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Auch der schwache US-Dollar hilft dem Ölpreis nicht mehr

04.08.2017 | 10:46 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Energie

Der Ölpreisanstieg gestern war wieder nicht von Dauer, wobei der erneute Angriff auf die 53 USD-Marke scheiterte und Brent trotz eines schwächeren US-Dollar wieder unter 52 USD je Barrel fiel. Es ist aus vielerlei Hinsicht von Bedeutung, dass der Brentölpreis gemessen in EUR seit Jahresbeginn rund 20% verloren hat. Zum einen hat sich der Ölpreis in der Vergangenheit oft konträr zum US-Dollar verhalten. Zum anderen ist die OPEC von Importen aus Europa abhängig, weshalb die OPEC die EUR-Ölpreise intensiv betrachtet und der Preisrückgang sie vor weitere Probleme stellt.

Die Juli-Ölexporte aus der OPEC sind laut Thomson Reuters erneut um 370 Tsd. Barrel ggü. Juni auf rekordhohe 26,11 Mio. Barrel gestiegen, obwohl Saudi-Arabien, Kuwait und Katar ihre Exporte um fast 400 Tsd. Barrel täglich reduzierten. Man konnte zuletzt erkennen, dass vor allem Saudi-Arabien nichts unversucht lässt, um den Ölpreis zu stützen. Dazu passt auch der Bericht von Bloomberg, dass sich der saudische Ölminister Al-Falih jüngst mit führenden Rohstofffondsmanagern getroffen und die OPEC-Ölstrategie diskutiert hat.

In der Vergangenheit haben die Vertreter der Ölindustrie die Finanzinvestoren meist als unnötigen Störfaktor angesehen. Wir sind jedoch überzeugt, dass all die Maßnahmen, die die OPEC zur "Preisstabilisierung" unternehmen wird – höhere Förderdisziplin, niedrigere Exporte oder eine Verlängerung des OPEC-Abkommens – mittel- bis langfristig zum Scheitern verurteilt sind. Solange die US-Schieferölproduzenten in der Lage sind, ihre Produktion kostengünstig auszuweiten, agieren sie und nicht die OPEC als Grenzproduzenten und bestimmen folglich auch den Preis.


Edelmetalle

Ein zweiter Blick auf die gestern vom World Gold Council (WGC) veröffentlichten Daten zur Goldnachfrage zeigt, dass die Zentralbanken im ersten Halbjahr 177 Tonnen Gold gekauft haben, 95 Tonnen davon im zweiten Quartal. Vor allem Russland, Kasachstan und die Türkei hatten in den letzten Monaten Gold gekauft. Für das Gesamtjahr geht der WGC von Zentralbankkäufen in Höhe von 350-450 Tonnen aus. Dies wäre ein starkes Ergebnis, da die chinesische Zentralbank in diesem Jahr bislang überhaupt kein Gold gekauft hat.

Im letzten Jahr hatten die Zentralbanken ihre Goldreserven um 390 Tonnen aufgestockt. In Bezug auf Indien erwartet der WGC offenbar keine lang anhaltende Kaufzurückhaltung nach der Einführung der Mehrwertsteuer am 1. Juli. Nachdem die Nachfrage im ersten Halbjahr mit knapp 300 Tonnen 30% über dem Vorjahr lag, soll sie sich im zweiten Halbjahr auf bis zu 450 Tonnen belaufen. Wesentlich unterstützt werden soll sie dabei durch eine gute Monsunsaison, die die Einkommen der ländlichen Bevölkerung erhöht.

Hierzu gibt es allerdings auch andere Meldungen aus Indien (siehe auch Agrarrohstoffe). Das Goldangebot wiederum ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 10% gesunken. Dies lag an einer um 20% geringeren Verfügbarkeit von Altgold. Im letzten Jahr wurde laut WGC allerdings außergewöhnlich viel Gold recycelt, da der Goldpreis in der ersten Jahreshälfte stark gestiegen war. Dies hat sich jetzt wieder normalisiert. Die Minenproduktion lag dagegen fast genau auf dem Niveau des Vorjahres.

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Industriemetalle

Der Aluminiumpreis ist wieder leicht zurückgekommen und notiert zum Wochenausklang bei etwa 1.910 USD je Tonne. Vorgestern legte der Preis noch deutlich zu, nachdem wiederholt Gerüchte aufgekommen waren, dass der größte chinesische Aluminiumproduzent, die China Hongqiao Group, seine Produktion stark drosseln könnte (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 2. August). Mittlerweile hat das Unternehmen diesen Gerüchten ein Ende bereitet. Zwar sollen veraltete Produktionskapazitäten im Umfang von über 2 Mio. Tonnen p.a. geschlossen, dafür aber auch neue Produktionsstätten im selben Umfang in Betrieb genommen werden.

An der Produktion soll sich laut Unternehmensangaben nichts ändern. In China gibt es eine Vorgabe der Regierung, dass nur dann neue Aluminiumschmelzen an den Markt kommen dürfen, wenn gleichzeitig alte stillgelegt werden.

Seit dem starken Preisanstieg Ende Juli notiert Kupfer in einer relativ engen Handelsspanne zwischen 6.300 USD und 6.400 USD je Tonne. Die chilenische Kupferproduktion hat sich von dem 43-tägigen Streik früher im Jahr noch nicht wieder vollständig erholt und ist im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 6% gefallen. Hierzu trugen auch schlechtes Wetter, Wartungsarbeiten und geringere Metallgehalte in den Erzen bei. Nach 2,56 Mio. Tonnen im ersten Halbjahr (9% weniger als im Vorjahr) strebt Chile im zweiten Halbjahr laut der staatlichen Kupferkommission Cochilco eine Minenproduktion von etwas mehr als 3 Mio. Tonnen Kupfer an.


Agrarrohstoffe

Die erste Hälfte der seit Anfang Juni laufenden Monsunsaison in Indien verlief auf den ersten Blick zufriedenstellend. Landesweit betrachtet liegen die Regenfälle 1% über dem Normalniveau. Nach zwei Jahren mit unterdurchschnittlichen Monsunniederschlägen ist dies positiv. Denn diese machen ungefähr 70% der Jahresniederschlagsmenge aus und sind daher für die Landwirtschaft von herausragender Bedeutung. Das Problem in diesem Jahr ist aber, dass die Regenfälle nicht gleichmäßig verteilt sind.

Laut staatlicher Wetterbehörde erhielten 58% der Landesteile Regenfälle auf Normalniveau. In einigen westlichen Regionen regnete es dagegen übermäßig (bis zu 26% über normal), in einigen zentral und südlich gelegenen Regionen zu wenig (bis zu 34% unter normal). Dies führt einerseits zu Überflutungen und andererseits zu Dürre. Beides ist schlecht für die heranwachsenden Feldpflanzen. In einigen südlichen Anbauregionen hat es sogar weniger geregnet als während der dürregeplagten Saison 2016, so dass es bereits zu Knappheit von Trinkwasser gekommen ist.

Einem Offiziellen der von der Dürre besonders betroffenen Region zufolge drohen empfindliche Ernteausfälle, wenn es in den kommenden Tagen nicht regnen sollte. Die staatliche Wetterbehörde macht diesbezüglich wenig Hoffnung. Die Erwartung guter Ernten könnte daher enttäuscht werden. Indien ist ein bedeutender Exporteur von Reis und Baumwolle und sorgt mit seiner erratischen Exportpolitik häufig für Preisschwankungen bei Zucker.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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