 51,1 Mio. Sack. Es wird berichtet, dass wegen der langen Trockenheit die Bohnen kleiner als gewöhnlich blieben. Außerdem wird aus einigen Gebieten von Käferbefall berichtet (Berry Borer Beetle).

Aus diesen Gründen hat auch die brasilianische Prognosebehörde Conab ihre Schätzung gerade nach unten angepasst - wobei ihre Angaben sowieso immer unterhalb derer anderer Beobachter liegen. Bei Arabica geht sie nur noch von 34,1 Mio. Sack aus, in ihrer Mai-Prognose waren es noch 35,43 Mio. Sack. Gegenüber Vorjahr wäre dies ein Minus von 21%. Die bereits beendete Robusta-Ernte soll sich dagegen nach dem schlechten Vorjahr, das nur 8 Mio. Sack erbrachte, um ein Drittel auf 10,7 Mio. Sack erholt haben.

Auch das wäre aber noch immer kleiner als alle Ernten zwischen 2009 und 2015. Brasilien kann also wohl auch 2017/18 nur begrenzt zu einer Linderung der in den letzten Jahren bei Robusta entstandenen Knappheit beitragen. Diese wird sich aber schon deshalb mildern, weil der größte Robusta-Produzent Vietnam 2017/18 entgegen ersten Befürchtungen wohl wieder mit einer größeren Ernte aufwarten kann.

Das Plus schätzt das Industrie- und Handelsministerium auf 7%, nachdem die Ernte 2016/17 mit 1,44 Mio. Tonnen (24 Mio. Sack) rund 15% niedriger als im Vorjahr ausgefallen war. Die Teilnehmer einer Bloomberg-Umfrage erwarten sogar 2017/18 durchschnittlich einen Anstieg um 14% und eine Produktion von 1,67 Mio. Tonnen (27,8 Mio. Sack).

Entsprechend kommt aus Vietnam wohl immerhin eine bessere Ernte. Damit dürften bald auch die Exporte wieder anziehen. Aufgrund der schlechten Ernte 2016/17 dürften 2017 die Gesamtexporte Vietnams aber laut Industrie- und Handelsministerium mit 1,55 Mio. Tonnen rund 14% unter Vorjahr bleiben (Grafik 7). In den ersten 10 Monaten von 2016/17 betrug das Minus gegenüber Vorjahr laut ICO 5,4%.

Das gilt allerdings nicht weltweit, und hier scheint der Schüssel für die verhaltene Preisentwicklung am Kaffeemarkt zu liegen: Nach Angaben der ICO wurde in den ersten 10 Monaten der Saison 2016/17, also bis Juli 2017, weltweit 5,9% mehr Kaffee als im gleichen Zeitraum der letzten Saison und damit mehr als 100 Mio. Sack exportiert. Vor allem aus Kolumbien, Honduras und Indonesien kam mehr Ware. Der Zuwachs war mit 8,7% bei Arabica besonders stark, während das Plus bei Robusta 1,5% betrug.

Zum Vergrößern bitte klicken


[pagebreak]Selbst die Perspektive eines weiteren Defizits am Kaffeemarkt gab daher den Preisen keinen Auftrieb, nachdem auch die ICO in ihrem jüngsten Marktreport titelt, dass der Markt gut versorgt sei. Vor allem war die Preisentwicklung wohl von der Erwartung einer hohen kommenden Ernte des Hochertragsjahres 2018/19 in Brasilien geprägt.

Ob sich die ersten Schätzungen, die Optimismus sowohl für Arabica als auch für Robusta verbreiteten und insgesamt bis zu rekordhohen 60 Mio. Sack reichten, aber bewahrheiten, bleibt abzuwarten. Die Regenfälle im August waren für die Blüte zwar vorteilhaft, doch warnt nicht nur der Vorsitzende der größten Kooperative des Landes, Cooxupe, dass es vielfach noch immer zu trocken für eine gleichmäßige Blüte ist, und dies die Aussichten für nächstes Jahr belastet.

Dies ließ den Preis etwas steigen, bevor die Ankündigung von Regenfällen für die nächsten Tage ihn wieder abrutschen ließ. Brasiliens Witterung dürfte auch weiterhin eine Schlüsselrolle für die Preisbewegungen spielen.

Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben im Frühjahr 2017 ihre Netto-Anlageposition gedreht. Seither setzen sie mehrheitlich auf sinkende Arabica-Preise, haben diese Netto-Short-Positionen zwar über den Sommer reduziert, dann aber wieder ausgebaut.

In diesem Umfeld könnte es bei einem Stimmungsumschwung - etwa ausgelöst durch enttäuschende Exportdaten oder ein stärkeres Bewusstsein für die inzwischen stark abgeschmolzenen Lagerbestände in den Erzeugerländern - bei Short-Eindeckungen zu erheblichen Preisausschlägen nach oben kommen könnte. Bei Robusta-Kaffee hatten die Netto-Long-Positionen im Januar einen Rekord erreicht, dümpelten dann über Monate nur noch auf etwa halb so hohem Niveau und wurden zuletzt sogar marginal in eine Netto-Short-Position gedreht.

In der Gemengelage eines erwarteten weiteren Defizits am Kaffeemarkt 2017/18 und niedriger Bestände auf der einen Seite, aber hoher Bestände in den Importländern, einem sich wohl bald wieder abschwächenden Real und hoher Erwartungen an die brasilianische Ernte 2018/19 auf der anderen Seite bleibt der Spielraum für Preissteigerungen begrenzt. Die Volatilität dürfte dagegen hoch bleiben.

Für das 4. Quartal 2017 erwarten wir einen Arabica-Preis von 145 US-Cents je Pfund. Bei Robusta-Kaffee erwarten wir bis zum Jahresende nur noch ein kleines Preisplus vom aktuellen Niveau auf 2.050 US-Dollar je Tonne. Wenn sich die Feuchtigkeitsversorgung in Brasilien aber nicht tatsächlich zügig bessert, die Exporte schleppender verlaufen sollten, weil die Ware in den Lieferländern knapp wird, und dann die Stimmung kippt, könnte es auch zu einem deutlich stärken Preisanstieg kommen.


Kakao:

Seit einem halben Jahr bewegt sich der Kakaopreis in New York unter Schwankungen seitwärts. Nach dem Absturz aus Höhen um 3.000 USD je Tonne, auf denen er sich 2½ Jahre lang eingerichtet hatte, ist er im letzten Herbst und Winter um rund 1.000 USD je Tonne abgesackt. Im Mai markierte der Kakaopreis in New York mit 1.780 USD je Tonne den tiefsten Stand seit fast 10 Jahren, hat sich inzwischen aber auf rund 1.970 USD je Tonnen etwas erholt.

Sehr ähnlich zeigten sich die Preisbewegungen auch an der Börse in London. Mit über 40 Tsd. Kontrakten liegen die Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer noch immer recht nah an den Rekordständen aus dem Juli, die Anleger bleiben also für die weitere Entwicklung des Kakaopreises negativ gestimmt. Denn zunächst spricht wenig dafür, dass die Kakaopreise über die nächsten Monate stark anziehen.

In den wichtigsten Anbauländern Elfenbeinküste und Ghana haben sich die hohen Erwartungen an die Ernte 2016/17 mehr als erfüllt, nachdem die Harmattan-Winde mild ausfielen, sich kein El-Niño-Phänomen ausbildete und die Witterung insgesamt vorteilhaft war. Die Elfenbeinküste soll erstmals die Marke von 2 Mio. Tonnen knacken - laut em Staatspräsidenten ist diese Schwelle bereits Anfang September überschritten worden - und damit 27% über Vorjahr liegen, und die für Ghana geschätzten 950 Tsd. Tonnen (+22% gg Vj) sind ebenfalls ein neuer Rekord (Grafik 8).

Auch die Ernten aller anderen wichtigen Kakaoproduzenten sollen nach Einschätzung der Internationalen Kakaoorganisation zweistellige Wachstumsraten aufweisen - mit Ausnahme Indonesiens, wo die Witterung weniger vorteilhaft war.

Zum Vergrößern bitte klicken


In ihrem aktuellen Quartalsbericht von Ende August schätzt denn die ICCO die globale Produktion nach einer weiteren marginalen Anhebung auf rekordhohe 4,7 Mio. Tonnen. Dennoch reduzierte sie gegenüber ihrem Mai-Bericht den von ihr erwarteten Überschuss 2016/17 - der erste in nennenswerter Höhe seit 6 Jahren - um 11 Tsd. Tonnen auf 371 Tsd. Tonnen (Grafik 9).

Denn die Nachfrage hat bei den niedrigeren Preisen inzwischen wieder angezogen. Nach zwei Jahren rückläufigen Verbrauchs, soll die Verarbeitung 2016/17 immerhin um 3,7% zulegen - mehr als bisher prognostiziert -, wobei der Zuwachs vor allem getrieben ist durch Asien und Afrika, und hier vor allem durch deren kakaoproduzierende Länder selbst. In Europa bleibt das Wachstum mit 1,5% schwach, in Amerika ist es sogar leicht negativ. Die bisherigen Daten unterstützen dies. Zuletzt, im 2. Quartal 2017 meldete Europa einen Anstieg um 2% gegenüber Vorjahr, Nordamerika ein Minus von 1% und aus Asien wurden +10% gemeldet.

Zu Recht notiert Kakao deutlich niedriger als vor einem Jahr, aus unserer Sicht dürfte aber das Tief bald durchschritten sein. Denn in der nun startenden Saison 2017/18 ist nicht unbedingt mit einem weiteren Produktionsanstieg zu rechnen. Erste Schätzungen für die Elfenbeinküste sind zumindest vorsichtig: Der ivorische Kaffee- und Kakaorat CCC rechnet für 2017/18 mit 1,73 - 1,75 Mio. Tonnen. Gleichzeitig warnt er davor, dass bei den in Ghana aus politischen Gründen höheren Preisen der Anreiz bestehen bleibt, signifikante Mengen ins Nachbarland zu schmuggeln.

Dennoch scheint man sich am Markt auf einen weiteren Überschuss in der Saison 2017/18 einzustellen. Eine Bloomberg-Umfrage unter Händlern und Verarbeitern ergab, dass trotz der Erwartung einer geringeren Ernte in Westafrika und einer weiter steigenden Nachfrage im Mittel mit einem Überschuss von knapp 100 Tsd. Tonnen gerechnet wird.

Die ICCO hält einen weiteren Überschuss, oder gar noch mehrere in Folge, für möglich. Noch ist es aber sehr früh für solche Vorhersagen, denn insbesondere die nächste Zwischenernte ist noch in weiter Ferne. Wir prognostizieren einen Kakaopreis in New York von 1.950 USD je Tonne im vierten Quartal 2017 und erwarten eine moderate Erholung des Kakaopreises im Jahr 2018.


[pagebreak]Auf einen Blick

Zum Vergrößern bitte klicken


Zum Vergrößern bitte klicken


Zum Vergrößern bitte klicken


Zum Vergrößern bitte klicken


Zum Vergrößern bitte klicken


Zum Vergrößern bitte klicken


Zum Vergrößern bitte klicken


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.


Dieser Artikel stammt von Rohstoff-Welt.de

Die URL für diesen Artikel ist: http://www.rohstoff-welt.de/news/artikel.php?sid=63476

© 2007 - 2024 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)

Werbung | Mediadaten | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutz