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Kupferpreis aus fundamentaler Sicht zu niedrig06.02.2015 | 12:00 Uhr | Eugen Weinberg, Commerzbank AG
Der Kupferpreis hat wegen der hohen Risikoaversion jüngst mehrjährige Tiefstände verzeichnet. Unseres Erachtens sehen viele Marktteilnehmer die Angebots-Nachfrage-Lage am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr zu optimistisch. Ein unerwartet knapper Markt sollte dem Kupferpreis wiederum Unterstützung geben und zu einer Erholung beitragen. Diese könnte nach dem jüngsten Preisrutsch deutlich ausfallen.
Die fundamentale Lage am Kupfermarkt zeigt sich abgesehen von den steigenden Lagerbeständen angespannter als es die Stimmung derzeit widerspiegelt. So wies der globale Kupfermarkt gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) in den ersten zehn Monaten 2014 ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 532 Tsd. Tonnen auf (Grafik 3). Das im Vergleich zum Vorjahr deutlich höhere Defizit kam durch eine stark gestiegene augenscheinliche Nachfrage zustande, die insbesondere in China höchst dynamisch war. Die Nachfrage stand zudem auf einer breiten Basis, da laut ICSG auch in der EU und in Japan zweistellige Zuwachsraten verzeichnet wurden. Darüber hinaus bestand der ICSG zufolge eine Knappheit an hochwertigem Kupferschrott, so dass vermehrt auf Kupferraffinade zurückgegriffen wurde. Zwar erwartet die ICSG für 2015 erstmals seit sechs Jahren wieder einen Angebotsüberschuss, da die Produktion ausgeweitet werden soll. Allerdings könnten die Erwartungen wie schon in den letzten Jahren zu optimistisch sein. So stehen zum Beispiel in der chilenischen Kupferindustrie turnusmäßige Lohnverhandlungen an, die im Falle von Streiks die Produktion beeinträchtigen können. Chile, der weltweit größte Kupferminenproduzent, plant zwar in diesem Jahr laut Angaben der staatlichen Kupferkommission Cochilco 6 Mio. Tonnen Kupfer zu produzieren, was immerhin einer Produktionssteigerung um 4,5% gegenüber Vorjahr entspräche. [pagebreak]Mit einem Weltmarktanteil von rund 30% verteidigt das Land damit auch klar seine Stellung als größter Produzent. Chile hat aber schon im letzten Jahr enttäuscht und anstatt der avisierten Angebotsausweitung sogar einen Rückgang hinnehmen müssen. Bei den aktuellen Preisen ist unseres Erachtens eine Produktionsausweitung fraglich. Die beiden weltweit größten Kupferproduzenten, Codelco aus Chile und Freeport-McMoRan aus den USA, haben bereits wegen der gefallenen Preise umfangreiche Investitionskürzungen angekündigt. Grundsätzlich dürften bei den aktuell niedrigen Preisen wohl kaum noch neue Projekte vorangetrieben werden - hierzu ist aus unserer Sicht ein Kupferpreis von 6.000-6.500 USD je Tonne notwendig. Nachfrageseitig ruhen unsere Hoffnungen trotz der Wirtschaftsabkühlung auf China. Unter den Marktteilnehmern besteht offenbar die Erwartung, dass die chinesische Zentralbank und die Regierung umfassende Stimulierungsmaßnahmen beschließen werden, um die Wirtschaft zu unterstützen, was sich aber noch nicht in höheren Preisen niedergeschlagen hat. Spielraum hierzu besteht jedenfalls dank der niedrigen Inflationsrate. So wurde bereits angekündigt, 300 Infrastrukturprojekte von über 1 Bio. USD zu beschleunigen. Zudem sollen die Investitionen in das Stromnetz um etwa ein Viertel auf knapp 70 Mrd. USD erhöht werden, was mit einem hohen Bedarf an Kupfer einhergeht. Zu guter Letzt dürfte wohl auch das staatliche Reservebüro die niedrigen Preise nutzen und Kupfer kaufen. Dies sollte sich unter anderem in entsprechend soliden chinesischen Importdaten bemerkbar machen. Schon im letzten Jahr hatte China mit 4,82 Mio. Tonnen eine rekordhohe Menge Kupfer importiert. Unseres Erachtens sehen viele Marktteilnehmer die Angebots-Nachfrage-Lage am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr zu optimistisch. Ein unerwartet knapper Markt sollte dem Kupferpreis wiederum Unterstützung geben und zu einer Erholung beitragen. Den gegenwärtigen Pessimismus halten wir für überzogen. Ende dieses Jahres erwarten wir einen Kupferpreis von 6.500 USD je Tonne. Auf einen Blick [pagebreak] © Eugen Weinberg Senior Commodity Analyst Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Dieser Artikel stammt von Rohstoff-Welt.de
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