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Interview mit einer Legende - Rob McEwen (Gründer von Goldcorp Inc.)

22.11.2010 | 7:47 Uhr | Jan Kneist, Metals & Mining Consult

Jan Kneist: Herr McEwen, zunächst möchte ich Ihnen herzlich danken, dass Sie nach München gekommen sind. In den USA und Kanada sind Sie schon ein “legendärer“ Investor und ich hoffe, dass Ihr Auftritt hier Ihnen auch in Deutschland eine ähnliche Popularität verschaffen wird. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Sie sind für Ihre Anlagen in Goldcorp, Rubicon und einige Junior-Aktien bekannt. Es erinnert an König Midas, denn alles, was Sie anfassen, verwandelt sich buchstäblich in Gold, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Welche Kriterien wenden Sie bei der Wahl Ihrer Investments an?

Rob McEwen: Ich schaue auf Gelegenheiten, auf die der breite Markt nicht schaut, die er sogar meidet. Ich bin etwas opportunistisch und nutze Marktkorrekturen und Anomalien im Markt, wo Unternehmen einfach nicht die Aufmerksamkeit erlangen, aber etwas haben, das wachsen kann. Minera Andes war ein solcher Fall. Ihnen ging das Geld aus, das Markt-interesse war niedrig und sie hatten exzellente Explorationserfolge. Wenn ich zu Goldcorp zurückkomme - wir kauften die Red Lake Mine, die das Hauptasset von Goldcorp wurde. Die meisten der Industrie dachten, es wäre eine Mine ohne Ressourcen, eine Mine vor der Schließung. Ich sah sie als eine Mine mit zu wenig Exploration an. Sie hatten zu wenig in die Exploration investiert.


Jan Kneist: Wem gehörte Red Lake vorher?

Rob McEwen: Wir übernahmen ein Unternehmen namens Dickinson Mines, dem die Mine gehörte. Jemand machte ein Übernahmeangebot, ich kam ins Spiel mit einem besseren Angebot und gewann. Sie hatten viele Schulden, waren unterkapitalisiert. Wir fanden Gold und ich sagte: “Lasst uns das so schnell wie möglich aufziehen und sehen, wie viel mehr wir finden“.


Jan Kneist: Jetzt wissen wir, wie Sie Ihre Investments wählen. Aber wie verabschieden Sie sich wieder? So wie neulich bei Rubicon? Haben Sie einen Lebenszyklus, nach dem Sie entscheiden, zu verkaufen, z.B. wenn der Entwicklungsstatus erreicht wurde? Welche Strategie steht dahinter?

Rob McEwen: Es gab bei Rubicon eine Reihe von Gründen. Ich hatte erstens keine aktive Beteiligung am Management oder im Direktorium, zweitens, ich hatte mein Geld versechzehnfacht, drittens, ich hatte ein paar Unternehmen, die in Zukunft Geld brauchen würden und dachte, dass meine Gewinne dort ähnlich denen von Rubicon sein könnten.


Jan Kneist: Ist Ihre grundsätzliche Herangehensweise eher die eines Goldbugs, der Gold aus grundsätzlichen Überlegungen mag und den es fasziniert, oder haben Sie eher eine Investmentperspektive? Die österreichische Schulde der Ökonomie betrachtet Gold als Grundpfeiler der Währung. Sehen Sie das auch so?

Rob McEwen: Absolut. Unsere monetäre Basis wird zur Zeit durch die Aktionen der Regierungen des Westens entwertet und ich sehe hier kein Ende. Die Abwertungen werden zunehmen und das Ende wird tragisch sein. Jedermann wird versuchen, einen Teil seines Vermögens oder alles zu schützen und Gold ist eins der Mittel, eines der primären Mittel, die man im Portfolio haben sollte. Ein Goldbug bin ich, habe mit der Goldindustrie seit langer Zeit zu tun. Ich bin ein großer Befürworter, Gold im Portfolio zu haben und ich glaube sehr stark, dass die Regierungen nicht wissen, was sie tun. Sie werden sich um uns als Individuen nicht kümmern. Wir müssen uns um uns selber kümmern. Gold ist etwas, dessen Wert die Regierungen nicht beeinflussen können, nur durch das Drucken von Geld. Was Gold angeht, so bin ich in Gold und auch Silber Bullion investiert.



[pagebreak]Jan Kneist: Das wäre die nächste Frage gewesen, Ihre Anlagen in Silber. US Gold besitzt auch eine große Silberlagerstätte. Denken Sie, wie viele andere Redner hier auf der Messe, dass Silber die Preissteigerungen von Gold übertreffen wird? Dass sich Silber beispielsweise verdreifacht, während sich Gold nur verdoppelt?

Rob McEwen: Es gibt eine gute Chance, dass das passiert. Silber hat eine industrielle Komponente, die Gold nicht hat. Ich war immer etwas vorsichtig bei Silber wegen dieser industriellen Seite und weil es ein Beiprodukt der Basismetallproduktion ist.

Genau das waren immer die Argumente der Analysten, die Vorhersagen von flacher Nachfrage und niedrigen Preisen unter 20 $ über viele Jahre (bis 2020 und weiter) gaben, weil sie nur diese Industrienachfrage im Kopf haben und die Investmentnachfrage völlig vernachlässigen.

Wenn man auf das Ratio von Gold zu Silber schaut, so waren wir hier im Hoch bei rund 100, im Tief bei 14 und sind gegenwärtig bei 55. Wenn man glaubt, dass Silber ein alternatives Edelmetall zu Gold ist, dann wird es mit Gold steigen. Dieses Ratio wird sich vermutlich verringern. Wenn sich Gold vervierfacht, im optimistischsten Falle, wird Silber mehr steigen. Ich weiß nicht, welche Flexibilität es gibt, mehr Silber zu produzieren. Vor einigen Wochen wollte ich einiges Silber kaufen und ich konnte innerhalb von zwei Tagen keine Lieferung erhalten, so wie es bei Gold geht. Sie sagten, diese Silber zu bekommen, würde drei Wochen dauern.


Jan Kneist: Wollte Sie Comex-Kontrakte ausüben und es dort herausnehmen?

Rob McEwen: Nein, nicht auf diesem Wege. Ich ging zu einem Händler - die würden das vermutlich so tun - und wollte es dort physisch kaufen. Mein Gold und Silber will ich nur physisch haben, gelagert im Tresor.


Jan Kneist: Und natürlich noch einige gute Minenaktien!

Rob McEwen: Nun, meine Minenaktien sind weiter oben auf der Risikokurve. Ich denke, die ETFs haben viele zum ersten Mal mit Gold in Kontakt gebracht. Und wenn man sich mit der Idee, Gold zu haben, angefreundet hat, dann kann man weitersehen und über das physische Metall hinausblicken., Senior-Unternehmen und Juniors kaufen. Also eine Linie von Bullion zu Seniors und Juniors.


Jan Kneist: Wenn man sich das letzte Jahr (2009) ansieht, dann war es, von Ausnahmen abgesehen, für Halter physischen Materials besser, verglichen mit den Besitzern von Minenaktien. Es gab einige, aber es ist schwer, mit Minenaktien den Anstieg der physischen Metalle zu schlagen.

Rob McEwen: Ja.


Jan Kneist: Dieses Jahr war natürlich phantastisch, aber im Allgemeinen ist es schwierig, besonders wegen der Verwässerungen...

Rob McEwen: Und auch wegen der Währungsschwankungen. Alles bewegt sich. Es gibt eine Präferenz für Gold, weil man keine Managementprobleme hat, keine Regierungen. In den Kursen der Aktien ist jetzt eine Sorge enthalten, dass Regierungen rund um die Welt - und egal, welcher politischen Orientierung - die Bergbauindustrie als einen einfachen Ort für Zusatzsteuern ansehen. Ich denke, dass jeder Investor in Goldaktien bedenken sollte, dass es Zugriffe der Regierungen geben kann. Und es könnten 10 - 15% sein.



[pagebreak]Jan Kneist: Genau das, was kürzlich erst in Australien diskutiert wurde...

Rob McEwen: Ja, wir hatten die Diskussionen in Australien und ähnliche Diebstahl-Aktionen im Kongo. AlleGoldaktion sind unter dieser Wolke der Zweifel, dass ihre Gewinne beschnitten werden. Die Preise der Aktien sind um einiges gestiegen, aber es wird nicht so bleiben. Es gibt noch Anderes. Wenn man sich Barrick ansieht - sie haben 5 Mrd. USD aufgenommen, um ihre Hedge zu schließen und es gibt noch immer einige Unternehmen mit Hedgen.


Jan Kneist: Anglo American zum Beispiel.

Rob McEwen: Ja, und was ich wirklich interessant fand, ist, dass es Barrick, Anglo, Newmont und andere Untenehmen aus dem World Gold Council waren, die die ETFs ursprünglich geschaffen haben, um den Goldmarkt zu stabilisieren. Ich erinnere mich, dass sie, als ich Goldcorp leitete, an mich herantraten, um ein Mitglied des WGC zu werden. Wir sprachen über diese ETFs und was sie erwarteten, was passieren würde. “Nun, es könnte etwas steigen, so 10 Dollar je Unze“. Und was machen Sie damit? “Wir hedgen wieder.“

Ich sagte darauf, dass ich keine Organisation von Hedgern unterstützen werde. Die Leute, die sie (die ETFs) geschaffen haben, waren Hedger und jetzt sind die ETFs größer als jeder von ihnen. Und sie sind verspeist worden. Der Goldpreis ging hoch und hat sie beim Eindecken der Hedge unter Druck gebracht. Das ist Ironie.


Jan Kneist: Denken Sie, dass die ETFs wirklich physisch unterlegt sind? Die immer wiederkehrenden Gerüchte um den SPDR sind bekannt. Es mögen Vehikel sein, die Gold-Investments anziehen, am Ende hat man aber nur Papiere, die einem das Recht geben, physisches Gold zu kaufen. Denken Sie, dass die Zweifel berechtigt sind?

Rob McEwen: Ich habe mir das nicht genau genug angesehen. Ich habe die meisten Derivate angesehen und entschieden, auf sie zu verzichten und dabei bleibe ich.


Jan Kneist: Wir sind fast am Ende jetzt, hätten Sie noch ein letztes Statement?

Rob McEwen: Nun, wenn Sie noch kein Gold haben, dann sollten Sie welches kaufen. Es wird viel höher gehen.


Jan Kneist: Ist am Ende eine große Geldentwertung und die Einführung einer neuen Währung mit wenigstens teilweiser Golddeckung zu erwarten? Dollar und Euro werden sicherlich zerstört werden...

Rob McEwen: Es gibt eine große Verschiebung an den Währungsmärkten. Die Währungen des Westens stecken schwer in Schulden, die des Ostens haben keine Schulden. Sie haben Massen von Geld und sie werden das Spiel kontrollieren.


© Jan Kneist
Metals & Mining Consult Ltd.



Das Interview führte Jan Kneist am Rande der Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse in München am 5. November 2010.


Unternehmen dieses Artikels: Goldcorp Inc.,
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