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2017 – Kurzfristige Korrektur ebnet Weg für höhere Preise

01.12.2016 | 11:52 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG

Die Metallpreise sind in diesem Jahr förmlich nach oben geschossen. Unseres Erachtens hat sich mittlerweile aber beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut und wir erwarten kurzfristig deutliche Preisrückgänge. Mittel- bis langfristig sehen wir höhere Metallpreise. Im nächsten Jahr steht einem an vielen Märkten steigenden Angebot eine unter anderem durch Infrastrukturmaßnahmen bedingt deutlich höhere Nachfrage gegenüber.

Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl hat die Metallmärkte ordentlich durchgeschüttelt. Die Preisreaktion fiel jedoch anders aus als von uns erwartet. Anstatt in Schockstarre zu verfallen oder panikartig zu verkaufen, nahmen die Teilnehmer an den Metallmärkten die Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA nicht nur gelassen, sondern geradezu euphorisch auf. Die Metallpreise und hier allen voran Kupfer, Zink und Blei schossen nach oben. Der LME-Industriemetallindex (LMEX) stieg zwischenzeitlich auf ein 18-Monatshoch von rund 2.857 Punkten (Grafik 1).

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Auftrieb erhielten die Metallpreise von deutlich gestiegenen Aktienmärkten – der Dow Jones Industrial Average notierte auf einem Rekordhoch –, die den höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrückten. Auch wurden die Metallpreise offenbar in Erwartung einer höheren Nachfrage nach oben getrieben. Denn Trump hatte während seines Wahlkampfes nicht nur angekündigt, die Steuern zu senken, sondern auch viel in die Infrastruktur des Landes zu investieren. Explizit erwähnte er zum Beispiel den Bau von Straßen sowie die Renovierung und Instandsetzung von Flughäfen und Brücken. Die potenziellen Impulse der neuen US-Regierung dürften daher ein zentrales Thema im nächsten Jahr bleiben. Die Marktteilnehmer werden wohl mit großem Interesse darauf achten, ob Trump seine Versprechen einhält und Infrastrukturmaßnahmen anstößt. Falls ja, dürfte dies mit einer höheren Nachfrage nach Metallen und Stahl einhergehen. Die USA sind hinter China der weltweit zweitgrößte Konsument von Metallen mit Marktanteilen zwischen 6% und 15%. Unter Trump könnten aber auch Handelskonflikte drohen, zum Beispiel mit China. So hatte Trump in einer Wahlkampfrede China bereits als Währungsmanipulator bezeichnet. Auch wenn dies noch keine formalen Folgen hat, könnte China im Falle eines Konfliktes weniger Material exportieren. Dann wären die Märkte wohl nicht mehr so gut versorgt.

Neben den USA wird das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer wohl auch im nächsten Jahr auf China liegen. Dort hat die Regierung auf der einen Seite zwar Gegenmaßnahmen zur Abkühlung des überhitzten Häusermarktes ergriffen, die sich in den nächsten Quartalen negativ auf die Wirtschaft auswirken könnten. Auf der anderen Seite haben die Zentralregierung und die Zentralbank aber fiskal- und geldpolitische Maßnahmen eingeleitet, um die Wachstumsziele zu erreichen. Nach einem Plus von 6,5-7% für dieses Jahr strebt die Regierung 2017 ein BIP-Wachstum von mindestens 6,5% an. Schon jetzt laufende Stimulierungsmaßnahmen sind hierbei auf Infrastrukturebene zum Beispiel hohe Investitionen in das Stromnetz (über 300 Mrd. USD bis 2020) und der Ausbau des Schienennetzes (über 400 Mrd. USD bis 2020).

Im Oktober hatte das Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie zudem einen Plan für den langfristigen Bedarf wichtiger Metalle veröffentlicht. Demnach soll die chinesische Kupfernachfrage zwischen 2016 und 2020 jährlich um 3,3% auf dann 13,5 Mio. Tonnen zulegen. Stärker wächst die Aluminiumnachfrage (+5,2% p.a.), die 2020 ein Niveau von 40 Mio. Tonnen erreichen soll. Die Nachfrage nach Zink und Blei soll dagegen nur moderat um 1,7% p.a. (auf 7,3 Mio. Tonnen) bzw. um 0,6% p.a. (auf 4,5 Mio. Tonnen) zunehmen. Bei allen genannten Metallen lässt damit zwar die Nachfragedynamik nach, China braucht aber absolut betrachtet deutlich größere Mengen als bisher. Unterstützt wird die Nachfrage laut Ministeriumsangaben dabei unter anderem vom Transportsektor, wo es um Gewichtsreduzierungen geht, von der Aufrüstung des ländlichen Stromnetzes sowie von Fahrzeugen mit neuen Antriebsformen. China wird also auch im nächsten Jahr ein wesentlicher Nachfrager nach Metallen bleiben.

Neben den eher mittel- bis längerfristigen Faktoren dürften 2017 die spekulativen Finanzinvestoren wieder maßgeblich zu den kurzfristigen Schwankungen beitragen. Deutliche Positionsverschiebungen hatten schon in diesem Jahr zu beträchtlichen Preisausschlägen geführt. Ende November waren die spekulativen Finanzinvestor en sehr optimistisch hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung der Metalle positioniert und hatten stark auf steigende Preise gesetzt. Sollte sich daran in den verbleibenden Wochen des Jahres nichts ändern, besteht von dieser Seite zu Beginn des neuen Jahres Korrekturpotenzial. Schließlich könnte diese Anlegergruppe Gewinne mitnehmen.

Wir erachten den Preisanstieg der Metalle seit Ende Oktober für übertrieben. Zwar bestand für die Metallpreise und hier allen voran Kupfer Aufholpotenzial, der Preisanstieg erfolgte jedoch zu schnell und war zu einem Großteil spekulativ getrieben. Gemessen an den S&P GSCI-Subindizes auf Kassa-Basis haben die Metalle die lange Zeit bestehende Lücke zu den anderen Rohstoffsektoren geschlossen (Grafik 2). Sobald sich die Märkte beruhigt haben, dürften sich die Marktteilnehmer wieder auf die Fundamentaldaten der Metalle konzentrieren. Und die haben sich auch mit dem Wahlausgang in den USA bislang nicht verändert. Wir sehen im nächsten Jahr für die meisten Metallpreise zwar Aufwärtspotenzial, allerdings erst nach einer deutlichen Preiskorrektur.

Im Folgenden gehen wir auf die Situation und die Aussichten an den einzelnen Metallmärkten ein.

Nachdem der Kupferpreis Anfang November die psychologisch wichtige Marke von 5.000 USD je Tonne überschritten hatte, was zu technisch-bedingten Anschlusskäufen führte, sprangen spekulative Finanzanleger auf den fahrenden Zug auf und verstärkten den Preisanstieg noch. Kupfer wurde im Zuge dessen im November kurzzeitig über die Marke von 6.000 USD katapultiert. Laut CFTC-Statistik wurden an der Comex in New York in der Woche zum 22. November die Netto-Long-Positionen bei Kupfer auf ein Rekordhoch ausgeweitet. Auch an der LME lagen die Netto-Long-Positionen in den beiden von uns betrachteten Kategorien in der Woche zum 25. November auf Rekordhoch. Der größte Teil des Anstiegs erfolgte hier aber bereits in den Wochen vor der US-Wahl. Auf extreme Positionierungen folgte in der Vergangenheit oftmals eine Gegenbewegung beim Preis. Von dieser Seite besteht also zunächst Korrekturpotenzial (Grafik 3). Dafür spricht auch die sich zunächst entspannende Angebotssituation.

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[pagebreak]Die International Copper Study Group (ICSG) hatte auf ihrer Herbsttagung ihre Prognosen vom Frühjahr zur Angebots-Nachfrage-Situation am globalen Kupfermarkt über den Haufen geworfen. Für 2016 erwartet die ICSG nun einen ausgeglichenen Markt, während sie zuvor von einem Angebotsdefizit ausging. 2017 soll es erstmals seit acht Jahren wieder einen Überschuss geben, welcher mit 163 Tsd. Tonnen zudem beachtlich ausfallen soll (Grafik 4). Die Produktion von Kupferraffinade soll im nächsten Jahr um 1,7% steigen. Den größten Beitrag dazu liefert wie schon in den letzten Jahren China. Die Nachfrage nach Kupferraffinade soll 2017 um 1,0% wachsen. Auch hier spielt China die Hauptrolle. Interessanterweise sieht die ICSG für die Kupferminenproduktion im nächsten Jahr kein Potenzial. Diese soll unverändert auf dem 2016er Niveau verharren, da laut ICSG keine neuen großen Projekte an den Markt kommen. Bezüglich der Minenproduktion 2017 könnte die ICSG mit ihrer Einschätzung unseres Erachtens zu pessimistisch sein. Zwar hinkte die chilenische Kupferminenproduktion in den ersten drei Quartalen knapp 4% hinter dem Vorjahr her. Allerdings hat Codelco, der weltweit größte Kupferminenproduzent, für 2017 die Prämien für nach Europa geliefertes Kupfer um gut 10% und für nach China geliefertes Kupfer um 27% reduziert. Dies deutet auf eine Erholung der chilenischen Kupferminenproduktion im nächsten Jahr – die chilenische Kupferkommission erwartet einen Anstieg um 5,5% – und auf eine weiterhin reichliche Versorgung des Weltmarktes mit Kupferkonzentrat hin. Dafür spricht auch, dass die jährlichen Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) im nächsten Jahr wohl bei rund 100 USD je Tonne liegen werden. Dies macht wiederum für die Schmelzen das Verarbeiten des Kupferkonzentrats zu -raffinade attraktiv. Gerade China könnte daher wie schon in diesem Jahr auch 2017 im Verhältnis mehr Kupferkonzentrat als Kupferraffinade importieren. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass die chinesischen Kupferimporte einbrechen werden, zumal die offiziellen Lagerbestände in China in diesem Jahr deutlich abgebaut wurden.

Die lange Zeit in diesem Jahr niedrigen Kupferpreise und der kontinuierliche Preisrückgang in den Jahren zuvor haben dazu geführt, dass die Investitionen in Kupferprojekte stark zurückgeschraubt wurden. So erwartete das unabhängige Research-Institut CRU Mitte des Jahres, dass bis zum Jahr 2020 nur sechs neue große Kupferminen erschlossen bzw. bestehende Minen erweitert werden. Und selbst von denen könnten sich noch zwei verzögern. Als Gründe nannte CRU zögerliche Kreditgeber, politische Unwägbarkeiten, technische Schwierigkeiten sowie Wasser- und Stromknappheit. Der jüngste Preisanstieg dürfte daran nur unwesentlich etwas ändern. Perspektivisch betrachtet dürfte der globale Kupfermarkt daher wieder unterversorgt sein.

Kurzfristig betrachtet besteht nach dem starken Preisanstieg unseres Erachtens deutliches Korrekturpotenzial bei Kupfer. Mittel- bis langfristig erwarten wir aber höhere Kupferpreise, denn wir gehen von einer Erholung bzw. von einer anhaltend soliden Kupfernachfrage in den wichtigsten Konsumentenländern/-regionen aus. Der Kupferpreis sollte sich daher über der Marke von 5.000 USD je Tonne etablieren und bis Ende 2017 auf 5.600 USD je Tonne steigen.

Der Nickelpreis stieg im Zuge der Euphorie an den Metallmärkten erstmals seit 16 Monaten vorübergehend wieder über die Marke von 12.000 USD je Tonne, um anschließend aber auch schnell wieder rund 1.000 USD nachzugeben. Bis dahin hatte der Preis mehrmals vergeblich versucht, die Marke von 11.000 USD je Tonne zu überschreiten.

Die International Nickel Study Group (INSG) hatte auf ihrer Herbsttagung ihre Schätzung zum Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt für 2016 auf 67 Tsd. Tonnen nach oben revidiert. 2017 soll es ein Defizit in gleicher Größenordnung geben (Grafik 5). Nach einem Rückgang der Nickelproduktion in diesem Jahr erwartet die INSG für das nächste Jahr eine Ausweitung auf 2,05 Mio. Tonnen, bedingt durch eine höhere Nickelroheisenproduktion in China und Indonesien. Allerdings bestünde für beide Länder eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich des erwarteten Produktionsanstiegs. Die Nickelnachfrage soll im nächsten Jahr auf 2,11 Mio. Tonnen zulegen. Treiber hierfür ist laut INSG vor allem die Edelstahlindustrie. Hier soll die Produktion von austenitischen Edelstahlsorten ausgeweitet werden, welche besonders viel Nickel benötigen. MEPS, ein auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisiertes Research-Institut, erwartet, dass die globale Edelstahlproduktion 2016 um 4,2% auf ein Rekordhoch von 43,3 Mio. Tonnen steigt. 2017 soll sie nochmals um knapp 4% auf 45 Mio. Tonnen ausgeweitet werden (Grafik 6). Treiber dabei ist in erster Linie China, das laut Einschätzung von MEPS einen Weltmarktanteil von 53% hat. In diesem Jahr soll in China fast 7% mehr Edelstahl hergestellt werden, im nächsten Jahr nochmals rund 5% mehr. Auch in der EU, in Japan und in Südkorea wird laut MEPS 2017 wieder etwas mehr Edelstahl produziert werden, nachdem diese Region/Länder 2016 leichte Rückgänge verzeichnen dürften. Ähnliches gilt mit deutlicherer Ausprägung für die USA. Außerhalb der Edelstahlindustrie sieht die INSG positive Nachfragetrends für Nickel in der Luftfahrtindustrie und im Batteriesektor.

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Wesentlichen Einfluss auf den Nickelpreis im nächsten Jahr wird die Politik haben, vornehmlich in Indonesien und auf den Philippinen. In Indonesien, dem ehemals weltweit größten Exporteur von Nickelerz, wird zwar aller Voraussicht nach die Genehmigung für Exporte von Konzentraten über Januar 2017 hinaus verlängert. Diese soll aber nur für Unternehmen gelten, die gerade Schmelzen im Land bauen und ist zudem an den Baufortschritt gekoppelt. Mitte Oktober befanden sich laut Regierungsangaben 22 Schmelzen im Bau. Einige Schmelzen seien auch schon relativ weit fortgeschritten. Der Verband der indonesischen Schmelzer und Rohstoffverarbeiter schätzt daher, dass das Angebot an verarbeitetem Metall im nächsten Jahr deutlich steigen wird. Das seit fast drei Jahren bestehende Exportverbot von unbehandelten Erzen (die Vorstufe von Konzentrat) bleibt dagegen wohl bestehen. Dieses hätte Investitionen von rund 5 Mrd. USD ins Land gelockt. Auf den Philippinen wiederum, dem aktuell größten Nickelerzexporteur, drohen der Nickelindustrie Schließungen im großen Stil. Acht Nickelminen wurden schon während der umweltpolitischen Überprüfung der Minen des Landes geschlossen, zwölf weitere Nickelminen müssen gegebenenfalls ihren Betrieb einstellen, sollten diese die aufgedeckten Mängel nicht beheben. Einen konkreten Zeitpunkt für mögliche Schließungen hat die philippinische Regierung bislang aber nicht genannt. Sollte es in Indonesien und/oder auf den Philippinen kurzfristig zu Änderungen kommen, hätte dies wohl Auswirkungen auf die Marktbilanz von Nickel.

Bleibt das Angebot wie von der INSG erwartet im nächsten Jahr knapp, was unser Basisszenario ist, wird der Nickelpreis unseres Erachtens bis Ende 2017 auf 13.000 USD je Tonne steigen. Andernfalls wird es wohl nicht zu deutlichen Preissteigerungen von Nickel kommen.

Auch der Aluminiumpreis hat sich der Rally an den Metallmärkten nicht entzogen und ist im November zeitweise auf ein 18-Monatshoch von fast 1.800 USD je Tonne gestiegen. Zu rechtfertigen war dieser Preisanstieg unseres Erachtens jedoch nicht. Der LME-Preis folgte im Wesentlichen dem starken Anstieg des Aluminiumpreises in China. Dort verteuerte sich das Leichtmetall bis auf fast 15.000 CNY je Tonne und damit den höchsten Stand seit über zwei Jahren.

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[pagebreak]Gerade in China, dem mit einem Weltmarktanteil von rund 55% mit Abstand größten Aluminiumproduzenten, haben die Schmelzen nach den Produktionskürzungen im Frühjahr die zuletzt hohen Preise genutzt und ihre Produktion wieder deutlich ausgeweitet. Im September beispielsweise hatte China gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros fast wieder rekordhohe Mengen Aluminium produziert. Bis Ende Oktober lag die chinesische Aluminiumproduktion nur 2% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Je nachdem, wie stark die Produktion in den verbleibenden Wochen des Jahres noch ausgeweitet wird, könnte sie ein neues Rekordjahr erreichen. In China wurden zuletzt und werden noch vormals stillgelegte sowie neue kostengünstige Produktionsanlagen im Umfang von zusammen mehreren Millionen Tonnen in Betrieb genommen. Dies lässt erwarten, dass auch im nächsten Jahr große Mengen Aluminium in China produziert werden. Zwar steigt der Bedarf von Aluminium im Reich der Mitte, das Angebot wird diesen aber deutlich übertreffen. China wird daher wie bisher wohl auch zukünftig viel Aluminium und Aluminiumprodukte exportieren, womit der Weltmarkt gut versorgt bliebe (Grafik 8).

Industriekreisen zufolge machen die chinesischen Schmelzen bei Aluminiumpreisen oberhalb von 12.500 CNY je Tonne Gewinne. Ende November lagen diese laut dem chinesischen Research-Institut SMM bei umgerechnet etwa 250 USD je Tonne. Neben der Abwertung der heimischen Währung – der Yuan liegt gegenüber dem US-Dollar auf einem 8½-Jahrestief – profitieren viele Produzenten in China noch von subventionierten Strompreisen. Da die Kohlepreise in den letzten Monaten aber rasant gestiegen waren – der Preis für australische Kohle zum Beispiel hatte sich zwischenzeitlich mehr als verdoppelt –, dürfte dies trotz der Subventionen auch Auswirkungen auf die Energiekosten der Schmelzen haben. Energie macht in etwa 40% der gesamten Produktionskosten von Aluminium aus. Darüber hinaus sind die Rohmaterialkosten wie zum Beispiel für Alumina deutlich gestiegen. Auch die Transportkosten haben zuletzt angezogen. Dies könnte die Produktionsausweitung im nächsten Jahr etwas bremsen.

Die globale Aluminiumnachfrage wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach um 5% anziehen. China bleibt dabei einer der größten Nachfragetreiber. Im nächsten Jahr dürfte die Nachfrage in ähnlicher Größenordnung wachsen. Treiber hierfür sind wie bisher der Transportsektor (Autoindustrie und Luftfahrtbranche) sowie der Bausektor. Die höhere Nachfrage reicht unseres Erachtens aber nicht aus, das Angebot vollständig zu absorbieren.

Der globale Aluminiummarkt dürfte unserer Meinung nach gut versorgt bleiben, was gegen einen deutlichen, nachhaltigen Anstieg des Aluminiumpreises spricht. Kurzfristig gehen wir von einer Korrektur aus. Ende 2017 sollte Aluminium dann wieder 1.700 USD je Tonne kosten. Höhere Preise sehen wir nur dann, wenn die Produktion doch nicht so stark ausgeweitet wird.

Die stärkste Preisentwicklung unter den Industriemetallen verzeichnete in diesem Jahr bislang Zink mit einem Plus von zwischenzeitlich 85%. Ende November stieg Zink kurzzeitig sogar auf ein 9-Jahreshoch von 2.985 USD je Tonne (Grafik 9). Seit dem Mehrjahrestief im Januar war Zink in diesem Jahr fast ununterbrochen im Aufwind. Getrieben wurde das hauptsächlich zur Galvanisierung von Stahl verwendete Metall durch umfangreiche Produktionskürzungen in Folge der zuvor stark gefallenen Preise. Rund um den Jahreswechsel 2015/16 hatten mehrere Produzenten innerhalb und außerhalb Chinas angekündigt, 2016 zusammen etwa 10% des Angebots aus dem Markt zu nehmen, um den Preis zu stützen. In den ersten drei Quartalen war die globale Zinkproduktion gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) im Vergleich zum Vorjahr zwar "nur" um 1% rückläufig, dies hat aber dennoch ausgereicht, um den Preis nach oben zu treiben. Die globale Zinkminenproduktion fiel in diesem Zeitraum nach Lesart der ILZSG um 3,5%.

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Die ILZSG hatte Ende Oktober auf ihrer Herbsttagung für den globalen Zinkmarkt ihre bisherige Schätzung mit einem Angebotsdefizit von 349 Tsd. Tonnen für 2016 fast unverändert beibehalten. Auch 2017 soll demnach das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleiben – das Defizit wird mit noch immer hohen 248 Tsd. Tonnen angesetzt. Dies wäre das vierte Angebotsdefizit in den letzten fünf Jahren (Grafik 10). Die Produktion wird sich im nächsten Jahr laut ILZSG spürbar von den preisbedingten Kürzungen 2016 erholen (+2,9%). Die Nachfrage soll ebenfalls an Momentum gewinnen und um 2,1% zulegen.

Allerdings wurde zuletzt schon wieder deutlich mehr Zink produziert. So hat China Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge im Oktober die Zinkproduktion auf 555 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Dies ist der zweithöchste Monatswert überhaupt und er liegt in unmittelbarer Reichweite des bisherigen Rekordwertes von Mitte letzten Jahres (Grafik 11). Auch außerhalb Chinas hatten einige Zinkhersteller im dritten Quartal ihre Produktion spürbar erhöht. Die Angebotslage am globalen Zinkmarkt könnte sich daher schneller entspannen als angenommen. Sollte China die bereits angekündigten Infrastrukturmaßnahmen umsetzen und Trump seine Wahlkampfversprechen wahr machen und ebenfalls große Infrastrukturprojekte in den USA anstoßen, dürfte die Nachfrage nach Zink hoch bleiben bzw. stärker wachsen, so dass der Markt im substanziellen Angebotsdefizit bleibt.

Da das Angebot wohl nicht ausreicht, die Nachfrage im nächsten Jahr zu befriedigen, rechtfertigt dies unseres Erachtens 2017 höhere Zinkpreise. Nach einer kurzfristigen deutlichen Korrektur rechnen wir daher mit einem Anstieg des Zinkpreises bis auf 2.600 USD je Tonne zum Jahresende.

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[pagebreak]Der Bleipreis wurde in den letzten Monaten vom Zinkpreis mit nach oben gezogen und markierte bei rund 2.580 USD je Tonne den höchsten Stand seit über fünf Jahren. Der Preisabschlag zum Schwestermetall beträgt aktuell rund 350 USD je Tonne.

Am globalen Bleimarkt zeigt sich die Situation aber spiegelbildlich zu Zink. Die ILZSG hatte Ende Oktober auf ihrer Herbsttagung den bisher prognostizierten Angebotsüberschuss für 2016 auf 42 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. 2017 soll der Überschuss erstmals seit drei Jahren wieder schrumpfen – auf dann 23 Tsd. Tonnen. Dies wäre dennoch der neunte Überschuss in den letzten zehn Jahren (Grafik 12). Angebot und Nachfrage sollen demnach im nächsten Jahr mit +1,2% bzw. +1,3% annähernd gleich stark wachsen. In diesem Jahr wird die Angebotsausweitung wohl noch das Nachfragewachstum übersteigen, da in Südkorea eine neue Bleischmelze in Betrieb genommen wurde. Die Nachfragedynamik, welche in diesem Jahr noch durch die starke Automobilindustrie getrieben ist, soll sich laut Einschätzung der ILZSG im nächsten Jahr merklich abflachen.

Ähnlich wie bei Zink wurde auch die Produktion von Blei in China zuletzt wieder deutlich ausgeweitet. Diese ist im Oktober auf 390 Tsd. Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit Mitte 2014. Von den Höchstwerten im Herbst 2012 ist sie aber noch weit entfernt. Laut Aussagen des chinesischen Research-Instituts SMM waren die Batterieproduzenten in China Anfang November gut mit Blei versorgt. Deren durchschnittliche Auslastungsrate lag zudem im Oktober laut SMM bei knapp 76% und damit etwas niedriger als im Vormonat. Aussagen des Verbands der chinesischen Nichteisenindustrie zufolge steht die Batterieindustrie für mehr als 85% der chinesischen Bleinachfrage. Die Nachfrage nach Blei von dieser Seite her könnte zunächst also etwas nachlassen. Dafür spricht auch, dass der Verband verschiedene Risiken für die Bleiindustrie sieht, wie zum Beispiel steigende umweltpolitische Einschränkungen, um der Verschmutzung mit Schwermetallen entgegenzuwirken.

Der Bleipreis dürfte es schwer haben, das Momentum der letzten Monate mit ins nächste Jahr hinüberzunehmen. Zumal nach dem Winter erstmal die saisonbedingt starke Nachfrageperiode ausläuft. Allerdings sollte er sich auch nicht entgegengesetzt zu den anderen Industriemetallen entwickeln. Nach einer zwischenzeitlichen Korrektur sehen wir den Bleipreis Ende 2017 bei 2.200 USD je Tonne.

Der Zinnpreis stieg Anfang November vorübergehend auf 22.000 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit August 2014. Mit einem Plus von zwischenzeitlich über 50% weist Zinn hinter Zink unter den Industriemetallen in diesem Jahr die bislang zweitstärkste Preisentwicklung auf.

Die in den letzten Monaten wieder höheren Zinnexporte aus Indonesien, dem mit Abstand größten Exporteur, haben dem Zinnpreis offenbar nur wenig Widerstand geboten. Nachdem im ersten Halbjahr im Durchschnitt monatlich nur gut 4.900 Tonnen Zinn ausgeführt wurden, sind die Exporte seit Jahresmitte immerhin auf durchschnittlich über 5.700 Tonnen gestiegen. Dies reicht aber normalerweise bei weitem nicht aus, die globale Nachfrage vollständig zu befriedigen. Nach zehn Monaten lagen die indonesischen Zinnausfuhren etwa 15% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Indonesien ist der weltweit größte Zinnexporteur und war in den letzten Jahren quasi für die ausreichende Versorgung des Weltmarktes zuständig. Darüber hinaus mussten chinesische Zinnschmelzen in acht Provinzen des Landes wegen umweltpolitischer Überprüfungen zeitweise ihren Betrieb einstellen, so dass China verstärkt Zinnraffinade importiert und so ebenfalls zur Knappheit am Weltmarkt beigetragen hat. Gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) wies der globale Zinnmarkt in den ersten drei Quartalen daher ein beträchtliches Angebotsdefizit von fast 27 Tsd. Tonnen auf.

Im Zuge dessen waren auch die Zinnvorräte in den Lagerhäusern der LME stark abgeschmolzen. Ende Oktober hatten sie mit nur noch unter 3.000 Tonnen den tiefsten Stand seit Juni 2004 markiert (Grafik 13). Von ihrem Jahreshoch im Juni wurden sie binnen weniger Monate um über 60% reduziert. Und von den noch in den Lagerhäusern liegenden Zinnbeständen sind gut 40% bereits zur Auslieferung angefordert, so dass diese Menge dem Markt auch nicht mehr zur Verfügung steht.

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Die im Jahresverlauf stark gestiegenen Preise dürften zu einer Ausweitung der Produktion von Zinnraffinade im nächsten Jahr führen. So hatte PT Timah, der größte indonesische Zinnproduzent, schon im Sommer angekündigt, im nächsten Jahr wieder mehr Zinn produzieren zu wollen. Die Produktion soll demnach um über 20% ausgeweitet werden. Die chinesischen Schmelzen wiederum werden wohl ihre Anlagen ebenfalls Schritt für Schritt wieder anfahren, nachdem die umweltpolitischen Überprüfungen beendet sind. In Bezug auf die Zinnminenproduktion werden die Marktteilnehmer wohl wieder nach Myanmar schauen. Das südostasiatische Land ist seit 2014 ein aufstrebender Zinnminenproduzent und hat sich mittlerweile zur Nummer drei der Welt hochgearbeitet. Das International Tin Research Institute (ITRI) schätzt aber, dass die Zinnproduktion dort im nächsten Jahr leicht zurückgeht, womit der Aufwärtstrend der letzten Jahre gestoppt wäre. Denn die oberirdisch abbaubaren Reserven dort seien weitgehend ausgebeutet. Der Untertageabbau ist mit höheren Kosten verbunden, zudem sinken laut ITRI die Metallgehalte in den Erzen. Allgemein geht ITRI davon aus, dass die meisten neuen Zinnprojekte auf globaler Ebene einen Zinnpreis von bis zu 25.000 USD je Tonne benötigen, um profitabel zu sein. Trotz des zuletzt gestiegenen Preises dürfte daher nur wenig neues Angebot auf den Markt kommen.

Die globale Nachfrage hat offensichtlich die Schwäche des letzten Jahres überwunden – nach drei Quartalen lag sie Daten von WBMS zufolge 4% über Vorjahr. Vor allem die Nachfrage aus der Lötindustrie, die für rund 50% der weltweiten Zinnnachfrage steht, zieht wieder an. So steigt zum Beispiel mittlerweile die Produktion von Halbleitern wieder, wo Zinn zum Einsatz kommt. Aus aktueller Sicht dürfte sich dieser Trend im nächsten Jahr fortsetzen. ITRI schätzt, dass der globale Zinnmarkt 2017 wie auch in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 10-15 Tsd. Tonnen aufweisen wird.

Die solide Nachfrage sollte unseres Erachtens den Zinnpreis unterstützen, so dass sich dieser über der Marke von 20.000 USD je Tonne etablieren sollte. Die wahrscheinliche Angebotsausweitung dürfte einem deutlichen Preisanstieg aber entgegenstehen. Ende 2017 erwarten wir den Zinnpreis bei 21.000 USD je Tonne.

Einen deutlichen Preisanstieg in diesem Jahr verzeichnete auch Eisenerz, welches unter hohen Schwankungen bislang um 85% zulegte und damit selbst die meisten Industriemetalle in den Schatten stellte. Mit rund 81 USD je Tonne wurde Ende November zwischenzeitlich der höchste Wert seit über zwei Jahren erreicht. Eisenerz wurde dabei unter anderem vom starken Anstieg der Stahlpreise in China mit nach oben gezogen.

Das hohe und weiter steigende Angebot steht aber unseres Erachtens im Widerspruch zu den hohen Preisen. Laut Einschätzung der staatlichen australischen Rohstoffbehörde BREE werden Australien und Brasilien, die beiden weltweit größten Eisenerzexporteure, auch im nächsten Jahr ihre Ausfuhren deutlich steigern. Australien wird demnach mit 877 Mio. Tonnen 2017 knapp 8% mehr Eisenerz exportieren als 2016, in Brasilien sollen die Ausfuhren um fast 6% auf 411 Mio. Tonnen zunehmen (Grafik 14).

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Dagegen dürften die Importe Chinas als weltweit größtem Eisenerzkonsumenten deutlich an Momentum verlieren. Sie sollen laut Einschätzung von BREE im nächsten Jahr "nur" noch um 0,7% auf 995 Mio. Tonnen steigen (Grafik 15). Das Wachstum des chinesischen Bedarfs lässt dabei aus verschiedenen Gründen nach. So hat China in den ersten zehn Monaten des Jahres nicht nur deutlich mehr Eisenerz importiert als im letzten Jahr (+9%), sondern wohl auch über Bedarf. Denn die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen waren Mitte November erstmals seit September 2014 wieder auf über 110 Mio. Tonnen gestiegen. Und auch die in diesem Jahr zu beobachtende Ausweitung der chinesischen Stahlproduktion im Zuge der stark gestiegenen Stahlpreise dürfte sich so im nächsten Jahr nicht fortschreiben lassen. Denn zum einen läuft ein Programm der Regierung, bis zum Jahr 2020 100-150 Mio. Tonnen an jährlichen Produktionskapazitäten stillzulegen. Das Ziel für dieses Jahr wurde bereits vor Ende Oktober erreicht. Zum anderen geht die Regierung gegen den kreditgetriebenen Immobilienboom im Land vor, was die Nachfrage nach Stahl dämpfen könnte. Der Weltstahlverband geht davon aus, dass die chinesische Stahlnachfrage 2017 um 2% zurückgehen wird. Daher müsste theoretisch auch weniger Stahl produziert werden, was sich wiederum negativ auf die Nachfrage nach Eisenerz auswirken sollte. Auf globaler Ebene soll die Stahlnachfrage immerhin um 0,5% auf 1,51 Mrd. Tonnen steigen. Diese könnte aber vielleicht etwas höher ausfallen, abhängig davon, wie viele Wahlversprechen (u.a. Infrastrukturmaßnahmen) der neue US-Präsident Trump in den USA umsetzen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich dies unseres Erachtens aber noch nicht greifen. Der feste US-Dollar könnte allerdings das Nachfragewachstum nach Stahl in den USA bremsen, da er das verarbeitende Gewerbe belastet (höhere Produktionskosten).

Wir sehen deutlichen Korrekturbedarf beim Eisenerzpreis. Denn das Angebot wird auf absehbare Zeit die Nachfrage übersteigen. Unseres Erachtens ist ein Preis zwischen 50 und 60 USD je Tonne eher gerechtfertigt als einer zwischen 70 und 80 USD je Tonne. Nach einer zwischenzeitlich starken Korrektur erwarten wir den Eisenerzpreis Ende 2017 bei 55 USD je Tonne.



[pagebreak]Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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